Dauernässe lässt die Wiesen in Franken verfaulen

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Die Wiese war üppig bewachsen, bevor die Saale alles vernichtete. Gerhard Fella begutachtet die Schäden. Fotos: Benedikt Borst
Die Wiese war üppig bewachsen, bevor die Saale alles vernichtete. Gerhard Fella begutachtet die Schäden. Fotos: Benedikt Borst
Dreck und Fäule: Das Gras wandert nur noch auf den Kompost.
Dreck und Fäule: Das Gras wandert nur noch auf den Kompost.
 

Obst und Gemüse haben Aufholbedarf, die Futterwiesen stehen voll. Der Regen beschäftigt die Bauern. Oder auch nicht, denn sie können nicht mähen.

Gerhard Fella rupft einen Büschel Gras aus der Saale wiese und reibt kritisch mit dem Daumen über den Dreck, der braun an den Blättern klebt. "Das riecht richtig faulig. Das kann ich nicht mehr verfüttern", sagt der Hammelburger Landwirt. Fella begutachtet die Spuren, die das letzte Hochwasser hinterlassen hat. Vor einigen Tagen stand die Saale hier über einen halben Meter hoch, teilweise stehen in den Niederungen noch die Pfützen.


"Das Gras kann ich nicht mehr als Silage oder Heu verwenden. Was ich damit mache, weiß ich noch nicht. Wahrscheinlich kommt es auf den Kompost", überlegt Fella. Würde er es verfüttern, würden davon seine Rinder krank werden und die Kühe weniger Milch geben. Gemäht werden muss die Wiese trotzdem, damit neues Gras nachwächst, dass er seinen 130 Tieren geben kann.

Vielen Bauern im Landkreis, die an der Saale Futterwiesen haben, wurde durch die Überflutung die erste Ernte verdorben. Laut Georg Scheuring, Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), sind vor allem Landwirte bei Hammelburg und nördlich von Bad Kissingen betroffen. "Einzelne Bauern kann es durchaus massiv treffen", sagt er. Das gehe so weit, dass sämtliche Flächen unbrauchbar seien. Falls Betriebe dadurch in Not geraten, kann der BBV Beistand vermitteln. Es haben sich bereits Höfe aus dem Raum Aschaffenburg gemeldet, die mit Silage und Heu aushelfen.

Eigentlich waren die Aussichten für die Futterwirtschaft vor dem Hochwasser gut. Aufgrund der anhaltend feuchten Witterung sind die Wiesen üppig und dicht bewachsen. "Eine Bombenernte", sagt Fella, der immerhin im Mai mit einigem Risiko einen Großteil seiner Ernte einbrachte. Das Dilemma der Bauern: Das Gras für Silage muss trocken sein, um es richtig zu lagern. Sonst verdirbt es. Es fehlten aber mehrere Tage trockenes Wetter. Den Rest sieht man: Überall dort, wo die Wiesen voll stehen, sind Landwirte das Risiko nicht eingegangen. Dort verfault das Tierfutter.

Hoffnung für Obst und Gemüse

Abseits des Saaletals sorgte der Dauerregen im Mai dafür, dass die Nutzflächen ebenfalls durchnässt waren. "Generell sind aber feste Fahrgassen in den Äckern angelegt, so dass die Betriebe die nötigsten Maßnahmen durchführen konnten", sagt Scheuring. Im Hinblick auf etwaige Ernteausfälle will Scheuring keine Prognose abgeben: "Das wäre unseriös." Wintergetreidesorten stehen sehr gut da, auch der Raps hatte den Winter gut überstanden. Am wahrscheinlichsten sind Probleme bei Sommergetreide (Gerste, Hafer) und Körnererbsen zu erwarten. "Die sind momentan nicht gut entwickelt", beurteilt Scheuring die Lage. Das könne auch zu Preissteigerungen führen. Und sonst? "Der Mais hängt noch etwas hinterher, aber der kann das noch aufholen", sagt Fella.

Die Spargelernte am Main ist dieses Jahr nicht ergiebig. Weinstöcke und Erdbeeren hinken hinterher, können sich aber noch gut entwickeln. "Wärmeliebende Gemüsesorten wie Zucchini und Paprika hängen zurück", sagt Hans Pfülb aus Fuchsstadt. Bei Frühkartoffeln erwartet er Verluste, dafür sieht der Sommerweizen gut aus. "Bei uns ist es nicht dramatisch. Das Wetter war eher gut."

Bislang schlagen sich die Probleme der Landwirte nicht oder nur gering bis zur Gastronomie durch. "Der Spargel war in diesem Jahr ein bisschen teurer", meint der Bad Kissinger Sterne-Koch Hermann Laudensack. Die Qualität der regionalen Ware war gut. Zwar wurde die Spargelsaison später eingeleitet, dafür zeigten die Verbraucher aber Verständnis.