Starke Gefühle im Bären-Saal

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Christiane Genth im Münnerstädter Bären-Saal. Hartmut Hessel
Christiane Genth im  Münnerstädter Bären-Saal. Hartmut Hessel

Zur "gepflegten Abendunterhaltung" hatte Christiane Genth, die sich im wahren Leben "Milli" nennen lässt, eingeladen.

Das klingt ein wenig nach Dresscode, doch die "Multi Media Show" im Bären-Saal zeugt von einer weiteren Variante der Erzählkultur, die sich seit einiger Zeit in Münnerstadt einen guten Namen macht. Natürlich hat sich die vielseitige Münnerstädterin in ihren Textbeiträgen auch kurz in einem Seitenhieb zum Rathaus geäußert, hauptsächlich ging es ihr aber darum, ihre Persönlichkeit wieder in den Teil Münnerstadts zu stellen, der sie seit rund zwei Jahren mit bangem Hoffen durch eine schwere Zeit begleitet hatte. Dazu, zu ihrer Krankheit und der Genesung, bekennt sich die Musikerin und Malerin, die Texterin und Komponistin mit starken Gefühlen an diesem Abend vor einem sehr dankbaren Publikum.

Das Handwerkzeug, Laptop, Dia-Projektor, Gitarre und Keyboard wurde unterschiedlich miteinander vernetzt, und technische Assistentin Maria Sattler unterstützte die Allrounderin Milli Genth bei der Programmgestaltung. Die gut zwei Stunden waren geprägt von vielen Lebenserinnerungen. Das begann mit einem Potpourri an Werbe-Einblendungen in Wort und Bild."Ich liebe Werbesendungen" ließ Milli ihre Zuhörer wissen, um mit dem selbst geschnittenen "Schaumal-Shampoon"- Video und dem begleitendenden Song dazu eins drauf zu setzen.

"Putzen" als Videoschnitt oder die folgende "Folia-Phobie" (Laub-Ächtung) hatten irgendwie etwas Reinigendes, denn es geht in erster Linie um Beseitigung. Was sich erst als grausame Tat, doch bei näherem Hinsehen um Ordnung in Gedanken und Werten herausstellt, war der aktiven Landschaftsgärtnerin ein sehr verschmitztes Lächeln wert. Überhaupt das Lächeln, Milli Genth findet bei allen ihren Themen in der Freundlichkeit ihren Konsens. Nichts wird ohne Augenzwinkern gebracht, jeder Programmpunkt findet einen Ausweg. Er bleibt nicht in der Kehle stecken, Bier, Wein und Wasser können geräuschlos fließen. Das Mundwerk des Publikums ist zum Nichtstun verurteilt, weil es Milli Genth gelingt die Aufmerksamkeit hoch zu halten.

Die Video-Tribologie "Was wird kommen?", "Etwas denken!" und "ein neues Leben schenken" hatte bei aller bildnerischen Skurrilität etwas Leichtes und Fröhliches zu bieten. " My Home Town" ein echtes Liebeslied der 46-jährigen, die die meiste Zeit ihres Lebens in Münnerstadt verbracht hat, geriet zweimal - auch als Zugabe - zu einem Vorhang, der Schatten sichtbar machte, die jedoch vor dem Herzen kapitulieren.

Niemand wird sich den Texten Milli Genths verschließen, schon weil sie aus Allerweltsthemen eine Kunstform macht. Das Gedicht des "Li-la -Langeweilers" zum Beispiel weckt Egoismen in einem selbst, von denen jeder glaubt, dass sie nur bei anderen existieren. Das "Wow!" im Applaus war aller Ehren wert.

Milli Genth hat ihre Vielseitigkeit unter Beweis gestellt. Sie hat gezeigt, dass sie als Künstlern wieder da ist, als Malerin im Frühjahr mit neuen Bildern im Altstadt-Café, und jetzt als Entertainerin im Bären-Saal. Die lokalen Kulturschaffenden lassen die Vitalität eines Ortes manchmal über sich hinauswachsen.