20 Jahre lang war Christian Zerzer der Michel Stapf des Heimatspiels und hatte damit eine tragende Rolle. Jetzt wartet eine neue Herausforderung.
Mit Trompetenklang, Fackeln und bewaffnet mit Hellebarden zog am Samstagabend ein respektabler Trupp Heimatspiel-Stadtknechte in mittelalterlichen Uniformen vom Hotel "Bayerischer Hof" zu einem Haus am Anger und wieder zurück. Klar, dass in vielen Häusern die Fenster aufgerissen wurden und die Bürger leicht irritiert hinaus auf die Straße schauten, um zu erfahren, was da los war. Doch der Anlass für das Spektakel war völlig harmlos: Die Stadtknechte holten einen der ihren, Christian Zerzer, vom Elterhaus ab und geleiteten ihn in feierlichem Zug zum "Bayrischen Hof." Im Keller des Hotels wurde danach ausgiebig gefeiert, dass Zerzer nach genau 20 Jahren die Rolle des Michel Stapf im Heimatsspiel aufgibt.
Jahr für Jahr hatte er bis zu dreimal, wenn das Wetter keinen Strich durch die Rechnung machte, eine der schwierigsten Rollen. Schwierig vor allem deshalb, weil er als einziger der zahlreichen Heimatsspiel-Akteure in einer schweren und sperrigen Ritterrüstung aus Metall den Michel Stapf, der im Jahr 1641 die Stadt rettet, auf der Bühne verkörpern musste. "Das war ganz schön
unangenehm, wenn die Sonne ordentlich brannte, aber auch wenn es recht kalt war. Ich bin schon froh dass ich jetzt diese Rolle nicht mehr spielen muss" sagte er im Gespräch mit dieser Zeitung. Doch es hat ihm viel Spaß gemacht, versichert er und der eigentliche Grund, warum er trotzdem aufhört, ist ein
ganz anderer: Als er vor 20 Jahren anfing, war sein damaliges Alter von 18 Jahren ideal für diese Rolle. Altersmäßig ist er nun einfach daraus herausgewachsen, "und das sollte deshalb jetzt ein jüngerer machen," findet Zerzer. Schließlich stellt Michel Stapf einen jungen Mann dar, der bei der Belagerung der Stadt durch die Schweden tödlich verletzt wird, aber durch ein Wunder dann doch überlebt, die Stadt rettet, das Töchterchen des Oberbürgermeisters liebt und bekommt.
Auch das Heimatspiel 2018 findet nicht ohne einen Michel Stapf statt: Der neue Darsteller ist schon gefunden. Er kommt ebenfalls aus den Reihen der Stadtknechte, heißt Dominik Lieb und ist 16 Jahre alt. Er kann die Rolle also recht lange spielen, bis er dazu scheinbar zu alt ist. Und Christian Zerzer, sozusagen der "Michel Stapf im Ruhestand?" Er versprach nicht nur, den Stadtknechten des Heimatsspiels auch weiterhin die Treue zu halten, er wird auch weiterhin auf den Bühnenbrettern vor dem Heimatspielhaus zu sehen sein. Seine neue Rolle ist wahrscheinlich die des Balzer Dietmar, des Knechtes des Heimatspiel-Oberbürgermeisters. Dieser erzählt zuerst, wie Michel Stapf verwundet wird.