Ein Jahr krankgeschrieben und Preisgeld in TV-Show kassiert? - Wirbel um Lehrer

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Ein Jahr krankgeschrieben und TV-Preisgeld kassiert? - Wirbel um Lehrer
3000 Euro müsste der krankgeschriebene Lehrer laut FDP durch seinen Sieg an einer Kochshow erhalten haben.
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mpix-foto/AdobeStock (Symbolbild); anaterate/pixabay.com (Symbolbild); Collage: inFranken.de
Lehrer lässt sich ein Jahr lang krankschreiben - dann wird es dreist
Ein Lehrer aus Nordrhein-Westfalen, der während einer einjährigen Krankschreibung an TV-Kochshows teilgenommen haben soll, sorgt für ein Disziplinarverfahren. (Symbolbild)
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Ein krankgeschriebener Lehrer, der in dieser Zeit in Kochshows aufgetreten sein soll, beschäftigt den Landtag. Dabei wurde auch sein Preisgeld Thema.

Gegen einen Mann läuft ein Disziplinarverfahren, der während einer etwa einjährigen Krankschreibung an zwei Kochshows im Fernsehen teilgenommen haben soll. Laut der Bild soll der Lehrer aus Nordrhein-Westfalen bei der Vox-Sendung "Das perfekte Dinner" gesiegt und an der "Küchenschlacht" im ZDF teilgenommen haben. Das Medium beschreibt ihn bei seinem Vox-Auftritt als "sichtlich fidel und bestens gelaunt". 

Am Mittwoch (29. Oktober 2025) beschäftigte sich der Schulausschuss des Landtags mit dem Fall. Dabei wies die FDP-Abgeordnete Franziska Müller-Rech darauf hin, dass der Lehrer ein Preisgeld von 3000 kassiert haben müsste.

Update vom 31.10.2025: Offene Fragen um Preisgeld des krankgeschriebenen Lehrers 

Die Liberalen wollen wissen, ob der Beamte dies als Einkunft aus einer Nebentätigkeit angemeldet hat. Ministerin Dorothee Feller (CDU) ging auf die konkrete Frage nicht ein und verwies auf das laufende Disziplinarverfahren gegen den Lehrer. Dort werde von der Bezirksregierung Köln alles geklärt. Die Schulministerin betonte mehrfach, dass man aus Einzelfällen keinen Generalverdacht ableiten dürfe: "Dadurch entstehen Misstrauen und Denunziantentum."

Feller sagte aber auch, dass die Landesregierung aktuell mit den zuständigen Bezirksregierungen überprüfe, wie man die Arbeitsabläufe optimieren könne. Unter anderem werde man "in Kürze" die allgemeine Dienstordnung im Hinblick auf Amtsarzt-Untersuchungen um eine "Klarstellung zum Verfahren ergänzen, damit alle Bezirksregierungen nach den gleichen Maßstäben handeln".

Die SPD forderte, Feller müsse diese Maßnahmen nun "mit Nachdruck" verfolgen: "Natürlich lassen sich Einzelfälle nie vollständig verhindern. Aber die Ministerin muss proaktiv damit umgehen und gegensteuern, um so das Ansehen der Vielen dadurch nicht in Misskredit geraten zu lassen", sagte die Abgeordnete Dilek Engin. Claudia Schlottmann von der CDU mahnte: "Auch wir haben keine Akzeptanz dafür, wenn einzelne ihre Privilegien als Beamte ausnutzen – aber ein einzelner Vorfall darf nicht dazu führen, dass ganze Berufsgruppen unter Generalverdacht geraten."

Ursprungsmeldung vom 28.10.2025: "Massiv unkollegial": Große Kritik an krankgeschriebenem Lehrer

Die Bezirksregierung wollte zunächst unter anderem klären, ob die Shows während der Krankschreibung ausgestrahlt oder tatsächlich aufgezeichnet worden waren. Dafür hatte sie den Lehrer um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. Nach dessen fristgerechtem Schreiben wurde das Disziplinarverfahren eingeleitet. Voraussetzung dafür sind laut Gesetz "zureichende tatsächliche Anhaltspunkte". Das Verfahren kann aber auch eingestellt werden, wenn sich der Verdacht nicht erhärtet.

Der Vorfall weckt Erinnerungen an eine Lehrerin aus dem Ruhrgebiet, die seit 16 Jahren krankgeschrieben ist - und nie zum Amtsarzt musste. Diese Situation änderte sich Anfang des Jahres durch einen Wechsel in der Sachbearbeitung. Die Lehrerin erhob daraufhin Klage, wodurch der Fall überhaupt erst öffentlich bekannt wurde.

Zu dem krankgeschriebenen Lehrer aus den TV-Shows sagte FDP-Vize-Fraktionschefin Franziska Müller-Rech der dpa: "Offenbar gilt in Nordrhein-Westfalen: Dreistigkeit siegt. So ein Verhalten ist nicht nur massiv unkollegial, es schadet dem ganzen Berufsstand und dem Vertrauen in staatliches Handeln." Rech forderte: "Wir brauchen endlich ein wirksames System, um dauerhaft krankgeschriebene Lehrkräfte systematisch auf ihre Dienstfähigkeit zu überprüfen."

Fall beschäftigt Landtag - viele Beamte über lange Zeit krankgeschrieben

Schulministerin Dorothee Feller (CDU) ließ verlauten: Es sei nicht hinnehmbar, "wenn sich einzelne Personen während ihrer Krankschreibung indiskutabel verhalten oder sogar das System möglicherweise ausnutzen", so Feller: "Der konkrete Fall muss deshalb vollständig durch die zuständige Bezirksregierung aufgeklärt werden."

Zu Rechs Forderung gibt es Zahlen aus einem aktuellen "Lagebild zu Langzeiterkrankungen bei Landesbeamten". Daraus geht hervor, dass im Geschäftsbereich des Schulministeriums 745 Beamte seit mehr als sechs Monaten, 582 Beamte mehr als ein Jahr, 47 Beamte länger als drei Jahre und 14 seit mehr als fünf Jahren krankgeschrieben sind. Von diesen 1388 Personen mussten laut Land bisher 772 zum Amtsarzt - also etwa 55 Prozent.

Ein Sprecher des Schulministeriums sagte, die Landesregierung werde "die jüngsten Debatten zum Anlass nehmen, zu prüfen, inwieweit die Abläufe und Verfahrensweisen im Umgang mit langzeiterkrankten Beamtinnen und Beamten im Interesse aller Beteiligten optimiert werden können". Der Fall soll am Mittwoch (29. Oktober 2025) den Schulausschuss des Landtags beschäftigen. Die Oppositionsfraktionen von SPD und FDP haben unabhängig voneinander eine sogenannte Aktuelle Viertelstunde dazu beantragt.

FDP: Wie verhindert die Landesregierung weitere vergleichbare Fälle?

Der neue Fall werfe "ein Schlaglicht auf erhebliche Kontrolldefizite beim Umgang mit langzeiterkrankten Lehrkräften in Nordrhein-Westfalen", heißt es im Antrag der FDP-Fraktion. Die Liberalen wollen in der Aktuellen Viertelstunde von der Landesregierung unter anderem erfahren, wie sie das konkrete Disziplinarverfahren der Bezirksregierung Köln gegen den Lehrer bewertet und welche Maßnahmen sie "kurzfristig ergreifen wird, um vergleichbare Fälle in Zukunft zu verhindern".