Um ihren Ex töten zu lassen: Paar aus Unterfranken sucht Mörder - doch der Plan scheitert

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Im Hamburger Rotlichtviertel wurde ein Bad Kissinger auf der Suche nach einem Auftragskiller fündig. Doch der führte den Auftrag nicht aus, sondern verriet seinen Auftraggeber an die Polizei. Foto: Christian Charisius, dpa
Im Hamburger Rotlichtviertel wurde ein Bad Kissinger auf der Suche nach einem Auftragskiller fündig. Doch der führte den Auftrag nicht aus, sondern verriet seinen Auftraggeber an die Polizei.  Foto: Christian Charisius, dpa

Es klingt wie aus einem schlechten Film: Ein Mann will den Ex einer Freundin beseitigen. Auf der Suche nach einem Killer fährt er in die Großstadt. Der skurrile Fall beschäftigte das Landgericht Hamburg.

Paul B. (alle Namen geändert) hat die 62-jährige Kroatin Nini beim Tanzen kennengelernt. Ein Liebespaar sind sie nicht. Der Mechaniker hilft ihr nur bei Reparaturen und Briefen, ist so etwas wie ein vertrauter Freund.

Nini hat gerade eine schwere Zeit. 40 Jahre lang hat sich mit ihrem nun 74-jährigen Ehemann Zoltan in der Nähe von München gelebt, Mit einer Tankstelle und einer Kfz-Werkstatt war das Paar zu Wohlstand gelangt. Aber seit 2002 lebt sie getrennt von ihrem Mann in Bad Kissingen, wo die Familie drei Wohnhäuser hat. Ihr Mann habe sie geschlagen und gequält, wird sie Paul (und später auch dem Gericht) erzählen. "Ich war für meinen Mann nur Sexobjekt und Sklavin." Aber die Bad Kissingerin betont: "Ich habe ihn geliebt und alles verziehen."

Doch jetzt hört der Spaß auf: Zoltan will die Häuser in Bad Kissingen, die sie eigentlich als ihre Altersabsicherung betrachtet. Er braucht Geld für den verschuldeten Schwiegersohn. Später wird Paul. B. den Ermittlern erzählen: Da habe man gemeinsam einen Mordplan geschmiedet, weil der Ehemann "ein so schlechter Mensch ist".

Es geht nicht um Leidenschaft und enttäuschte Liebe, sondern schlicht um Geld. Zoltan macht Druck. Nini wird vor die Tür gesetzt. Später erklärt sie Ermittlern, die Familie habe sogar versucht, sie in eine psychiatrische Anstalt einweisen zu lassen.

Also soll der Ehemann beseitigt werden. Keiner von beiden traut sich selbst einen Mord zu - und weil Auftragskiller in Bad Kissingen schwer zu finden sind, macht sich Paul für Nini auf die Reise, um einen Mörder zu engagieren. Dafür gibt sie ihm 20 000  Euro mit.

Er spricht einen Türsteher an

Zunächst fährt der Mechaniker nach München. In einer dortigen Schwulenbar spricht er einen Mann an, dem er dem Augenschein nach einen Mord zutraut. Der überraschte Mann verlangt eine Vorkasse von 3000 Euro und macht ein Treffen am kommenden Tag aus. Wer dann dort nicht erscheint, ist der nun um 3000 Euro reichere Mann aus der Schwulenbar.

B. zieht weiter nach Frankfurt. Dort findet er aber auch niemanden, der wie ein Lohnkiller aussieht. Also reist er nach Berlin, zum Bahnhof Zoo. Auch dort spricht er einen Mann an, ob er nicht den 74-jährigen Zoltan umbringen könne. Doch der Berliner verlangt 70 000 Euro. Zu viel, so Paul B.

Er fährt nach Hamburg auf die Reeperbahn. Dort braucht er einige Tage, um sich einen Mann auszusuchen, dem ein Mord zuzutrauen ist. Schließlich spricht er den Türsteher einer Kiezkneipe an. "Ich habe ihn gefragt, ob er jemanden weiß, der jemanden beseitigen kann", sagt Bernhard später der Kripo. Der Türsteher ist überrascht, aber offensichtlich der Richtige. Er gibt dem Gast aus Unterfranken seine Handynummer und vereinbart ein Treffen, um Näheres zu besprechen.

Schon am folgenden Tag ruft Paul B. an. Die Männer treffen sich, B. treibt den Mordplan voran: Er zückt ein Foto des Opfers, überreicht die Adresse des Mannes bei München, 40 000 Euro soll die Killerprämie betragen, 18 000 zahlt er schon an.

Nun soll er selbst die Mordwaffe besorgen. Der Türsteher schickt ihn zu einem Bekannten. Von dem Mann auf dem Kiez kauft er für 500 Euro eine Pistole - ohne zu ahnen, dass er längst überwacht wird. Denn kaum war Paul. B. nach dem "Anbahnungsgespräch" um die Ecke, hatte der Türsteher der Hamburger Kripo einen Tipp gegeben. Und die schaut sich den naiven Vogel aus Süddeutschland genau an, überwacht jedes Treffen, ob er es ernst meint. Der Waffenverkäufer ist ein verdeckter Ermittler, die Pistole vorsichtshalber unbrauchbar gemacht. Als Paul B. sie dann dem Killer übergeben will, klicken die Handschellen. Die Schweinfurter Kripo verhaftet gleichzeitig Nini in Unterfranken.

Glaubt man dem, was Paul B. direkt nach der Festnahme gesteht, plante er mit Nini gemeinsam Zoltans Tod. Doch als in Hamburg der Prozess beginnt, sagt die Bad Kissingerin: Sie wissen nichts von einem Mordplan, habe ihrem Freund lediglich 20 000 Euro für den Kauf eines Autos gegeben.

Er nimmt alle Schuld auf sich

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Und Paul B. nimmt brav alle Schuld auf sich: Er habe allein den Tod von Ninis Mann beschlossen, nachdem er hörte, wie übel Zoltan ihr mitgespielt hatte, sagt er. Aber er hatte doch im Polizeiverhör gestanden? "Da habe ich alles durcheinander gebracht", sagt der herzkranke Mann vor Gericht in Hamburg.

Am Ende glaubt der Staatsanwalt nicht an ihre Unschuld und fordert sogar fünf Jahre Haft für Nini und vier Jahre für ihren Freund für den Mordplan, zu dessen Ausführung es nicht mehr kam. Die Verteidiger wollen einen Freispruch für die 62-Jährige. Das Urteil vor dem Landgericht Hamburg fällt für beide gleich aus: drei Jahre und neun Monate Haft - weil es zu der Bluttat nicht mehr kam.

Mehr aus dem Gericht: Ein 32-Jähriger muss für zwei Jahre einrücken, weil er unter Alkoholeinfluss immer wieder zur Gefahr für seine Umwelt wurde.

von Manfred Schweidler