Stadtbibliothek: Geburtstag und ein Wettgewinn

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Die Bibliothek feierte - und viele feierten mit. Foto: Gerd Schaar
Die Bibliothek feierte - und viele feierten mit.  Foto: Gerd Schaar
Auch Spectaculum brachte in Form einer aufführung eine Geburtstagsständchen
Auch Spectaculum brachte in Form einer aufführung eine Geburtstagsständchen
 
Orientalische Tänze unter der Regie von Morgiana Christiane Aul.
Orientalische Tänze unter der Regie von Morgiana Christiane Aul.
 
Stolz auf dfas Spendenergebnis waren die Gymnasiasten. Sie konnten Karin Wengerter 3637 Euro übergeben.
Stolz auf dfas Spendenergebnis waren die Gymnasiasten. Sie konnten Karin Wengerter 3637 Euro übergeben.
 
Konrad Albert
Konrad Albert
 
Die Waschweiber warteten mit lokalen Spitzen auf (v.l.) Gerda Walz, Christel Harmgarth, Angelia Gensler, Brigitte Keidel.
Die Waschweiber warteten mit lokalen Spitzen auf (v.l.) Gerda Walz, Christel Harmgarth, Angelia Gensler, Brigitte Keidel.
 
Kinderschminken bei Julia Keidel. Die dreijährige Sara genießt es.
Kinderschminken bei Julia Keidel. Die dreijährige Sara genießt es.
 
Die "Waschweiber"
Die "Waschweiber"
 
Kinderkisten-Workshop mit der Buchstabenbäckerei (v.l.) Philipp, Henrik und Moritz.
Kinderkisten-Workshop mit der Buchstabenbäckerei (v.l.) Philipp, Henrik und Moritz.
 
"The Timewalkers" mit Malte Schilling (Gitarre) und Frederik Keller (Posaune).
"The Timewalkers" mit Malte Schilling (Gitarre) und Frederik Keller (Posaune).
 
Glückwünsche nahm Leiterin Karin Wengerter von Brigitte Keidel entgegen, die in die Rolle einer Putzfrau geschlüpft war.
Glückwünsche nahm Leiterin Karin Wengerter von Brigitte Keidel entgegen, die in die Rolle einer Putzfrau geschlüpft war.
 

Die Hammelburger Stadtbibliothek wurde 25 Jahre und präsentierte sich so jung wie eh und je. Sie ist weit mehr als eine bloße Ausleihstelle von Büchern und anderen Medien.

Die Bibliothek feiert Geburtstag - und ganz Hammelburg feiert mit. Zum 25-jährigen Bestehen machten Leser der Einrichtung das schönste Geschenk: Mit einem Programm, so originell, vielfältig und abwechslungsreich, wie sich sonst in all den Jahren vor allem die Stadtbibliothek selbst präsentiert. Sie ist eben mehr als eine bloße Ausleiheinrichtung.

"Vital, nicht angegraut, höchst kreativ und generationenübergreifend" nennt Bürgermeister Ernst Stross die Stadtbibliothek. Sie sei ein "attraktiver Anlaufpunkt des Mittelzentrums Hammelburg". Dankbar traf sein Blick das engagiert kreative Büchereiteam samt Leiterin Karin Wengerter. Stross erinnerte aber auch an die Anfänge dieser städtischen Einrichtung vor 25 Jahren, die auf die Altbürgermeister Elmar Hartung und Karl Fell zurückgehen.

"Öffentliche Bibliotheken von heute sind keine bloßen Ausleihstellen wie vor 25 Jahren", wies
Diplombibliothekar Stephan Niemeyer von der Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen, Außenstelle Würzburg, auf die Veränderungen bis heute hin. "Unsere Büchereien haben eine große Breitenwirkung", scheute Niemeyer den Vergleich mit der Besucherzahl von Fußballoberligen keinesfalls. In angenehmer Atmosphäre seien Büchereien die Kontaktstelle nicht nur für Kinder und Schüler, sondern auch für Eltern, Schulen und das übrige Bildungswesen. "Karin Wengerter, ihr Team und Freundeskreis-Partner sind hier in Hammelburg überdurchschnittlich kreativ und gelten als eine der regsten Stadtbibliotheken in Unterfranken", gratulierte Niemeyer.


