In dem Ortsteil des Marktes Burkardroth gibt es nur noch sechs praktizierende Landwirte, fünf davon im Nebenerwerb.
Fünf Jahre sind eine lange Zeit. Vor allem, wenn man für diesen Zeitraum ein Ehrenamt übernimmt. Dazu noch eines, das eigentlich vom Aussterben betroffen ist. Doch für Sigrid Rottenberger und Karl Schneider steht das außer Frage. Deshalb erklärten sich beide erneut bereit, das Amt der Ortsbäuerin und des Ortsobmanns des Bayerischen Bauernverbandes in Wollbach zu übernehmen. In der Versammlung des Ortsverbandes wurden sie einstimmig gewählt, ebenso wie ihre Stellvertreter Benno Keßler und Monika Schneider.
Doch was machen Ortsbäuerin und Ortsobmann eigentlich? Was sind ihre Aufgaben? "Die Obmänner sind die Interessenvertreter der Landwirte, dienen als Sprachrohre nach oben oder unten", erklärt Wahlleiter Johannes Schlereth. "Früher wurden sie auch als grüne Bürgermeister bezeichnet", ergänzt Karl Schneider.
Stellungnahmen
Und das nicht ohne Grund. "Denn die Landwirte haben den besten Einblick, was Landschaft und Natur anbelangt", fügt Schlereth hinzu. "So werden wir herangezogen und um Stellungnahmen gebeten, wenn die Gemeinde Bebauungspläne aufstellt oder andere Fragen der Landnutzung auftreten", sagt Karl Schneider. Als weiteres Beispiel nennt er die aktuellen Planungen der Allianz Kissinger Bogen, die in den, ihr angehörenden Kommunen Nüdlingen, Bad Bocklet, Oberthulba und Burkardroth ein Kernwegenetz erstellen möchte.
Der 65-Jährige wurde auch bei dem geplanten Wollbacher Baugebiet "Brennofen" um seine Einschätzung gebeten, informierte er die Versammlung in seinem Rechenschaftsbericht. Daneben hat Schneider in den vergangenen fünf Jahren an verschiedenen Veranstaltungen des Bauernverbandes teilgenommen, unter anderem das Zentrale Landwirtschaftsfest in München besucht. Zudem berichtete er von Fortbildungen und Seminaren, wie etwa zum Thema Ferkelschutz, Antibiotikaeinsatz, Hofübergabe und Hygienevorschriften bei Vereinsfesten. Ansonsten hat sich der Wollbacher Landwirt an einer Milchdemo beteiligt und auch Unterschriften zum Gewässerschutz gesammelt. Schließlich berichtete Schneider vom Besuch der Kindergartenkinder auf seinem Hof, den er bereits an seinen Sohn übergeben hat.
Öffentlichkeitsarbeit
Die Öffentlichkeitsarbeit ist auch eine der Hauptaufgaben der Ortsbäuerinnen, ergänzt Sigrid Rottenberger. Zuletzt konnten sich die Besucher des Burkardrother Herbstmarktes davon überzeugen. Kreisbäuerin Rita Jörg und einige Ortsbäuerinnen zeigten im Genusszelt auf dem Marktplatz, wie aus Frischmilch Mozzarella hergestellt wird. "Wir haben auch schon einen Stand auf dem Markt gemacht, an dem Müsli oder Joghurt zubereitet wurden", so die Wollbacherin.
Auf der Mainfrankenmesse
Parallel dazu hat sie Kochkurse in der Schule und im Pfarrheim organisiert. "Außerdem backen wir für die Feste des Bauernverbandes regelmäßig Kuchen", so Rottenberger und nennt als Beispiel das Frühjahrsfest, das alljährlich bei Landtechnik Müller in Holzhausen veranstaltet wird. Daneben übernehmen die Ortsbäuerinnen des Kreisverbandes Bad Kissingen einen Tag lang die Bewirtung auf der Mainfranken-Messe, die alle zwei Jahre in Würzburg stattfindet.
Doch auch die Gemeinschaft der Landfrauen wird von der Ortsbäuerin gepflegt. Landfrauen sind nicht nur die Bäuerinnen eines Ortes, sondern alle Frauen, die auf dem Land wohnen. So organisiert Sigrid Rottenberger für sie jedes Jahr einen Tagesausflug, unter anderem an die Volkacher Mainschleife. Außerdem besuchen sie den jährlich stattfindenden Landfrauentag in der Rhönfesthalle Stangenroth.
Viel geleistet
"Es ist doch eine ganze Menge geleistet worden", lobte Wahlleiter Johannes Schlereth das Engagement der Wollbacher. Auch Ortssprecherin und Gemeinderätin Silvia Metz schloss sich ihm an. "Es ist nicht selbstverständlich, dass sich jemand für so ein Ehrenamt zur Verfügung stellt", sagte sie. Zudem bedankte sie sich für den Einsatz derjenigen, die sich nicht nur um die Pflege der Siebenschmerz-Kapelle oder des Glöckles kümmern, sondern im Frühjahr beim Ramadama den Müll in der Flur aufsammeln. "In Wollbach geht was. Da helfen wir zusammen", fassten der alte und neue Obmann Karl Schneider zusammen.