Bauplätze gegen die Abwanderung

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Eine streng geschützte Schleiereule hat sich ausgerechnet die Aussegnungshalle in Althausen als Quartier ausgesucht. Doch sie verschmutzt den Boden, die Wände, die Balken und sogar Grabsteine. Nun soll ein Vogelexperte hinzugezogen werden. Dieter Britz
Eine streng geschützte Schleiereule hat sich ausgerechnet die Aussegnungshalle in Althausen als Quartier ausgesucht. Doch sie verschmutzt den Boden, die Wände, die Balken und sogar Grabsteine. Nun soll ein Vogelexperte hinzugezogen werden. Dieter Britz
Das Kriegerdenkmal, das jetzt noch direkt neben der Aussegnungshalle von Althausen seinen Platz hat, soll renoviert und unter das schützende Dach der Halle Dach der Halle verlegt werden. Dieter Britz
Das Kriegerdenkmal, das jetzt noch direkt neben der Aussegnungshalle von Althausen seinen Platz hat, soll renoviert und unter das schützende Dach der Halle Dach der Halle verlegt werden. Dieter Britz
 
Platz für insgesamt 18 Häuser bietet das Baugebiet Malve am Ortseingang von Althausen in Richtung Kernstadt. Die Mehrzahl der Plätze ist bereits vergeben. Dieter Britz
Platz für insgesamt 18 Häuser bietet das Baugebiet Malve am Ortseingang von Althausen in Richtung Kernstadt. Die Mehrzahl der Plätze ist bereits vergeben. Dieter Britz
 

Großes Interesse zeigten die Althäuser an der Bürgerversammlung, bei der es unter anderem um eine ungeliebte Schleiereule ging.

Obwohl die Lauer mitten durch den Stadtteil fließt, hat Althausen keine Probleme mit Bibern. Dafür aber mit einer Schleiereule, die sich ausgerechnet in der Aussegnungshalle häuslich eingerichtet hat und dort viel Schmutz verursacht. Der Vogel war ebenso Thema der Bürgerversammlung wie die Verlagerung des Kriegerdenkmals oder das Neubaugebiet "Malbe" in Althausen.

Ortssprecher Christian Beck (CSU) konnte zur Bürgerversammlung im Gemeinschaftshaus ziemlich genau 20 Prozent der 200 Einwohner des kleinen Stadtteil begrüßen (zum Vergleich: in der Kernstadt waren es weniger als ein Prozent). Er gab einen Überblick über das, was in den letzten Monaten in Althausen passiert ist. Wegen eines Wasserrohr-Bruchs gab es tagelang in einigen Teilen des Stadtteils kein Trinkwasser. Straßen wurden ausgebessert. Der Spielplatz bekam eine neue Kinderschaukel. "Bei so viel Nachwuchs brauchen wir sie auch", freute sich Beck. Der zweite Abschnitt des Baugebietes Malbe sei so langsam fertig, aber der Name für die Straße fehle
noch.

Bürgermeister Helmut Blank betonte, dass es sehr wichtig sei, die Abwanderung insbesondere von jungen Leuten zu stoppen. Deshalb müssten Baugebiete in der Kernstadt wie auch in den Ortsteilen ausgewiesen werden, auch wenn dies im Widerspruch zum Regionalplan stehe. Dieser sieht eigentlich vor, zuerst innerorts Bauplätze auszuweisen, Baulücken zu schließen und ältere Häuser zu sanieren. Das Baugebiet Malbe sei mit Hilfe des früheren Ortssprechers Hermann Brust entstanden, betonte der Bürgermeister. Der erste Bauabschnitt hat sechs Bauplätze und der zweite
zwölf, von denen auch schon etwa zwei Drittel wieder vergeben sind. Beim zweiten Bauabschnitt sei allerdings die abwassertechnische Entsorgung zuerst nicht bedacht worden, was zu einer Verzögerung geführt habe. Die Vermessung der Plätze sei im Oktober beendet worden.

Was wird aus dem Kriegerdenkmal direkt neben der Aussegnungshalle auf dem Friedhof? Ein Bürger betonte, es müsse renoviert und die Schriften in Gold nachgemalt werden. Ein anderer schlug vor, zumindest einen Wetterschutz anzubringen. Wenn klar sei, ob das Denkmal verlegt werden soll, müssten die voraussichtlichen Kosten geklärt und die Denkmalschutzbehörde eingeschaltet werden, betonte Bürgermeister Blank. Stadtrat und Friedhofsreferent Klaus Schebler hatte einen Steinmetz um Rat gefragt und wusste deshalb "das wird nicht billig, das Denkmal muss abgebaut werden." Es gehöre der Stadt, die deshalb auch dafür aufkommen müsse, aber es gebe dafür auch eine Zuschuss
für Denkmalschutz.

