Das Wetter: Schlecht gemixt

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Die Regenmenge von Mai und Juni in Maria Bildhausen und Haar zeigt,wie groß der Unterschied zwischen dem südlichen und dem nördlichen Bayern ist. Foto: Heike Beudert
Die Regenmenge von Mai und Juni in Maria Bildhausen und Haar zeigt,wie groß der Unterschied zwischen dem südlichen und dem nördlichen Bayern ist.  Foto: Heike Beudert
 

Manchmal ist im Volksmund von der "Sahara Deutschlands" die Rede, wenn das Gespräch auf die regenarmen Gebiete im Landkreis Bad Kissingen kommt. Das ist natürlich übertrieben. Aber ein Teil der Region trägt tatsächlich den Namen "Fränkische Trockenplatte". Das hat seinen Grund.

Lisa Brunnbauer ist Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst. Dass es in Unterfranken weniger regnet als im südlichen Bayern, das sei schon immer so, sagt sie. Dass die Unterschiede heuer so ausgeprägt sind, das hängt nach Angaben der Meteorologin aber mit zwei besonderen Wetterlagen zusammen.

Besonderer Wettermix

"Es ist Zufall, dass zwei solche Wetterlagen hintereinander folgen", erklärt Lisa Brunnbauer.
Ende Mai habe ein Italientief in Südbayern bis zu 300 Liter Niederschlag gebracht. Im nördlichen Bayern blieb es dagegen oft trocken. In den vergangenen Tagen nun war in Nordbayern trockene, kühle Luft eingeströmt, während der Süden Deutschlands es mit warmen Luftmassen zu tun hatte. Diese konnten mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Also habe es dort erneut geregnet, während die gesamte Mitte Deutschlands trocken blieb.
Aber es soll Regen im Anmarsch sein, prognostiziert Lisa Brunnbauer. Nach den kühleren Tagen wird es jetzt wärmer, sonniger, aber auch schwüler. Man habe es dieses Mal mit einem großräumigen Luftmassenwechsel zu tun, sagt die Meteorologin, und dieser könnte auch Unterfranken die langersehnten Schauer bringen.Verbunden sind sie, wenn sie kommen, dann oft auch mit Gewitter. Die Meteorologin ist recht zuversichtlich, dass die Region Wasser abbekommt. Ab Dienstag zeichnet sich aber schon wieder - so die aktuellen Prognosen - eine trockene, kühlere Phase ab.
Weshalb die Region so regenarm ist, erläutert die Fachfrau. Es liege an der Kessellage. Feuchte Luft regnet sich über den Mittelgebirgen ab. Spessart und Rhön, Steigerwald und Haßberge seien feuchter. Dafür bleibe es in den Tallagen trockener.

132 Wetter-Messstellen

Je nach Bodenart wirke sich die Trockenheit unterschiedlich aus, erläutert Brunnbauer. Besonders schnell trocknen die Muschelkalkböden aus. Diese könnten das Wasser schlecht halten. Andererseits sei das gut für den Wein, der in Unterfranken wächst, meint die Meteorologin.
Dass es in der Region weniger regnet als in anderen Gebieten Bayerns, das lässt sich an den Wetterstatistiken des Landesamtes für Landwirtschaft in Freising ablesen. Das Amt hat 132 Messstellen in Bayern. Eine davon ist seit 1990 in Maria Bildhausen stationiert. "Sie ist damit eine der Stationen, die bereits von Beginn an im Agrarmeteorologischen Messnetzes der LfL (errichtet 1990-1992) aktiv ist", so die Auskunft von Kristina Amannsberger (Presseabteilung des Landesamtes für Landwirtschaft). Die Messstationen erfassen im Dauerbetrieb alle wichtigen Witterungsparameter, wie Luft - und Bodentemperaturen, Niederschlag, relative Luft feuchte, Windgeschwindigkeit oder Strahlung. Sie sollen den Landwirten bei der Bewirtschaftung ihrer Felder helfen. Das Netz sei deshalb so dicht, weil in Bayern das Klima sehr kleinräumig sei, heißt es beim Landesamt.

Mehr Regen im Sommer

Der Greenkeeper des Golfclubs Maria Bildhausen, Reinhard Michalk, überwacht die Messstelle und meldet eventuelle Störungen nach Freising. Die Station schätzt er sehr. "Für mich ist das eine tolle Sache", sagt Michalk. Er habe dadurch alle wichtigen Daten für die Golfplatzpflege aus erster Hand. Davon profitiere er sehr. Eine eher zu trockene erste Jahreshälfte und mehr Regen im Hochsommer, das ist der Trend, den er feststellt. Tatsächlich liegen ausgesprochene Trockenjahre schon eine ganze Weile zurück. Die Messungen dieses Jahres zeigen, dass es in der Region schon ab Februar keine längeren Regenphasen mehr gegeben hat. Bislang sind in diesem Jahr in Maria Bildhausen 157 mm Niederschlag gefallen. Das langjährige Mittel für die erste Jahreshälfte beziffert die Statistik des Landesamtes mit 300,5 mm Niederschlag. Man sieht: 2015 gibt es noch einiges aufzuholen in der Wasserbilanz. Aber es ist ja auch gerade erst die Jahreshälfte knapp erreicht.
Zum Vergleich: In Haar bei München München - auch dort ist eine Messstelle - waren es in diesem Jahr bereits 421 mm Niederschlag. Das entspricht dort auch so ziemlich dem langjährigen Mittel für die erste Jahreshälfte.