Mehr als 400 Jugendliche wurden kürzlich von der Gemeinde angeschrieben.
Laura Wilm freut sich. In den vergangenen Tagen hat sie ordentlich Post bekommen. Von den Jugendlichen aus dem Markt Burkardroth. Doch es handelt sich dabei nicht etwa um Liebesbriefe, sondern um Rückantworten einer Fragebogenaktion. Mehr als 400 Jugendliche, die zwischen zwölf und 17 Jahre alt sind und in der Großgemeinde leben, hatte die neue Jugendpflegerin des Marktes Burkardroth gemeinsam mit der Verwaltungsmitarbeiterin Lisa Wehner vor Kurzem angeschrieben.
Ziel der Aktion ist, herauszufinden, welche Freizeitangebote sich die jungen Bewohner wünschen, was sie konkret in ihren Heimatgemeinden vermissen. Die bisherige Resonanz ist erstaunlich. "Ich hätte nicht gedacht, dass viele so schnell antworten. Es zeigt, dass sie sich interessieren", sagt die 23-Jährige dazu.
Jugendräume sind wichtig
Erste Trends unter den Antworten kann die Jugendpflegerin ebenfalls schon ausmachen: So haben bisher überwiegend Teenager aus den Ortsteilen Premich, Stangenroth und aus dem Zentrum des Marktes - Burkardroth, Wollbach und Zahlbach - geantwortet. "Fast alle bemängeln, dass es keinen Jugendraum in ihren Gemeinden gibt", so Laura Wilm. Sie kann das verstehen, nicht nur, weil sie selbst noch jung ist. Auch durch ihre Erfahrung in der Arbeit mit Jugendlichen in Schweinfurt weiß sie, wie wichtig ein solcher Ort ist - für ungezwungene Zusammenkünfte, das "Einfach-nur-Abhängen" sowie für spezielle Veranstaltungen wie etwa gemeinsam einen Film schauen oder Jugenddiscos.
Appell an Hausbesitzer
Besonders jetzt zur kalten Jahreszeit würde ein solcher gebraucht. Deshalb hofft Wilm darauf, dass sich unter all den leer stehenden Häusern in den verschiedenen Ortsteilen des Marktes geeignete Räume finden werden. Allerdings ist sie sich auch bewusst, dass die Eigentümer dazu bereit sein müssen. Deshalb appelliert sie an die Hausbesitzer, darüber nachzudenken.
"Wenn es draußen wieder wärmer ist, treffen sich die Jugendlichen an bestimmten Orten, hier meistens auf den Multifunktionsspielplätzen", weiß sie. Fünf gibt es bereits in der Großgemeinde: in Wollbach, Premich, Katzenbach-Lauter, Waldfenster und Oehrberg. Ein weiterer ist für Gefäll geplant. Dieser soll am Sportplatz der DJK entstehen, jedoch ist noch unklar, wann er gebaut wird. Die Baufirmen der Region hätten momentan so viel zu tun, hatte Daniel Wehner, zweiter Bürgermeister und Ortssprecher von Gefäll, in der jüngsten Bürgerversammlung erklärt. Zudem würden die Firmen enorme Preise für ihre Arbeit verlangen, so dass man im Rathaus auf die sprichwörtlich "besseren Zeiten" wartet.
Zufriedenheit und Kritik
Im Großen und Ganzen sind die Jugendlichen mit dem Outdoor-Angebot im Markt zufrieden, geht aus dem bisherigen Rücklauf der Fragebogenaktion hervor. Dennoch gibt es Kritik. "Vor allem Jüngere aus dem Zentrum berichten davon, dass sie auf der "Multi" regelmäßig von älteren Jugendlichen vertrieben werden", erzählt Laura Wilm. Zudem schreiben sie davon, dass dort nicht nur geraucht und Alkohol getrunken wird, sondern auch allerhand Müll liegen bleibt. Obwohl es die Nutzungsordnung, die Wilms Vorgänger Tobias Meierl mit den Kindern und Jugendlichen der Großgemeinde erarbeitet hat, ausdrücklich verbietet.
Nicht zu viel auf einmal
Lösungen für die angesprochenen Probleme hat die Jugendpflegerin noch nicht parat. Das wäre auch noch zu früh. Denn zunächst möchte sie den weiteren Rücklauf der Fragebogenaktion abwarten. Bis zum Jahresende können die Antworten im Rathaus bei Lisa Wehner abgegeben werden. Außerdem ist Wilm erst wenige Wochen für die gemeindliche Jugendarbeit im Markt Burkardroth zuständig und muss sich noch einen Überblick verschaffen.
Viel Zeit hat sie allerdings nicht dafür. Da sie nur zehn Wochenstunden für die Jugendarbeit in allen zwölf Ortsteilen gebucht ist, muss sich ihre Aufenthalte und Aktionen genau einteilen. "Deshalb habe ich mir vorgenommen, nicht überall ein wenig zu machen. Vielmehr möchte ich immer ein, zwei Projekte intensiv begleiten und nach ungefähr sechs Monaten die nächsten angehen", erklärt sie. Welche genau das sind, wird sie in den nächsten Wochen herausfinden. Nicht zuletzt über die Fragenbogenaktion.
Ideenwerkstatt
Diese ist für die junge Frau aber nur ein Instrument, um den aktuellen Stand bei den Jugendlichen abzufragen und um aufzuspüren, wo sie als nächstes ansetzen muss. In den vergangen vier, fünf Wochen war die Jugendpflegerin zu Gast in der Offenen Ganztagesschule (OGS) der Mittelschule Burkardroth, an der aktuell 71 Jugendliche in den Nachmittagsstunden betreut werden. "Wir haben dort eine Art Ideenwerkstatt abgehalten", erzählt sie. Auch ungezwungene Gesprächsrunden haben stattgefunden, in denen sie mehr über die Jugendlichen und ihre Ansichten erfuhr. "Das hat mir richtig viel gebracht. Es waren gute Gespräche", sagt Laura Wilm.