Die beiden Dampferle sind aus der Saale gehoben und ins Winterlager zur Überholung gebracht worden. Probleme machen nicht die Schiffe, sondern die Biber.
Schlaff hängt der Bayernwimpel am Bug der "Kissingen", die "Saline", das zweite der "Kissinger Dampferle" hat ihre Flagge bereits ganz gestrichen, denn heute bricht die Winterzeit, die Ruhezeit für die beiden Boote an. Während letzte Nebelschwaden über der Saale verfliegen, liegen die Boote noch angetäut am Privatsteg der Reederfamilie Fischer.
Aufgeschreckt vom Motorengeräusch eines riesigen Autokranes fliegen mit lauten Flügelschlägen zwei weisse Schwäne saaleaufwärts, dann wird es auch hier am Steg etwas lauter: Nachdem einer der auf Schienen laufenden Bootstrailer umgesetzt ist, muss das Hebegeschirr nochmals gewechselt werden, denn heute werden die Boote mit dem knallroten Autokran aus ihrem feuchten Element gehoben, kommen auf die Schiene, um dann etwa 100 Meter weit in ihren Überwinterungsplatz
gezogen zu werden.
Zuerst jedoch muss das Hebegeschirr von vorne und hinten unter die Boote gezogen werden - eigentlich eine leichte Aufgabe, wenn man weiß, wo der Schwerpunkt der Dampferlich liegt. Exakt waagerecht möchte der Maschinenführer die Boote nacheinander aus dem Wasser heben. "Kapitän" Norbert Gerner steht auf dem Dach eines der Boote und gibt seinen beiden Kollegen Mario Dörr und Andreas Reith die nötigen Anweisungen.
"Hinten passt's, vorne noch ein bisschen mehr" ruft er den beiden zu, und die schieben den vorderen Gurt noch etwas mehr in Richtungs Schiffsmitte. Kaum ist Gerner vom Dach, gibt der Kranführer Gas, und schon nach wenigen Sekungen schwebt hängt die "Kissingen" eine Handbreit über dem Wasser.
Und weil das Dampferle dazu auch noch absolut waagerecht im Geschirr hängt, ist der Rest in wenigen Minuten geschehen.
Das Boot wird umgesetzt und der Schienentransport - hier dient ein ein 56 Jahre alter Traktor als Zugmaschine - ist kein Problem mehr.
Probleme mit den Bibern
Probleme bereiten dem Eigentümer Dr. Helmut Fischer aber andere Sachen: Da sind zum einen mehrere Biber am Oberlauf der Saale und so müssen seine drei Mitarbeiter immer wieder Äste und manchmal sogar Baumstämme entfernen, damit ein regelmäßiger
Bootsverkehr stattfinden kann. "Entschädigt wird nur die Land- und Forstwirtschaft aus einem Biberfonds", klagt Dr. Fischer.
Weit mehr ärgert ihn und seine Mitarbeiter aber, dass die Pumpe und das Stauwehr an der Oberen Saline nicht in Betrieb sind. "Das wurde vor wenigen Jahren erst für teures Geld renoviert und auch technisch instandgesetzt, aber es findet sich seitens der Kurbetriebsgesellschaft niemand, der am Morgen die Anlage einschaltet", monieren er und seine
Mitarbeiter. "Am Abend ausschalten, das würden wir ja, aber nicht die Maschine in Betrieb setzen", so argumentieren sie und verweisen auf einen weiteren Punkt. "Würde die Pumpe regelmäßig laufen, würde vieles von dem Schwemmgut abgetragen werden und die Verantwortlichen könnten sich ein teures Ausbaggern der Saale sparen".
Auch wenn die Nutzerzahlen mit rund 30 000 Fahrgästen denen des Vorjahres in etwa entsprechen, wünscht sich Fischer, dass das Restaurant "Salinenblick" im kommenden Jahr wieder bewirtschaftet wird. Davon würden auch die Fahrgastzahlen profitieren.