Flugzeug-Absturz in Bad Kissingen gibt Rätsel auf

2 Min
Die Unfallstelle liegt genau auf der Grenze zur Kurgärtnerei in Hausen.
Die Unfallstelle liegt genau auf der Grenze zur Kurgärtnerei in Hausen.
Nur wenig ist vom Wrack und dem Piloten nach Absturz und Brand übrig geblieben. Fotos: Peter Rauch
Nur wenig ist vom Wrack und dem Piloten nach Absturz und Brand übrig geblieben. Fotos: Peter Rauch
 

Der 82-jährige Pilot flog fast täglich und kannte auch Bad Kissingen gut. Die Staatsanwaltschaft hat eine Obduktion angeordnet.

Der Schock im hessischen Breitscheid sitzt tief: "Er war ein sehr erfahrener Pilot und umgänglicher Mensch", berichtet ein Kollege auf Nachfrage. Fast täglich sei er geflogen. Der 82-Jährige stammte aus dem benachbarten Hochtaunus-Kreis, seinen privaten Motorsegler habe er aber in Breitscheid im Lahn-Dill-Kreis untergestellt. "Er ist regelmäßig nach Bad Kissingen geflogen", heißt es weiter, habe also den Flugplatz gekannt, und: "Der Landeanflug dort ist ja auch eigentlich unkompliziert."

Kleinflugzeug in Bad Kissingen abgestürzt - Identität des toten Piloten geklärt

Der Pilot habe sich persönlich am Funk in Breitscheid verabschiedet, weshalb er in Bad Kissingen nicht angemeldet war, kann sich dort niemand erklären: "Das ist Sache des Piloten." Betreiber des Bad Kissinger Flugplatzes ist die Bad Kissinger Segelflug-Gemeinschaft. "Wir haben nur einen Sonderlandeplatz ohne feste Öffnungszeiten, wer bei uns fliegen will, muss vorher anrufen", stellt deren Vorsitzender Matthias Albert auf Nachfrage klar, und: "Wenn mich jemand nicht erreicht, darf er auch nicht landen."

Flugbetrieb am Freitag eingestellt

Üblich sei eine Anmeldung einen Tag vor Ankunft. Andere würden es "auf gut Glück" versuchen. Ansonsten seien nur Landungen im Notfall möglich. Die Disziplin sei hoch: Auch der tödlich verunglückte Pilot habe sich bisher immer angemeldet, soweit sich Matthias Albert erinnert. Auch jede Hubschrauberlandung oder Drohnenflüge würden immer vorab gemeldet. Trotzdem war der Bad Kissinger Flugplatz am Freitag zufällig in Betrieb. "Es war ein Fluglager angesetzt, der Funk war an, aber es hat niemand etwas gehört", berichtet Albert. Die Unfallstelle war vom Flugplatz aus auch nicht einsehbar. Matthias Albert erfuhr erst vom Unfall, als die Rettungsleitstelle wegen der Personalien des Piloten bei ihm nachfragte. Am Freitag wurde der Flugbetrieb eingestellt, am Wochenende wurde allerdings wieder in der Au geflogen.

Absturz in Bad Kissingen: Pilot wollte nur einen Kaffee trinken

"Er war eine Stunde unterwegs, vermutlich hätte er überall einschlagen können", sagt Albert. Rund 20 Sekunden hätten gefehlt bis zur Landebahn. Albert verweist auch darauf, dass Piloten regelmäßig zum ausführlichen Gesundheitscheck müssen, je nach Flugschein spätestens ab dem 60. Lebensjahr jährlich. Von Blutdruck über Lungen-Volumen und Urin-Untersuchung bis EKG reiche die Prüfung.

"Reine Spekulationen"

Die Ermittlungen zur Ursache des Absturzes dauern indes noch an. "Auf unseren Zeugenaufruf haben sich im Laufe des Wochenendes einige Zeugen gemeldet, die den Motorsegler beim Anflug auf den Flugplatz beziehungsweise den Absturz selbst beobachtet haben", berichtet Björn Schmitt vom Polizeipräsidium Unterfranken. Ergebnisse nennt er aber keine: "Die Ursachen, die im Gespräch sind, sind reine Spekulation. Daran möchten wir uns nicht beteiligen."

Mindestens zwei Zeugen haben wohl einen zunächst unauffälligen Landeanflug aus Richtung Norden über der Saale beobachtet. Kurz vor dem Absturz habe das Flugzeug dann mit Vollgas in einen steilen Sinkflug gewechselt. Das würde gesundheitliche Probleme oder sogar eine Bewusstlosigkeit des Piloten nahe legen.

Bericht nicht vor November

Auf keine Spekulationen lässt sich auch Ursula Haderlein, Leiterin der Staatsanwaltschaft Schweinfurt, ein. "Wir warten das Gutachten ab, das dauert erfahrungsgemäß einige Zeit", berichtet sie. Die Staatsanwaltschaft habe die Obduktion der sterblichen Überreste veranlasst. Allerdings ist der Pilot aufgrund der hohen Hitze beim Brand stark verkohlt. Strafrechtlich werde der Absturz wie ein Verkehrsunfall behandelt, allerdings muss bei allen Flugunfällen die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BfU) eingeschaltet werden. "Dort geht es über die strafrechtliche Würdigung hinaus darum, ob weitere Schlüsse für die Flugsicherheit gezogen werden müssen."

"Ein Mitarbeiter von uns war vor Ort", teilte ein BfU-Sprecher auf Nachfrage mit. Untersucht würden drei große Themenfelder: Pilot, Fluggerät und Umwelt-Bedingungen. Fragen zum Piloten seien etwa: Wann war der letzte Gesundheitscheck? Welche Flugerfahrungen hatte der Pilot auf diesem Flugzeugtypen? Bei der Maschine gehe es um die Wartung am Heimatflughafen, aber auch um den unmittelbaren Aufprall. Und schließlich werde das Wetter dokumentiert: Gab es Böen, könnte die Sonne geblendet haben? Das Wrack wurde sichergestellt, um später etwa Erkenntnisse aus der Obduktion noch abgleichen zu können. Aufgrund des Brandes sei aber auch klar: "Manche Dinge sind nicht mehr nachvollziehbar." Mit einem Abschlussbericht rechnet das BfU frühestens im November