Vor 50 Jahren hat der Bundesgrenzschutz seine Unterkunft in Oerlenbach bezogen. In den 80-er Jahren hatte er recht turbulente Zeiten zu überstehen. Teil 4 unserer Serie.
Heribert Klippel war ein BGS-Beamter der ersten Stunde und von 1984 bis 1992 Kommandeur in Oerlenbach. In dieser Zeit ist nicht nur die Mauer - "eine Kette bewegender Ereignisse" - gefallen, es gab viele weitere Veranstaltungen. Heribert Klippel spricht von einer "Zeit der ständigen Umbrüche" und "Monaten mit vielen emotionalen Höhepunkten".
Das habe sich lange vorher angedeutet. 1985 wurden auf Druck des Westens die DDR-Selbstschussanlagen abgebaut. Heribert Klippel: "Da war uns klar, dass man das nicht zurückdrehen konnte". Allerdings wurden die Sperren im Hinterland weiter ausgebaut und die Kontrollen verschärft. Beide Seiten seien aber bemüht gewesen, Eskalationen zu vermeiden.
"So viele negative Erlebnisse" habe er nicht an der Grenze gehabt, sagt der Polizeidirektor a. D. Er war durch einen Zufall 1957 zum BGS gekommen. Der sei für ihn eine Möglichkeit gewesen, von Zuhause weg zu kommen. Damals war der Grenzschutz paramilitärisch. Er sollte ein Puffer sein, nicht gleich im Fall des Falles "die Bündnispakte auffahren zu lassen". Deshalb "genossen" die Beamten eine reinrassige und intensive infanteristische Ausbildung. Der Dienst, sagt Heribert Klippel, habe ihm gefallen, "es war interessant." Es gab zudem gute Aufstiegschancen, weil eine Menge zur Bundeswehr wechselten.
Später seien viele Einsätze im Landesinneren dazu gekommen. So unter anderem bei der Olympiade in München oder an der Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf. Heribert Klippel: "Wir waren personell immer unterbesetzt". Der Grenzdienst sei zurückgetreten, habe nicht mehr die totale Priorität gehabt. Oft hätten Oerlenbacher Beamten die Flughäfen Frankfurt und Stuttgart bewacht. Aufgaben der Bahnpolizei wurden übernommen; "eine ganz andere Geschichte". O-Ton: "Es wurde immer mehr zerfaselt". Längere Einsätze an den Grenzen zu Polen und Tschechien kamen 1990 hinzu. Dann "ging es los mit der Ausbilderei."
Damals war der Standort akut in seiner Existenz gefährdet. Am 25. November fiel die Entscheidung, dass er erhalten bleibe. Der BGS sollte Aufgaben der Bahnpolizei und der Luftsicherung übernehmen. Das mag eine Rolle gespielt haben, dass Heribert Klippel zu sächsischen Landespolizei nach Leipzig gewechselt ist. Er habe weg gewollt und etwas anderes machen: "Heute, würde es mir bei der Bundespolizei nicht mehr gefallen".
Am Verhältnis zu Oerlenbach und den Oerlenbachern hat es jedenfalls nicht gelegen. Das nannte Heribert Klippel hervorragend. Man habe sich gegenseitig im Rahmen der Möglichkeiten unterstützt. "Der BGS ist mit Oerlenbach fest verwachsen und mit seinem regionalen Umfeld. Wir alle sind Teil dieser Region, fühlen uns Land und Leuten eng verbunden", hat Heribert Klippel einmal gesagt. Niemals habe es Probleme gegeben. Auf dem "kleinen Dienstweg" ist offenbar eine ganze Menge gelaufen. Ein Beispiel dafür: Bei einer großen Dürre wurden bei einer "Brandschutzübung" vom BGS darbende Bäume "abgelöscht".
Heribert Klippel nannte seine Zeit als Kommandeur eine "Zeit der mehrfachen Umbrüche".
Die Dienststellenleiter:
Abteilung Süd III/2
Rainer Moldenhauer (bis 1963)
Gerhard Hildebrand (1969)
Kurt Naumann (1972)
Manfred Wagner (Februar bis Mai 1972)
Erik Krassmann (bis November 1972)
Hans Wolfrum (bis 1982)
Abteilung Süd 1 (ab Juli 1981)
Hans Kühn (bis 1984)
Heribert Klippel (bis 1992)
Gerhard Breitfelder (bis 1996)
AFZ (ab Januar 1998)
Jürgen Schwanitz (bis 1999)
Ludwig Schmitt (bis 2003)
Wolfgang Schäfer (bis 2003)
Edgar Donnermuth (bis 2006)
Thomas Lehmann (bis 2009)
Thomas Leuthardt (kommissarisch 2009 bis 2010; Lehmann war ein Jahr in Afghanistan)
Thomas Lehmann (seit Oktober 2010 bis heute).
Dienstgrade Kommandeure hatten zunächst militärische Dienstgrade wie Major und Oberstleutnant. Seit 1976 sind es Polizeidirektoren oder, wie Thomas Leuthardt, -räte.