Die Cocks-Innung hat jedes Jahr ein Schwein durchs Dorf gezogen und dann geschlachtet. Tierschützer und Behörde haben dem ein Ende gesetzt - nach 100 Jahren.
Die Wut der Mitglieder der Poppenläurer CocksInnung "in Blüten" sitzt tief: Ohne ein quiekendes und grunzendes Schwein, das nach dem Ende des Umzugs sein Leben lassen musste und sogleich teilweise zu Kesselfleisch verarbeitet wurde, mussten sie am Dienstag vom seit Jahren geschlossenen Gasthof "roter Ochsen" zur Pizzeria "La Piccola Italia" (früher Gasthof "Goldener Löwen") ziehen. Statt des besagten Schweines zogen sie an langen Seilen einen Wagen mit einem Käfig durchs Dorf, der mit einer schwarzen Plane bedeckt war und wohl an einen Sarg erinnern sollte als Symbol dafür, dass hier eine lange Tradition beerdigt wird.
Roland Seufert, der Vorsitzende der Cocks-Innung, trug als Begründung für diese Aktion ein großes Schild mit der Aufschrift "Tierschützer und Behörden setzen 100-jähriger Tradition ein Ende. Warum, weshalb, wieso???" im Umzug mit. Wut hin oder her, nächstes Jahr feiert dieser ungewöhnliche Verein, der zurzeit 59 Mitglieder hat, sein 100-jähriges Bestehen. Die Pläne dafür laufen auf Hochtouren.
"Cocks" sind englische Hüte
Im Jahr 1919, als Poppenläurer Männer aus der englischen Kriegsgefangenschaft zurückkamen und die Cocks, die typisch englischen Hüte mitbrachten, gründeten sie die Cocks-Innung. Sie ist inzwischen fest in das Dorfleben integriert.
Zu den zahlreichen Vereinsaktivitäten zählt zum Beispiel der zur Tradition gewordene Umzug am Dienstag nach Kirchweih, bei dem bis zum vorigen Jahr auf einem Wagen ein Schwein durch das Dorf geführt und anschließend in der früheren Milchsammelstelle im Untergeschoss des alten Rathauses von Metzgern, die Innungsmitglieder sind, geschlachtet wurde. Das Kesselfleisch gab es dann am Mittag für die Vereinsmitglieder im Saal des "Goldenen Löwen". Ein kleiner Trost, auch dieses Jahr mussten sie nicht hungern: das Kesselfleisch lieferte jetzt halt ein örtlicher Metzger.
Über Jahrzehnte kümmerte sich niemand um diese Tradition, doch letztes Jahr bekamen Tierschützer aus Schweinfurt Wind davon und versuchten, sie verbieten zu lassen. Sie schalteten auch die Gemeinde ein, allerdings erfolglos.
Der Transport der Sau durchs Dorf wurde gefilmt. Im Internet (Facebook) wurden kurze Szenen davon eingestellt, die fast 200 Mal kommentiert wurden - fast ausschließlich von Tierschützern, die ebenfalls mit zum Teil sehr drastischen Worten verlangen, das Treiben des Schweins durch das Dorf zu verbieten.
Nur für Männer
Auch das Veterinäramt schaltete sich ein, so Vereinsvorsitzender Roland Seufert, und verbot das Schlachten des Schweins mit Blick auf Hygienevorschriften aus Brüssel. Damit ist nun Schluss mit dieser Tradition, jedenfalls in der bisherigen Form mit dem lebenden Schwein. Die Cocks-Innung allerdings ist noch lange nicht am Ende. Im kommenden Jahr feiert sie ihr 100-jähriges Bestehen. Als sie gegründet wurde, nahm sie nur Katholiken auf, obwohl ein Teil der Bevölkerung im Dorf evangelisch ist. Auf die Religionszugehörigkeit schaut heute keiner mehr.
Meine Güte, hier sind wieder ein paar Dramatiker unterwegs!
Wenn sie die Hygienevorschriften einhalten geht’s doch weiter mit ihrem Brauchtum.
Aber anstatt sich mal mit wichtigeren Themen zu beschäftigen wie z.B. diesen ganzen Diesel-Mist, CumExFiles, Spritpreise die in den Himmel schießen, weil angeblich der Transport erschwert ist aber in den Nachbarländern trotzdem niedrig bleiben oder welche Verbrecher in der BRD an die Macht wollen, regt man sich lieber über eine Sau im Dorf auf.
Überdramatisiert wird dies dann wieder von unseren abendländischen Beschützern, die Deutschland ja schon seit längeren am Rande des Absturzes sehen!
Auch an den übrigen Herrn: Ich glaube nicht das deren ihre Tradition ausstirbt. Und wenn sie sich doch nicht überzeugen lassen wollen dann gehen sie raus und unterstützen die alten Traditionen. Aber nicht durch Wahlen und Nörgeln sondern aktiv in ihren örtlichen Vereinen!
Aber ich versteh sie schon, jammern vorm PC oder den Smartphone ist natürlich etwas leichter als sich tatsächlich zu bewegen…
Wo bleibt hier die Verhältnismäßigkeit? Solange wir in unserem Land erlauben, dass religiöse Minderheiten an ihren archaischen Schlachtriten der Antike und des Mittelalters, die auf extreme Tierquälerei unter Umgehung der Tierschutzgesetze hinauslaufen festhalten, kann die beschriebene schmerzlose fränkische Schlachttradition auf keinen Fall verboten sein. Wenn doch hätte Laramy recht mit 'Deutschland schafft sich ab'!
Der Kommentar wurde gesperrt.
Der Kommentar wurde gesperrt.
Unser System krankt. Wir müssen uns nicht wundern, wenn sich ganz normale Menschen radikalisieren. Wo sind eigentlich unsere Tierschützer, Behörden und Gesetzesgeber, wenn unsere neuen Importkulturen aus religiösen Gründen Tiere schächten? Deren Belange stellt man über das Tierschutzgesetz und unsere abendländische Ethik. Wenn ich sehe, wie wir mit unseren eigenen Bräuchen und unserer eigenen Bevölerung umgehen, dann kann ich Thilo Sarrazin nur Recht geben: "Deutschland schafft sich ab!"