Leser zwischen zwei und 80 Jahren

Zwischen zwei und weit über 80 Jahre alt seien die Leser, bestätigte Wengerter. Bis nach Geldersheim reiche die Leserstammkundschaft. Der besondere Dank der Bibliotheksleiterin galt dem unterstützenden Freundeskreis "Lesezeichen" mit Eberhard Munz an der Spitze. Gefreut hatte sich das Büchereiteam auch über den Spendenscheck in Höhe von 3637 Euro, den die Gymnasiasten des Frobenius-Gymnasiums nach ihrem P-Seminar jetzt überreichen konnten. In der Geldsumme waren die Spenden und Einnahmen inklusive der Lesenacht vor wenigen Wochen enthalten. Die Wette gegen die Stadträte haben die Schüler mit Überschreitung der 2000-Euro-Grenze an Spendengeld also gewonnen. "Unser Einsatz hat sich gelohnt", freute sich Gymnasiastin Lilli Schmitt, und ihr Schulkamerad Maximilian Ebert war stolz über die Höhe des Schecks.

Bequem kann der Leser in der Stadtbibliothek heutzutage schon im Internet per Online-Katalog nach interessanter Literatur suchen, unterfrankenweit per FindUthek. Seit einem halben Jahr ist der Büchereikontakt auch über "facebook" mit dem Handy möglich.

Über 8000 Kinder- und Jugendbücher, 8300 Sachbücher, 5000 Romane, etwa 40 Zeitschriften-Abonnements, 590 Kinder-CDs, 810 übrige CDs, 290 Hörbücher, 280 Spiele, 130 CD-ROMs und 530 DVDs sind greifbar. Auf mehreren Etagen im Roten Schloss laden verschiedene Leseräume der städtischen Bücherei und eine Kinderbibliothek mit Lesewiese und echtem Hochsitz zum Schmökern vor Ort ein. "Ich hätte nie gedacht, dass ich länger als fünf Jahre in diesem Job bleibe", erinnert sich die Büchereileiterin, Diplombibliothekarin Karin Wengerter, an die Anfangszeit.

"1987 ist die Bücherei ins Rote Schloss eingezogen", erzählte Brigitte Keidel zum Geburtstagsfest die Geschichte aus ihrer Rollenansicht als Putzfrau Hilde in heimischer Mundart. Zuvor habe es eine Buchausleihe dort gegeben, wo jetzt der Wein verkauft werde, deutete sie auf das Rathaus. "So hochwertig war das damals nicht", kommentierte Keidel. In ihrer Putzfrauenrolle stolperte sie beim Säubern immer öfter über Neues: zum Beispiel Lesebiotop, Musiktruhe, Computer oder Hochsitz. "Jedes Mal wenn Wengerter wieder auf einem Seminar war, gab es Überraschungen hier."


Ständige Weiterentwicklung

Schon 1938 habe der Verein Frohsinn seinen Buchbestand im Wert von 500 Reichsmark der Stadt Hammelburg geschenkt, hatte Wengerter die Vorgeschichte der Bücherei recherchiert. Die Schränke dafür seien aus der Gefängnisverwaltung Nürnberg gekommen: "Im Wert von fünf Kilo Eisenscheinen", so Wengerter. Nach Kriegsende 1945 meldete man Totalschaden der damaligen Bücherei. Alle Bücher waren entweder gestohlen oder verbrannt.

Doch schon ein Jahr später gab es einen Neuanfang für eine Stadtbücherei, abwechselnd in verschiedenen Rathauszimmern. 1962 wurde der Kohlenkeller zur Bücherei umgebaut und bis 1987 dafür genutzt. Unter Altbürgermeister Karl Fell beschloss der Stadtrat 1982 den Umzug der Bücherei ins Rote Schloss. Am 24. Oktober 1987 wurde die neue Bücherei eröffnet.

"Seitdem haben wir uns ständig weiter entwickelt", so Wengerter. Gruppen und Vereinen werde hier ein Forum geboten. Den ersten Internet-PC habe es zum Ende der 90er Jahre gegeben, die eigene Homepage seit 2001. Zu wesentlichen Aufgaben zählen die Bereiche Leseförderung, lebensbegleitendes Lernen und Unterhaltungsliteratur. Künftig werde der Bestand auch auf eBooks und Bluerays erweitert, so der Wunsch des Teams. Diesem Büchereiteam gehören zurzeit auch Christine Reimann, Sabine Löber, Monika Schaupp, Conny Hälbig und Karin Stapper an.