Die Burgstraße wird für mehr als zwei Millionen Euro erneuert. Doch die Arbeiten ruhen seit Wochen. Was dahinter steckt und wieso eine fast fertige Einmündung noch einmal umgebaut wird.
Grundsätzlich sollten die Arbeiten an der Burgstraße auf die Zielgeraden gehen. Grundsätzlich ist im Moment auch gutes Bauwetter, so dass der Baubetrieb brummen müsste. "Grundsätzlich funktioniert die Baustelle schon", sagt Marcel Zimmermann von der städtischen Tiefbauverwaltung. Aber eben nur grundsätzlich. Tatsächlich steht die Stadt bei der Sanierung der Burgstraße aber vor größeren Problemen - etwa, dass sich auf der Baustelle schon seit einigen Wochen gar nichts mehr tut, sehr zum Ärger der Anwohner.
Grund für den Baustopp sind nach Auskunft Zimmermanns größere Differenzen zwischen der Stadt und den Stadtwerken Bad Kissingen als Bauherren auf der einen Seite und der ausführenden Baufirma Müller Bau auf der anderen Seite. "Es geht um unterschiedliche Auffassungen bei der Ausführung der Kabelbauarbeiten", berichtet er. Näher äußert sich die Stadt zu dem Disput nicht.
Auch die Stadtwerke halten sich mit Äußerungen zurück. "Aus Gründen zur Wahrung schützenswerter Interessen Dritter können wir im Detail leider keine weiteren Ausführungen machen", sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Manfred Zimmer. "Wir arbeiten allerdings mit Hochdruck daran, eine rasche Lösung zu erreichen." Das Bauunternehmen gibt zu dem Thema gar keine Stellung ab. Die Situation ist offensichtlich verfahren. Es scheint unklar, ob die Parteien sich gütlich einigen oder ob es am Ende auf ein juristisches Verfahren hinausläuft.
Arbeiten sollen 2021 dennoch fertig werden
Fest steht, dass die Auseinandersetzung den Zeitplan über den Haufen geworfen hat. Eigentlich wollte die Stadt die Burgstraße im Sommer wieder für den Verkehr freigegeben, inzwischen rechnet Zimmermann damit aber eher im Herbst. "Wir wollen 2021 aber definitiv fertig werden", betont Zimmermann. Im Untergrund sind die Arbeiten bereits zum größten Teil beendet: Der Kanal liegt fertig in der Erde, Wasser- und Gasleitungen ebenso. In der unteren Hälfte der Burgstraße ist auch der Straßenbau bereits fertig, hier muss nur noch die Asphaltdecke aufgebracht werden.
Was fehlt? Ab der Einmündung Höhenstraße, vorbei an der Burgruine Botenlauben bis hoch zum Hotel Sonnenhügel fehlt der Straßenaufbau bislang. Zudem muss der Gehsteig auf der kompletten Straßenlänge noch gemacht werden. In den Boden unter den Gehweg kommen die restlichen Leitungen, etwa Telekommunikationskabel. "Erst wenn die Kabelarbeiten abgeschlossen sind, kann der Gehweg fertig gebaut werden", erklärt Zimmermann. Sobald die weitere Vorgehensweise geklärt ist, werden die Kabel-, Gehweg- und Straßenarbeiten fortgesetzt.
Einmündung zu eng geplant
Die Anwohner können ihre Grundstücke zwar mit dem Auto erreichen, dennoch ist die Situation für sie unangenehm. Ein Anlieger berichtet zum Beispiel, dass Handwerker mit großen Fahrzeugen Schwierigkeiten haben, die Häuser anzufahren. Er habe deshalb seine Dachsanierung verschieben müssen. Ein anderer merkt an, dass die Verkehrsbelastung auf der Umleitungsstraße schon jetzt hoch und eine Belastung für die dortigen Anwohner ist. Der Verkehr werde weiter zunehmen, das Hotel Sonnenhügel den Betrieb nach dem Lockdown wieder aufnimmt. "Es wird Zeit, dass die Straße endlich fertig wird", klagt er.
Die Streit zwischen Bauherren und Firma ist zwar die größte, jedoch nicht die einzige Schwierigkeit bei den Arbeiten. An der neuen und - fast - fertigen Einmündung in die Kissinger Straße hakt es ebenfalls. "Die Einmündung war früher breiter und wir haben sie verschmalert", sagt Zimmermann. Ziel ist es, an der Stelle Geschwindigkeit aus dem Verkehr zu nehmen. Bei der Planung wurden die entsprechend geltenden Richtlinien eingehalten. Jedoch ist die Einmündung zu eng geworden. Eine Testfahrt habe gezeigt, dass große Fahrzeuge wie Busse oder Laster es im Begegnungsverkehr dort schwer haben, aneinandervorbeizukommen. Nachdem die Burgstraße von der Stadtlinie benutzt wird und gleichzeitig die Hauptzufahrt zum Hotel Sonnenhügel und zur Deegenbergklinik ist, lässt die Stadt die Einmündung jetzt nachträglich wieder verbreitern.
Trotz aller Probleme geht die Tiefbauverwaltung davon aus, dass der Kostenrahmen von 2,26 Millionen Euro gehalten werden kann.
Bei der Sanierung der Dr.-Georg-Heim-Straße in Garitz dagegen laufen die Arbeiten wie geplant. "Der erste Bauabschnitt wird diesen Sommer fertig. Für den zweiten Bauabschnitt sind wir mitten in der Planung", erklärt Zimmermann. Die Arbeiten starten voraussichtlich 2022.
Eckdaten der Baustelle
Burgstraße Insgesamt 435 Meter Straße und 481 Meter Kanal werden erneuert. Baubeginn war im März 2020, der Abschluss der Arbeiten ist durch die Verzögerung frühestens im Spätsommer 2021 möglich. lbo