Trotz Facebook-Hetze: CSU hält an umstrittenem Bürgermeister-Kandidaten fest

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Am Ortseingang von Oberleichtersbach wirbt die CSU für ihre Kandidaten. Der Kreisverband hält derweil am Bürgermeister-Kandidaten Oliver Fell trotz Kritik weiter fest. Foto: Ulrike Müller
Am Ortseingang von Oberleichtersbach wirbt die CSU für ihre Kandidaten. Der Kreisverband hält derweil  am Bürgermeister-Kandidaten Oliver Fell trotz Kritik weiter fest. Foto: Ulrike Müller

Der CSU-Kreisverband Bad Kissingen geht trotz aller Kritik nicht auf Distanz zum Bürgermeister-Kandidaten Oliver Fell in Oberleichtersbach. Dieser hat bis zum Sommer 2019 auf seinem Facebook-Profil AfD-Postings, fremdenfeindliche Hetze oder auch Mobbing gegen die Grünen geteilt.

Der CSU-Kreisverband Bad Kissingen hält an Oliver Fell, dem umstrittenen Bürgermeisterkandidaten in Oberleichtersbach (Landkreis Bad Kissingen), fest. Nach einer Sitzung sagte Vorsitzender Sandro Kirchner, der Kreisvorstand habe die Haltung des CSU-Ortsverbands Oberleichtersbach "tolerieren müssen".

Laut der Ortsvorsitzenden Michaela Fuß ist der Kandidat ein "ordentlicher Bürger", der für christlich-soziale Werte eintrete. Für seine früheren rechten und menschenfeindlichen Kommentare bei Facebook habe er sich entschuldigt. Seit Fell im September CSU-Mitglied wurde, habe es solche Äußerungen nicht mehr gegeben.

Fremdenfeindlichkeit und Mobbing via Facebook

Auf seinem Facebook-Acount teilte Fell bis zum Sommer letzten Jahres AfD-Postings, fremdenfeindliche Hetze oder auch Mobbing gegen die Grünen.

Kirchner betont, der Kreisvorstand distanziere sich von "jeder radikalen Sichtweise". Rechtes und rassistisches Gedankengut habe keinen Platz in der CSU.

Fell aber solle, nachdem er "Fehler" eingeräumt habe, eine "Chance" bekommen, sagt Steffen Hörtler, einer der stellvertretenden Kreisvorsitzenden. Alle demokratischen Parteien sollten "Leute, die dummes AfD-Zeug verbreiten, auffangen und nicht ausgrenzen".

Unverständnis bei Grünen und SPD

Bei Grünen und SPD im Landkreis Bad Kissingen stößt der Kurs der CSU auf Unverständnis. Wenn die Partei an Fell festhalte, nehme sie billigend in Kauf, "einem erwiesenermaßen nicht geeigneten Kandidaten mit öffentlich bekundeten Sympathien für AfD-Positionen, ins Amt zu verhelfen", so Petra Winter, die Sprecherin des Kreisvorstands der Grünen.

Die Distanzierung von seinen Äußerungen "bei gleichzeitig fortdauernder Unterstützung mit CSU-Listenstimmen, Wahlmaterial und Werbung" sei unglaubwürdig. Zudem widerspreche sie dem Abgrenzungskurs gegenüber der AfD, den Markus Söder seiner Partei verordnet habe.

Der Bad Kissinger Kreisvorsitzende der ödp, Waldemar Bug, unterstützt den offenen Brief von Grünen und SPD. "Oliver Fell hat in der jüngeren Vergangenheit Gedankengut gehegt, dass in einer Demokratie nichts zu suchen hat", sagt er. "Er kandidiert zudem für den Kreistag. Es besteht die Gefahr, dass dieses Gedankengut dadurch auf Kreisebene landet."

Trotz Nachfrage: CSU-Spitze schweigt

Die Münchner CSU-Spitze hatte sich trotz mehrfacher Nachfrage nicht zu den Vorgängen in Oberleichtersbach äußern wollen. Man überließ die Entscheidung allein den Parteigremien im Landkreis Bad Kissingen. Unterdessen hat sich aber mit Matthias Düchs ein erster Parteifunktionär aus Unterfranken öffentlich von Kirchners Kurs distanziert.

Bei Facebook schreibt der Ortsverbandsvorsitzende von Gaukönigshofen (Landkreis Würzburg), der bei der Kommunalwahl für den Kreistag kandidiert, die Kandidatur Fells gehe für ihn als CSU-Mitglied nicht. Düchs: "Seine Gesinnung kann sich nicht in so kurzer Zeit geändert haben."

Michael Czygan und Johannes Schlereth