Umstrittene fränkische Schlacht-Tradition verboten: Schwein darf nicht mehr durchs Dorf gezogen werden

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Gegen Tierschützerinnen und Behörden richtet sich der Protest der Poppenläurer Cocks-Innung. Roland Seufert, der Vorsitzende des Vereins, machte seinem Unmut mit diesem Plakat Luft. Foto: Dieter Britz
Gegen Tierschützerinnen und Behörden richtet sich der Protest der Poppenläurer Cocks-Innung. Roland Seufert, der Vorsitzende des Vereins, machte seinem Unmut mit diesem Plakat Luft.  Foto: Dieter Britz
Ohne ein Schwein zogen die Mitglieder der Cocks-Innung am Dienstagmorgen durch Poppenlauer. Der leere Schweinekäfig war mit einer schwarzen Plane bedeckt und erinnerte entfernt an einen Sarg. Foto: Dieter Britz
Ohne ein Schwein zogen die Mitglieder der Cocks-Innung am Dienstagmorgen  durch Poppenlauer. Der leere Schweinekäfig war mit einer schwarzen Plane  bedeckt und erinnerte entfernt an einen Sarg. Foto: Dieter Britz
 
Ohne ein Schwein zogen die Mitglieder der Cocks-innung am Dienstagmorgen durch Poppenlauer. Der leere Schweinekäfig war mit einer schwarzen Plane bedeckt und erinnerte entfernt an einen Sarg. Foto: Dieter Britz
Ohne ein Schwein zogen die Mitglieder der Cocks-innung am Dienstagmorgen  durch Poppenlauer. Der leere Schweinekäfig war mit einer schwarzen Plane  bedeckt und erinnerte entfernt an einen Sarg. Foto: Dieter Britz
 
Mit Musikbegleitung zog die Cocks-Innung am Dienstag vom Gasthof "roter Ochsen" zum Gasthof "Goldener Löwen". Foto: Dieter Britz
Mit Musikbegleitung zog die Cocks-Innung am Dienstag vom Gasthof "roter  Ochsen" zum Gasthof "Goldener Löwen". Foto: Dieter Britz
 
Ohne ein Schwein zogen die Mitglieder der Cocks-Innung am Dienstagmorgen durch Poppenlauer. Der leere Schweinekäfig war mit einer schwarzen Plane bedeckt und erinnerte entfernt an einen Sarg. Foto: Dieter Britz
Ohne ein Schwein zogen die Mitglieder der Cocks-Innung am Dienstagmorgen  durch Poppenlauer. Der leere Schweinekäfig war mit einer schwarzen Plane  bedeckt und erinnerte entfernt an einen Sarg. Foto: Dieter Britz
 
Mit Musikbegleitung zog die Cocks-Innung am Dienstag vom Gasthof "roter Ochsen" zum Gasthof "Goldener Löwen". Foto: Dieter Britz
Mit Musikbegleitung zog die Cocks-Innung am Dienstag vom Gasthof "roter  Ochsen" zum Gasthof "Goldener Löwen". Foto: Dieter Britz
 
Gegen Tierschützerinnen und Behörden richtet sich der Protest der Poppenläurer Cocks-Innung. Roland Seufert, der Vorsitzende des Vereins, machte seinem Unmut mit diesem Plakat Luft. Foto: Dieter Britz
Gegen Tierschützerinnen und Behörden richtet sich der Protest der Poppenläurer Cocks-Innung. Roland Seufert, der Vorsitzende des Vereins, machte seinem Unmut mit diesem Plakat Luft.  Foto: Dieter Britz
 

Die Cocks-Innung hat jedes Jahr ein Schwein durchs Dorf gezogen und dann geschlachtet. Tierschützer und Behörde haben dem ein Ende gesetzt - nach 100 Jahren.

Die Wut der Mitglieder der Poppenläurer CocksInnung "in Blüten" sitzt tief: Ohne ein quiekendes und grunzendes Schwein, das nach dem Ende des Umzugs sein Leben lassen musste und sogleich teilweise zu Kesselfleisch verarbeitet wurde, mussten sie am Dienstag vom seit Jahren geschlossenen Gasthof "roter Ochsen" zur Pizzeria "La Piccola Italia" (früher Gasthof "Goldener Löwen") ziehen. Statt des besagten Schweines zogen sie an langen Seilen einen Wagen mit einem Käfig durchs Dorf, der mit einer schwarzen Plane bedeckt war und wohl an einen Sarg erinnern sollte als Symbol dafür, dass hier eine lange Tradition beerdigt wird.

