Die Wasserflaschen vor der Bühne täuschten ein bisschen. Nein, die oberfränkische "Kapelln""Waldschrat" hat dem Gerstensaft nicht abgeschworen. Nach ein paar Takten Musik atmeten die Gäste im Biergarten des "Deutschherrnkeller" auf.
Harry Tröger - Sänger, Drummer und unermüdliche Plaudertasche von "Waldschrat" - bestellte sein erstes und nicht letztes Seidla des Abends. Sie sind also noch die Alten geblieben, die Schräte. Das stellten die fünf Musiker in den folgenden Stunden unter Beweis. Sie zündelten mal wieder ordentlich auf in Münnerstadt - musikalisch sowieso und natürlich mit ihrem unvergleichlichen oberfränkischen Charme.
Und dazu gehört halt ein Seidla Bier, was auch in den Texten der Band immer wieder betont wird. "Waldschrat" spielen Coversongs mit eigenen Texten. Gesungen wird im breitesten Dialekt. Da kommt auch der Unterfranke so manches Mal ins Schwitzen - und das nicht nur wegen der Hitze an diesem Abend, sondern weil er höllisch aufpassen muss, dass er tatsächlich alles versteht.
Schwitzen mussten aber vor allem auch die Musiker auf der Anfangs Sonnen beschienenen Bühne.
"Bin ich noch rot oder schon lila", fragte Harry Tröger vorsichtshalber ins Publikum und drehte sich gleich dazu eine Zigarette. Die geht immer. Selbst beim Singen bleibt der Glimmstengel bisweilen im Mundwinkel. Das muss jahrelange Übung sein.
Viele der Stücke sind schon in den 1980er Jahren entstanden - der Sturm- und Drangzeit der Schräte. Da wird erzählt von Streifzügen durch die Kneipenlandschaft Münchbergs. Da singt Harry Tröger vom nächtlichen Kaffeetrinken auf den Bauernhöfen nach dem Diskobesuch. Das Publikum ist begeistert - schließlich haben viele von ihnen auch ihre Jugendzeit in diesen Jahren verbracht und vielleicht ähnliche Gschichtlich erlebt.
Nichts für zarte Seelen Für Sensibelchen sind die Texte von "Waldschrat" nicht unbedingt gemacht.
"Da hat doch einer neigspeit" heißt eines ihrer Paradestücke, auf das die treuen Stammhörer der Band schon gewartet haben. Es geht halt deftig zu bei den Waldschräten. Aber natürlich singen sie nicht nur über urfränkische Bierseligkeit. "Deep down Oberfranken" erzählt von der mitunter rauen, düsteren Natur zwischen Hof und Naila. Und zum Abschluss wird es sogar afrikanisch, denn Kamerun liegt in Oberfranken. Dem kleinen Weiler nahe Bayreuth hat "Waldschrat" ein eigenes Stück gewidmet.
Durchaus afrikanisch mutete an diesem Abend auch das Wetter an. Kein Wunder, dass sich der Himmel gegen Ende bedrohlich verfinsterte. Aber erst mit den letzten Takten Musik kamen die ersten dicken Regentropfen und beendeten den gelungenen Abend dann aber doch ziemlich abrupt.