Wer ist schon normal?

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Mit einer gehörigen Portion Humor erzählte Schwester Teresa Zukic in der Sandberger Kirche aus ihrem Leben und machte ihren Zuhörern Mut für den Umgang mit schwierigen Mitmenschen. Foto: Marion Eckert
Mit einer gehörigen Portion Humor erzählte Schwester Teresa Zukic in der Sandberger Kirche aus ihrem Leben und machte ihren Zuhörern Mut für den Umgang mit schwierigen Mitmenschen. Foto: Marion Eckert

Als skateboardfahrende Nonne wurde Schwester Teresa einst durch das Fernsehen bekannt. Jetzt hielt sie in der Sandberger Kirche einen Vortrag über ihre Einstellung zu den Menschen und wie man glücklich wird.

Gemütlich in eine Decke eingehüllt saß die deutschlandweit bekannte Ordensfrau Schwester Teresa in der Sandberger Kirche. "Solange ich es warm habe, bin ich auch genießbar", teilte sie in einem Nebensatz mit, der aber sehr gut zum Thema ihres Vortrags passte. "Jeder ist normal, bis du ihn kennst." Mit gespannter Aufmerksamkeit hörten die Besucherinnen Schwester Teresa zu, als diese von ihrem Lebensweg ins Kloster, von Ausbildung und Studium und schließlich von der Gründung eines kleinen Ordens erzählte.
Sie berichtete vom Stachelschwein, das wohl jeder Mensch so mit sich herumtrage, von ihrer Berufungsgeschichte und von ihrem Leben. Und sie erzählt den Menschen, wie sie es schaffen, mit ihren Mitmenschen besser zurecht zu kommen.


Kloster statt Sportkarriere

Der Satz aus der Bergpredigt "Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin" veränderte das Leben der gebürtigen Kroatin Teresa Zukic grundlegend. Bis zu jener Nacht, als sie schlaflos im Bett lag und nach dem erstbesten Buch griff, dass sie fand - die Bibel - war sie Leistungssportlerin. Das Bibelwort berührte sie so existentiell, dass sie ihre Leben völlig veränderte. Die geplante Sportkarriere gab sie auf, sie ließ sich taufen und trat in ein Kloster ein.
Um näher an den Menschen dran sein, machte sie das, was die Kinder in dem Bezirk machten, in dem sie tätig war: Sie spielte mit ihnen Fußball und Basketball und fuhr Skateboard. Als "skateboardfahrende Nonne" wurde sie durch die damaligen Fernsehsendung "Schreinemakers Live" über Nacht berühmt.
Schwester Teresa wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, unter anderem dem Bundesverdienstorden. Sie scheint ein wahres Multitalent zu sein. Sie initiiert neue Gottesdienstformen und Kindergottesdienste, komponiert Musicals, kocht und malt aus Leidenschaft und sie reist sehr viel. Bis zu 180 Vorträge hält sie im Jahr.


Frühstück mit Beate Uhse

Sie frühstückte schon mit Beate Uhse, talkte mit Beckmann, jetzt hat sie eine eigene App für das Handy. Und trotz aller Erfolge ist sie eine bodenständige Ordensfrau "zum anfassen" geblieben.
"Mein Leben ist mein Hobby - und das, seit Jesus mein Leben auf den Kopf gestellt hat", lacht sie und zeigt den Menschen auf, wie sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen können, wie sie sich nicht von negativen Denkweisen und Gefühlen den Tag verderben lassen müssen. Doch das sei mit so manchem Zeitgenossen oft gar nicht so einfach, wie sie sagt.
Fehlkäufe könne man umtauschen, aber für Menschen mit kleineren oder größeren Macken und Schönheitsfehlern gebe es keine Umtauschabteilung im Universum. "Wir können aber lernen, sie anzunehmen, denn jeder Mensch ist einzigartig und besonders, mit seinen Macken, Ticks, Allüren und Marotten."
Es sei eine Illusion zu meinen, man selbst sei normal, betont Teresa Zukic. "Wir gehören alle in die Mängelabteilung. Jeder hat seine Schönheitsfehler, innerlich und äußerlich. Keiner ist perfekt."


"Wie die Stachelschweine"

Verletzungen und Kränkungen geschehen im zwischenmenschlichen Miteinander immer wieder, erklärt Schwester Teresa. "Wir müssen uns aber nicht permanent kränken lassen. Wir können aufhören, andere Mitmenschen und die Vergangenheit für unser Unglücklichsein verantwortlich zu machen. Wir können unsere eigenen Gefühle steuern und Situationen neu bewerten."
Oftmals seien Menschen wie Stachelschweine, so die These von Schwester Teresa. Sie stellen ihre Stacheln auf, wenn vermeintliche Gefahr droht und verletzten dadurch andere. "Wie können wir unvollkommenen Menschen lernen, uns mit anderen unvollkommenen Menschen besser zu vertragen?", fragt sie. Denn Menschen, deren Seele durch Stacheln anderer verletzt ist, verletzen wiederum andere.


Nicht bagatellisieren

Schwester Teresa zeigt verschiedene Faktoren auf, von denen es abhängig sei, wie stark sich jemand von einer Kränkung getroffen fühle. Zwar seien Verletzungen und Kränkungen nicht zu bagatellisieren, doch jeder könne entscheiden, ob und wie lang er sich gekränkt fühle.
"Was wir denken, fühlen wir. Negative Gedanken erzeugen negative Gefühle - und natürlich umgekehrt. Unsere Mitmenschen können wir nicht ändern, aber wir selbst können entscheiden, ob wir die negativen Gedanken und Kränkungen zulassen." An praktischen Beispielen machte sie deutlich, wie Sicht- und Denkweisen verändert werden können.
Doch eine Patentlösung für alle Arten von Konflikten hatte sie nicht parat. Sie riet, dem Beispiel Jesus zu folgen, den ersten Schritt zu tun, sich Ermutigung in der Bibel zu holen. Der entscheidende Schritt sei die Vergebung. "Zu vergeben ist schwer, aber es kostet uns so viel Lebensenergie, jemandem böse zu sein."
Ja, und letztlich sei Humor ein guter Ratgeber. Lachen entspanne stressige Situationen. "Wer lacht, kann nicht aggressiv sein."
Zum Abschluss verwies Schwester Teresa auf Gottes unendliche Liebe zu den Menschen. Sich bedingungslos angenommen zu wissen, das mache frei, denn bei ihm müsse niemand perfekt oder "normal" sein. Gott nehme jeden Menschen so an, wie er ist, darauf könne man sich bei Gott immer verlassen.