Fester Fahrplan für die Energiewende

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Freiflächen-Photovoltaikanlagen dürfen in Münnerstadt nur noch gebaut werden, wenn sie in bürgerlicher Hand und kommunaler Verantwortung betrieben werden. Ein Kriterienkatalog für neue Anlagen, wird gerade erstellt. Foto: Thomas Malz
Freiflächen-Photovoltaikanlagen dürfen in Münnerstadt nur noch gebaut werden, wenn sie in bürgerlicher Hand und kommunaler Verantwortung betrieben werden. Ein Kriterienkatalog für neue Anlagen, wird gerade erstellt. Foto: Thomas Malz

Für künftige Anlagen in bürgerlicher Hand und kommunaler Verantwortung müssen noch einzelne Kriterien festgelegt werden, damit die Anlagen verträglich mit Natur und Landwirtschaft sind.

Nachdem die Stadt Münnerstadt ihre Energiewende selbst in die Hand genommen hat, geht es nun an die Details. Klimaschutzmanager Stefan Richter stellte jetzt einen Kriterienkatalog für die Errichtung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen vor, bei dem einzelne Punkte von einer Arbeitsgruppe des Stadtrats noch festgelegt werden müssen. Das soll bereits am Samstag, 7. Mai, geschehen. Dieser Kriterienkatalog soll Münnerstadt helfen, eine optimale Standortwahl und die dringend notwendige Planungssicherheit zur Aufstellung der Anlagen zu erlangen.

Nach einem detaillierten Zeitplan soll die erste Anlage dieser Form im Frühling 2023 ans Netz gehen und dann von einer städtischen oder bürgerschaftlichen Gesellschaft übernommen und betrieben werden. Der Stadtrat hatte im März einstimmig festgelegt, bis zur Fertigstellung des Kriterienkatalogs keine Freiflächen-Photovoltaikanlagen mehr zuzulassen und auch danach nur dann, wenn die Anlagen in bürgerschaftlicher Hand und kommunaler Verantwortung betrieben werden. Die Stadt will sich so zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien selbst versorgen und die Wertschöpfung im Stadtgebiet belassen.

Stefan Richter stellte den Kommunalpolitikern kurz den Kriterienkatalog vor. So dürfen solche Freiflächenanlagen von Wohngebäuden nicht sichtbar sein, es sei denn es liegt das Einverständnis der Betroffenen vor. Die Einzäunung besteht aus natürlichem Material und darf kein Hindernis für Kleintiere sein. Nach der Aufstellung hat auf der Anlage eine bodenangepasste Ansaat mit regionalen Saatgut zu erfolgen. Auf Böden von guter bis sehr guter Qualität dürfen keine PV-Anlagen errichtet werden. "Die Bodenqualität ist ganz entscheidend", sagte Stefan Richter dazu. Der Kriterienkatalog beinhaltet bereits, dass die Artenvielfalt auf den Flächen aktiv gepflegt und gefördert werden muss und die finanzielle Beteiligungsmöglichkeit über ein Vorzeichnungsrecht für die Bewohner der direkt benachbarten Stadtteile und Nachbargemeinden erfolgt.

Noch festgelegt werden muss unter anderem, wie groß groß die Freiflächenanlagen im Verhältnis zur Gesamtfläche sein dürfen und wie hoch die Pacht oder der Kaufpreis der Flächen maximal sein darf. Den Zeitplan habe er aktualisiert, sagte Stefan Richter. Wenn der Kriterienkatalog fertig ist, werde er auf die einzelnen Stadtteile gehen, um das Projekt vorzustellen. "Das ist mir sehr wichtig", betonte er. "Eigentlich könnten wir ab 1. Juli loslegen, weil ich dann ein Büro habe, von dem aus wir handeln können." Ab dann wird es am Marktplatz einen Anlaufpunkt für die Bürger geben. Wie Bürgermeister Michael Kastl erläuterte, wird das Büro im ehemaligen Spielzeuggeschäft Behrschmidt eingerichtet (Bericht folgt).

Stefan Richter stellte bei der jüngsten Stadtratssitzung auch bereits eine Gebietskulisse vor, die auf der Planung der Regierung von Unterfranken beruht. Daran lässt sich ablesen, wo Freiflächenanlagen unproblematisch sind und wo nicht. Für diesen Abend wollte der Klimaschutzmanager einen Beschluss des Stadtrats, den er auch einstimmig bekam: Es wird eine für alle Mitglieder des Stadtrats offene "Arbeitsgruppe Flächenphotovoltaik" gebildet. Aufgabe der Arbeitsgruppe ist die Erarbeitung eines Kriterienkatalogs für die Identifizierung von geeigneten Flächen sowie die Darstellung einer Gebietskulisse als Grundlage für die planerischen Entscheidungen des Stadtrats.

"Alle Stadtratsmitglieder können kommen, keiner muss", sagte Michael Kastl zu der offenen Arbeitsgruppe. Inzwischen ist das Treffen am 7. Mai terminiert. Es sei das Gebot der Stunde, solchen Strom zu produzieren, bekräftigte der Bürgermeister noch einmal. Es melden sich auch immer mehr Gemeinden, die beim Netzwerk Klimaschutz dabei sein wollen, sagte Stefan Richter dazu. "Klimaschutz und Energiewende ist keine Frage mehr, die Frage ist, wie. Wie hoffen, dass es bald los geht."