Kinder trennen sich von ihren Spielsachen und anderen Habseligkeiten und verkaufen sie beim Kinderstadtmarkt in Bad Kissingen.
Keine Ecke blieb am Samstag auf dem Rathausplatz frei. Selbst im letzten Winkel zwischen den Amtsgebäuden hatten Kinder aus allen Stadtteilen die von der Stadt für den Kinderflohmarkt zur Verfügung gestellten Biertischgarnituren aufgestellt und Spielzeug aller Art darauf ausgebreitet. Es war Kinderflohmarkt in der Stadt und was für ein bunter!
Schon ab 8 Uhr erwarteten die Jungen und Mädchen, fürsorglich begleitet von Mamas und Omis, hinter bunt bepackten Verkaufsständen ihre Kundschaft. Für erfolgreiche Verkäufer galt es, Schaulustige von echten Kaufinteressenten zu unterscheiden. Wie ein Profi wuselte Lorenz (11) aus Kleinbrach vor dem Verkaufstisch herum und machte den Passanten seine Ware schmackhaft. "Man muss die Kunden ansprechen, sonst laufen sie vorbei." Freundin Selina (10) aus Hausen hielt hinter dem Tisch die Stellung, bewachte die gemeinsame Kasse und trug jedes verkaufte Stück mit Verkaufspreis in ihr Notizbuch ein. "Wer ein Buch für 1,20 Euro kauft, bekommt zwei andere kostenlos dazu", zog Lorenz immer mehr Kunden an den Stand.
Einnahmen: 15 Euro
Doch nicht nur Bücher, auch ein Fahrradhelm und einiges an Spielzeug waren schon am Vormittag verkauft. Die Kassenprüfung nach drei Stunden ergab Einnahmen von 15 Euro. "Wir sind zufrieden", meinte Selina sachlich. Beide hatten am Vortag ihre Kinderzimmer und Keller nach Verwertbarem durchsucht.
Ihr Barbie-Haus gab Selina nur schweren Herzens in die Sammlung. Sie wusste um dessen Wert, tröstete sich aber: "Man darf ja keinen Schrott verkaufen." Auch die Schwestern Anita (12) und Lisa (9) aus der Kernstadt waren mit ihren 15 Euro der ersten drei Verkaufsstunden "sehr zufrieden". Bücher, Spiele und Kuscheltiere hatten sie im Angebot. Seit drei Jahren macht Anita schon beim Kinderflohmarkt im Rahmen des städtischen Ferienprogramms mit. "Das macht viel Spaß. Man lernt auch etwas." So bittet Anita interessierte Kunden, die mit ihrem Preisvorschlag nicht spontan einverstanden sind, doch selbst ein Angebot zu machen. "Handeln ist wichtig."
Geld für Reitstunden
"Das Mitmachen hat sich gelohnt", ist auch Lara (9) aus Würzburg zufrieden, die ihre Oma in Bad Kissingen besucht hat. Aber wie steht es mit den Einnahmen? "Na ja, etwas mehr hätte es schon sein dürfen." Das Geld will sie nämlich in Reitstunden investieren, um ihren Papa finanziell etwas zu entlasten. Dumm nur, dass zwei Tische weiter ein Nagellack-Set verkauft wird. Das würde Lara gefallen.
Satte 66 Euro eingenommen
Hannah (11) aus Albertshausen hat schon am Nachbartisch ein Buch gekauft. Sie kann es sich allerdings leisten. Mittags hat sie, unterstützt von Schwester Mila (8) und der Mama, schon 66 Euro in der Kasse. "Die großen Sachen gingen als erste weg", sind die Schwestern begeistert. "Flohmarkt macht Spaß und ist spannend." Aber Hannah weiß auch, worauf es ankommt: "Man muss seine Ware gut präsentieren und günstige Preise machen. Notfalls muss man handeln."
Als die Mittagszeit vorbei war, die Freunde Lorenz und Selina aber immer noch etliches zu verkaufen haben, entschließt sich der Elfjährige, mit dem Schlussverkauf zu beginnen. Gut sichtbar klebt er einen großen Zettel an den Verkaufstisch: "Alles muss raus."