Trennt der Staat ein junges Paar?

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Hochzeit war am 20. Januar 2012 in Accra. Inzwischen ist Alexandra Hertel schwanger. Foto: privat
Hochzeit war am 20. Januar 2012 in Accra. Inzwischen ist Alexandra Hertel schwanger.  Foto: privat
Ein Herz und eine Seele: Alexandra und Henner Hertel. Foto: Bartl
Ein Herz und eine Seele: Alexandra und  Henner Hertel.  Foto: Bartl
 

Die afrikanische Frau eines Deutschen soll zurück in ihre Heimat, weil ihre Heirat in Ghana bei uns noch nicht anerkannt ist. Die Schwangere will in Sulzthal (Landkreis Bad Kissingen) bleiben, wo sie mit ihrem Mann wohnt. Die Gesetze stehen dem entgegen.

Die junge Frau ist den Tränen nah': Sie wolle in Deutschland bleiben, damit hier ihr Kind gesund zur Welt kommen kann, sagt Alexandra Hertel. Ihr Ehemann Henner (Heinrich) will alles tun, damit ihr Wunsch in Erfüllung geht: "Ich kämpfe weiter." Die Chancen stehen allerdings nicht sehr gut.

Die Studentin (26) aus Ghana und der Kfz-Meister aus Sulzthal sind zwar seit 20. Januar 2012 verheiratet - aber nur nach ghanesischem Recht, nicht nach deutschem. Dazu müsste die Vermählung offiziell anerkannt werden. Das kostet bis zu 1000 Euro, dauert sieben bis acht Monate und ist bislang nicht erfolgt.

Jetzt drohen Konsequenzen. Denn Alexandra Mensah-Onumah ist mit einem Touristen-Visum eingereist, das inzwischen abgelaufen ist. Sie hat dann auf Antrag eine "Fiktionsbescheinigung" bekommen. Damit wird ihr Aufenthalt geduldet. Aber nur bis Sonntag, 9. September.

Und dann? Dann wird sie vermutlich aufgefordert, die Bundesrepublik Deutschland wieder zu verlassen. Komme sie dem nicht nach, könne sie auch abgeschoben werden, sagt Tim Eichenberg. Er ist als Regierungsrat Chef der Ausländerbehörde im Landratsamt Bad Kissingen.

Dass Alexandra Hertel ein Kind erwartet, spielt dabei keine Rolle. Denn die ärztliche Versorgung in Afrika sei nach einer Auskunft des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge zwar nicht mit der bei uns vergleichbar. Aber: "Es ist nicht ersichtlich, warum das Kind nicht auch in Ghana geboren werden kann", heißt es in der fünfseitigen Stellungnahme.

Daran ändert auch ein Attest von Alexandra Hertels Frauenärztin nichts. Danach wäre die Rückkehr nach Ghana ein "unkalkulierbares Risiko für das physische und psychische Wohlergehen der Patientin sowie (...) für das ungeborene Kind." Der Amtsarzt stellte, laut Henner Hertel nach einem Gespräch mit seiner Frau fest, dass "schwerwiegende gesundheitliche Gründe gegen eine Reise ins Heimatland" nicht vorlägen.

Tim Eichenberg: "Wir sind an Recht und Gesetz gebunden. Ich sehe derzeit keine Möglichkeit für ein dauerhaftes Bleiberecht. Es ist auch kein Härtefall gegeben", nur eine "exotische Situation". Alexandra Hertel dürfe aber bleiben, bis über den von ihr gestellten Antrag auf eine Aufenthaltsgenehmigung entschieden sei. Henner Hertel wurde jedoch schon telefonisch vorab informiert, dass er mit einer Ablehnung rechnen müsse.

Allerdings bietet das Gesetz eine leicht skurrile Möglichkeit: Alexandra Hertel müsste heim nach Ghana fliegen und bei der Deutschen Botschaft in Accra ein Visum zur Entbindung in Deutschland beantragen. Das würde wohl erteilt, damit der Vater bei der Geburt dabei sein könnte. Ein Kind der beiden hat die deutsche Staatsbürgerschaft.

Warum hat Henner Hertel die Anerkennung der Hochzeit nicht oder nicht rechtzeitig beantragt? Die dafür notwendigen Papiere hätten nicht vorgelegen. Ansonsten hat er alles getan, was er konnte, um eine Ausweisung zu verhindern. Alexandra Hertel bezieht keiner staatliche Leistung, ihr Mann - "ich zahle alles" - bürgt für sie. Er hat eine Krankenversicherung abgeschlossen und die Vaterschaft offiziell anerkannt (Familienstand laut Urkunde: "verheiratet"). Zudem hat Alexandra Hertel vor einem Notar an Eides Statt versichert, dass die Ehe mit ihrem Henner ihre erste sei. Vorher sei sie nie verheiratet gewesen.

Das alles war nicht vorhersehbar als Hertel die hübsche Management-Studentin, die nicht Deutsch spricht, im Juli 2010 in Accra kennen und später lieben gelernt hat. Die Christin lebte in problematischen familiären Verhältnissen, was alles nicht einfacher machte. Das junge Glück blieb in Kontakt und heiratete.
Das Ehepaar will jedenfalls fest zusammen halten - ganz egal, was da noch kommen mag.