Zum Bürgergespräch ins katholische Pfarrheim hatte die Rannunger Bürgerliste, die vier Gemeinderäte stellt, erstmals eingeladen.
Die Bürger erfuhren, was in der laufenden Wahlperiode bisher geschehen ist und nutzten ausgiebig die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Kritik zu üben. Gemeinderat Harald Klopf warf Bürgermeister Fridolin Zehner (CSU) vor, Beschlüsse des Gemeinderates ignoriert zu haben. Bernd Salomon, der Vorsitzende der Bürgerliste, freute sich, dass über 30 Bürger zu diesem Bürgergespräch gekommen waren. Dies sei ein Zeichen, "dass die Arbeit, die wir machen, nicht umsonst ist." Er kündigte an, dass diese Veranstaltungen in Zukunft zweimal pro Jahr stattfinden sollen.
Gemeinderätin Yvonne Seufert erwähnte in ihrem Rückblick auf die 2014 begonnene Wahlperiode unter anderem die Sanierung des Feuerwehranwesens, die Anschaffung des neuen Feuerwehrfahrzeugs, und den Radweg nach Pfändhausen, der zum größten Teil vom Landkreis übernommen wird. Das Kanalnetz wurde digitalisiert, um Leckstellen zu finden; zwei Ortungsgeräte für Lecks wurden angeschafft. Mit dem Radweg nach Pfersdorf soll dieses Jahr begonnen werden.
Im Herbst soll Baubeginn für den Schul- und Kirchplatz sein. "Besser wird‘s nicht" meinte sie zur Frage nach der Sanierung der Mehrzweckhalle. Zusammen mit ihrer Kollegin Sybille Büttner schilderte sie ausführlich die Arbeit des Arbeitskreises Innenentwicklung. Die Umfrage unter den Bürger habe eine Rücklaufquote von 85 Prozent gehabt, da die Fragebögen wieder abgeholt worden seien. Zur geplanten Seniorentagesstätte in der Gemeinde sei ein Vorvertrag mit einem Bauträger abgeschlossen worden, der einen Betreiber suchen will.
In Sachen Leerstände im Ortskern gebe es Bewegung, denn die Eigentümer seien angesprochen worden. Die Ausweisung als Sanierungsgebiet bringe Steuervorteile für Sanierer und ein Förderprogramm gebe es auch. Harald Klopf kritisierte in diesem Zusammenhang, dass der Bürgermeister nicht bereit gewesen sei, die Besitzer von freien Bauplätzen anzusprechen, sondern nur, sie anzuschreiben.
Sehr ausführlich ging Harald Klopf auf die Diskussionen um das Trinkwasser und das Abwasser ein, die in den letzten Jahren im Gemeinderat geführt wurden. Bekanntlich sind die Trinkwasserverluste in den Leitungen unerklärlich hoch. Vor allem seit dem Anschluss der Gemeinde an die Verbandskläranlage in Geldersheim wird eine viel größere Abwassermenge als früher gemessen. Messungen an drei unterschiedlichen Kontrollpunkten hätten drei unterschiedliche Werte ergeben, so Klopf, der mit sehr vielen Zahlenkolonnen aufwartete. Die Einwohnerzahl sei gesunken, die Abwassermenge jedoch gestiegen. Das habe dazu geführt, dass der Preis pro Kubikmeter von 1,61 Euro im Jahr 2013 auf 5,56 Euro aktuell gestiegen sei.
In Bayern würden 130 Liter Trinkwasser pro Einwohner und Tag verbraucht, in Rannungen nur 101 Liter. Doch werde hier doppelt so viel an Abwasser pro Einwohner gemessen. Nach langem Hin und her sei der Betriebsleiter der Verbandskläranlage, Jürgen Seufert, in den Gemeinderat gekommen, habe aber die Messwerte auch nicht erklären können. Gegen den anschließenden Beschluss des Gemeinderates, die Schlichtungsstelle einzuschalten, habe nur Bürgermeister Zehner gestimmt. "Es gibt kein Interesse, eine schnelle Lösung zu finden, so kommt es mir jedenfalls vor" kritisierte Klopf. Auf seine Bemerkung "die Zusammenarbeit im Gemeinderat mit den anderen Fraktionen klappt sehr gut" bekam er von einem Bürger zu hören: "Da denkt die Bevölkerung ganz anders." Klopf rechnete auch vor, dass die Gemeinde über Jahre Investitionen geschoben und deshalb am Jahresende mehrere 100 000 Euro übrig gehabt habe. In früheren Jahren sei für das Hallendach Geld im Haushalt gestanden, "aber nichts wurde gemacht, jetzt läuft Wasser rein." Vieles sei geschoben worden, ergänzte Yvonne Seufert. Manches sei mit Mehrheit beschlossen, aber nicht umgesetzt worden. Dagegen gebe es die Möglichkeit der Dienstaufsichtsbeschwerde, so Klopf. Das habe er zweimal
getan, "einen anderen Hebel habe ich nicht." Ein Bürger klagte, dass der Kirch- und Schulplatz immer noch nicht fertig sei. "Uns zwar der Platz gut genug. Die Kirche wurde gedrängt, was zu
machen", merkte dazu einen Mitglied der Kirchenverwaltung an und kritisierte , dass einen Vertrag zwischen Gemeinde und Kirchenverwaltung noch nicht unterschrieben sei. Der eigentliche Platz wäre schon in Ordnung, aber die Kanäle und die Wasserleitungen seien marode und müssten gerichtet werden, meinte dazu Harald Klopf.