Dass das Denkmal renoviert werden soll, war unstrittig. Bürgermeister Helmut Blank will nun ein Angebote dazu einholen. Er plädierte dafür, das Denkmal unter das Dach der Aussegungshalle zu verschieben. In einer Abstimmung stimmten 21 Bürgerinnen und Bürger ihm zu, nur drei war gegen.
Der Bürgermeister hofft, dass der eine oder andere Verein sich mit einer Spende an den Kosten beteiligt.
Der Kot der Schleiereule. die sich im Dach der Aussegnungshalle einquartiert hat, hat deutliche Spuren auf dem Boden der Aussegnungshalle, aber auch an den Wänden und Balken und sogar an manchen Grabsteinen hinterlassen. Gewölle liegt auf dem Boden. "Und tote Mäuse, die rumliegen,
machen bei Beerdigungen keinen guten Eindruck", klagt Ortssprecher Christian Beck. "Der Kot hat sich in den Boden eingefressen, die weißen Flecken bringt man nie mehr weg", klagte eine Althausener Bürgerin, die sich um die Pflege des Kriegerdenkmals und der Aussegnungshalle kümmert. Ein Vogelexperte soll sich nun des Schleiereulen-Problems annehmen. Die Vögel
sind streng geschützt.

Ein Bürger beklagte, dass im Baugebiet Malbe die Straße gebaut worden sei, bevor die Häuser fertig gewesen seien. Das sei "pure Dummheit", denn durch die Baufahrzeuge sei die Straße wieder beschädigt worden. Auf die Frage, ob junge Familien, die bauen wollen, einen Preisnachlass kommen, betonte der Bürgermeister "das muss der Stadtrat entscheiden." Er meinte aber auch "wir
können uns das jetzt wieder erlauben, wenn junge Familien mit Kindern kommen. Mir kommt es nicht darauf an, dass die Stadt mit Bauplätzen Gewinn macht. Das wird im Stadtrat aber durchaus anders gesehen." Die Stadt stehe im Wettbewerb mit anderen Kommunen, "diese verdammte Konkurrenz wird immer schlimmer."

Eine ältere Bürgerin klagte "mein Mann war überhaupt nicht drin, aber ich musste trotzdem die Leichenhalle bezahlen." Klaus Schebler gab die Erklärung: die Stadt müsse die Leichenhalle vorhalten und die Allgemeinheit dafür bezahlen. die Rechnungsprüfungsstelle habe moniert, dass nicht jeder bzw. jede dafür habe zahlen müssen. Ein anderer wollte wissen, ob der Bauhof nicht Hecken entlang von Privatgrundstücken schneide, die die Sicht behindern. "Die Eigentümer werden angeschrieben. Privat schneiden wir nichts", antwortete Bauhofleiter Stefan Sluzar. "Bei Gefahr im Verzug werden wir tätig", ergänzte Bürgermeister Blank.

Eine eher kontroverse Diskussion gab es beim Thema Breitbandkabel-Versorgung. "Wir haben das Komplett an NevTV vergeben. Die Nutzer sind hellauf begeistert" meinte der Bürgermeister. "Das ist eine Katastrophe, es gibt viele Probleme", wusste jedoch ein Bürger.

Schließlich kam das leidige Thema "Hallenbad" an die Reihe. Er habe über den Wortlaut, über den die Bürger beim Bürgerentscheid abgestimmt hätten, nur den Kopf geschüttelt, kritisierte ein Bürger und wollte wissen, was der Bürgerentscheid gekostet hat. Die Bürgerinitiative hat den Wortlaut aufgesetzt, betonte Helmut Blank, "ich hätte mir einen klareren Wortlaut gewünscht." Die meisten Bürger hätten die Frage gar nicht verstanden, es gehe nur darum, Recht zu bekommen. Die Vergleichsberechnung kostet 40 000 bis 50 000 Euro, teilte er mit, der Bürgerentscheid 15 000 bis 20 000 Euro. Ein Mann kritisierte, "dass der Bürger mit dem Bürgerentscheid nur eine Auskunft kriegt und sonst nichts." Bürgermeister Blank meinte dazu, das sei "mittlerweile ein unsägliches Drama."

"Wir sind die Kasperl in ganz Bayern", klagte Blank, betonte aber auch "ich bin der gewählte Bürgermeister der Stadt. Ich bleibe dran. Das ist nicht in Ordnung was da passiert. In anderen Gemeinden wird gebaut wie blöd, bei uns wird über Recht und Unrecht diskutiert."