Ein Instrument mit persönlicher Note

2 Min
In seiner Nüdlinger Heimwerkstatt bastelt Dominik Röchner (24) manchmal an alten Blasinstrumenten
In seiner Nüdlinger Heimwerkstatt bastelt Dominik Röchner (24) manchmal an alten Blasinstrumenten
Dominik Röchner (24) mit seinem glänzenden Meisterstück Foto: Sigismund von Dobschütz
Dominik Röchner (24) mit seinem glänzenden Meisterstück Foto: Sigismund von Dobschütz
 

Dominik Röchner (24) aus Nüdlingen hat einen besonderen Beruf gewählt: Er hat sich den Beruf des Metallblasinstrumentenmachers erkoren

Nicht jeder kann sein Hobby zum Beruf machen. Dominik Röchner (24) aus Nüdlingen hat es geschafft: Im Juli bestand der Hobbymusiker an der westsächsischen Hochschule für Musikinstrumentenbau in Markneukirchen (Vogtland) die praktische Prüfung zum Metallblasinstrumentenmacher. Für die Fertigung seines Meisterstücks, eines golden glänzenden Baritonhorns, brauchte er 75 Arbeitsstunden "vom Blech bis zum fertigen Instrument".


Heimatverbunden

Als persönliche Note hat er die Silhouette der Nüdlinger Dorfmitte mit Kirche und Heimatmuseum eingravieren lassen."Ich wollte etwas Heimatliches haben", bekennt sich der junge Instrumentenbauer, der sich in seinem Nüdlinger Elternhaus eine kleine Heimwerkstatt eingerichtet hat, zur Heimat. Hier arbeitet er am Wochenende an alten, leicht zerbeulten Instrumenten. Werktags aber widmet er seine ganze Schaffenskraft seinem Arbeitgeber, "Meister Dotzauer", einer seit 1875 in dritter Generation in Karlstadt ansässigen Instrumentenbaufirma, für die er seit fast vier Jahren tätig ist.


Die Leidenschaft heißt Musik

Die Blasmusik begleitet den jungen Mann schon von Kindesbeinen an. Seine Eltern wollten ihr Einzelkind mit Gleichaltrigen zusammenbringen. Doch statt in den Sportverein zog es den damals Zehnjährigen zu den Nüdlinger Musikanten, deren stellvertretender Dirigent er seit 2009 ist. Da war er gerade 17 Jahre alt. "Damals waren Freunde von mir dabei."
Nach dem Ausprobieren verschiedener Instrumente entschied er sich für das Baritonhorn. "Das hat mir vom Klang am besten gefallen." Er nahm in der Musikschule Unterricht - zunächst bei Schulleiter Thomas Reuß, später bei Andreas Degand. Dieser war es dann, der Röchner nach bestandenem Hauptschulabschluss mit Quali ("In Musik hatte ich eine 1,0") den Beruf eines Instrumentenbauers nahebrachte und ihn mit Kontaktadressen versorgte.


Handwerk ist sicherer Boden

Noch in der Hauptschule hatte Röchner mehrere Praktika bei Instrumentenbauern gemacht. "Das hat mich sehr interessiert." Berufsmusiker wollte er nie werden. "Jeden Tag nur Musizieren wäre mir zu langweilig." Die berufliche Unsicherheit eines Profimusikers war ihm auch zu groß. Da ist das Handwerk doch sicherer, auch wenn man in anderen Berufen vielleicht mehr verdienen könnte. Aber zum Familienunterhalt reicht es, ist Röchner überzeugt. "Musizieren kann ich dann trotzdem."


Klassische Ausbildung

Also bewarb er sich 2007 bei der Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg (Oberpfalz), die er 2009 mit der Qualifikation zum Leiter für Laienorchester abschloss. Damit hatte er zugleich die Mittlere Reife in der Tasche. In den folgenden drei Jahren machte er in der im Jahr 1782 gegründeten Metallblasinstrumentenmanufaktur Gebrüder Alexander in Mainz eine klassische Ausbildung. Mit Gesellenbrief und einem Flügelhorn als Gesellenstück wechselte er 2012 zu "Meister Dotzauer" in Karlstadt. "Da arbeitet man noch in traditioneller Handwerkskunst." Im Herbst 2014 begann er nebenberuflich für seine Meisterprüfung zu lernen. Alle Theorie gab es in Würzburg, das Fachspezifische in Sachsen. Dort händigte ihm die Handwerkskammer Chemnitz vor einem Monat den Meisterbrief aus.
Seine Arbeit in Karlstadt hat die Erwartungen erfüllt. "Wir machen alles selbst", betont Röchner das Besondere. In Karlstadt ist alles noch Handfertigung und keine Massenware, wie sie heute schon aus China kommt. Natürlich seien solche Instrumente preiswerter, ein gutes Horn kostet handgefertigt vielleicht 4 500 Euro, als chinesisches Massengut nur 3 000 Euro. "Aber Profimusiker hören den feinen Unterschied, schätzen die Handwerksqualität und wissen auch, dass sie dafür mehr bezahlen müssen."
Für ihn sei dieser Beruf "der richtige Weg", sagt Röchner. "Der Meisterbrief war mir wichtig." Er gibt ihm berufliche Sicherheit. Die nächsten Jahre will er in Karlstadt bleiben. Aber eine spätere Selbständigkeit als Metallblasinstrumentenmachermeister "ist nicht ausgeschlossen". Vielleicht sogar in Nüdlingen? Dann könnte er auch weiterhin bei den Nüdlinger Musikanten musizieren - mit dem gravierten Baritonhorn, seinem selbstgebauten Meisterstück.