Roland Seufert, der Vorsitzende der Cocks-Innung, trug als Begründung für diese Aktion ein großes Schild mit der Aufschrift "Tierschützer und Behörden setzen 100-jähriger Tradition ein Ende. Warum, weshalb, wieso???" im Umzug mit. Wut hin oder her, nächstes Jahr feiert dieser ungewöhnliche Verein, der zurzeit 59 Mitglieder hat, sein 100-jähriges Bestehen. Die Pläne dafür laufen auf Hochtouren.

"Cocks" sind englische Hüte

Im Jahr 1919, als Poppenläurer Männer aus der englischen Kriegsgefangenschaft zurückkamen und die Cocks, die typisch englischen Hüte mitbrachten, gründeten sie die Cocks-Innung. Sie ist inzwischen fest in das Dorfleben integriert.

Zu den zahlreichen Vereinsaktivitäten zählt zum Beispiel der zur Tradition gewordene Umzug am Dienstag nach Kirchweih, bei dem bis zum vorigen Jahr auf einem Wagen ein Schwein durch das Dorf geführt und anschließend in der früheren Milchsammelstelle im Untergeschoss des alten Rathauses von Metzgern, die Innungsmitglieder sind, geschlachtet wurde. Das Kesselfleisch gab es dann am Mittag für die Vereinsmitglieder im Saal des "Goldenen Löwen". Ein kleiner Trost, auch dieses Jahr mussten sie nicht hungern: das Kesselfleisch lieferte jetzt halt ein örtlicher Metzger.

Über Jahrzehnte kümmerte sich niemand um diese Tradition, doch letztes Jahr bekamen Tierschützer aus Schweinfurt Wind davon und versuchten, sie verbieten zu lassen. Sie schalteten auch die Gemeinde ein, allerdings erfolglos.

Der Transport der Sau durchs Dorf wurde gefilmt. Im Internet (Facebook) wurden kurze Szenen davon eingestellt, die fast 200 Mal kommentiert wurden - fast ausschließlich von Tierschützern, die ebenfalls mit zum Teil sehr drastischen Worten verlangen, das Treiben des Schweins durch das Dorf zu verbieten.

Nur für Männer

Auch das Veterinäramt schaltete sich ein, so Vereinsvorsitzender Roland Seufert, und verbot das Schlachten des Schweins mit Blick auf Hygienevorschriften aus Brüssel. Damit ist nun Schluss mit dieser Tradition, jedenfalls in der bisherigen Form mit dem lebenden Schwein. Die Cocks-Innung allerdings ist noch lange nicht am Ende. Im kommenden Jahr feiert sie ihr 100-jähriges Bestehen. Als sie gegründet wurde, nahm sie nur Katholiken auf, obwohl ein Teil der Bevölkerung im Dorf evangelisch ist. Auf die Religionszugehörigkeit schaut heute keiner mehr.

Aufgegeben wurde auch die Vorschrift, dass nur Erstgeborene aufgenommen werden. Aber im Dorf muss der Mann schon wohnen. Zählt Maßbach auch dazu? "Ja, aber da muss einer schon gute Beziehung haben zum Beispiel als Schwiegersohn, in der Hauptversammlung wird darüber abgestimmt", erklärt Seufert. Und das neue Mitglied muss ein Mann sein, Frauen haben keine Chance.

Mit Melone

Doch ohne sie geht es halt auch nicht ganz. Was wäre der Umzug, ob mit oder ohne Schwein, ohne musikalische Begleitung durch eine Blaskapelle? Die Cocks-Innung hat zwar Musiker in ihren Reihen, aber auch dieses Jahr bekam die Kapelle weibliche Verstärkung vom Musikverein.

Das Markenzeichen dieses Vereins sind die englischen halbrunden Cocks-Hüte, auch Melonen genannt. In früheren Zeiten mussten sie von jenseits des Ärmelkanals importiert werden. Heute bekommen sie die Mitglieder auch in Deutschland. Eine Hutmacherin in Waldfenster fertigt sie, passend für jeden Kopf, individuell an.