Am Vorabend entführte Pianist Igor Levit seine Zuhörer im Regentenbau Bad Kissingen auf eine emotionale Reise. Morgens trifft er sich mit Lesern der Saale-Zeitung zum privaten Brunch. Er zeigt sich charmant, pointiert und sehr persönlich.
Igor Levit ist offensichtlich gut gelaunt. Ganz entspannt sitzt er auf der Terrasse des Kurgartencafés und genießt ein Glas frisches Orangensaft. Dazu gibt es Körnerbrötchen, Croissants, üppige Wurst- und Käseplatten und viel frisches Obst. "Da gibt es also dieses Stück." Der 26-jährige Pianist gestikuliert kurz mit seinem Marmeladenbrötchen, bevor er hineinbeißt. "Dieses Stück wurde noch nie aufgeführt. Es ist von 1926 und dauert, man vermutet, vier Stunden." Dieses komplexe Werk interessiert ihn "wahnsinnig", sagt er. Er werde wohl Jahre damit verbringen, das Werk zu entschlüsseln und einzuüben.
Mit Levit beim "Künstler-Frühstück" in der Sonne sitzen sechs Leser der Saale-Zeitung, die ihm interessiert zuhören und Fragen stellen. Warum er sich mit diesem Stück befasse, möchte Redakteur Thomas Ahnert, der das Treffen moderiert, wissen: "Wegen der Musik oder der Grenzerfahrung?" - "Beides", antwortet der Künstler.
Das Gespräch dreht sich um Levits künstlerisches Schaffen, darum wie er seine Klavierprogramme zusammenstellt und wie er Bad Kissingen und den Kissinger Sommer erlebt. Levit plaudert über sein herzliches Verhältnis zu Intendantin Kari Kahl-Wolfsjäger. "Sie setzt sich wirklich für ihre Künstler ein." Er habe Ärger mit einem Dirigenten gehabt, habe sich von ihm grundlos angegriffen und erniedrigt gefühlt. Die Intendantin bereinigte die Angelegenheit. "Das werde ich ihr nie vergessen."
Leserin Hedwig Schäfer aus Bad Kissingen war bei Levits Auftritt am Vorabend anwesend. "Es war eine wunderbare, emotionale Reise", schwärmt sie. "Sie hatten sich in ihr Spiel rein gesteigert. Das hat man an Ihren Augen gesehen", lobt sie den Pianisten. Der wiegelt charmant ab: "Ich weiß gar nicht, wie ich ausschaue, wenn ich spiele. Aber ich will es vermutlich auch gar nicht wissen." Levit macht nicht nur als Musiker sondern auch auch als Gesprächspartner hörbar Eindruck.