Ein Austausch im Wildfleckener Gemeinderat über die Beförderung von Oberbacher Hortkindern geriet zum Eklat. Das wollte wohl niemand. In einer gemeinsamen Stellungnahme bemühen sich Wildflecken und Riedenberg um Schadensbegrenzung.
In seiner Sitzung Ende Juli hielt der Wildfleckener Marktgemeinderat wie üblich seine Sitzung. Wichtiges wurde besprochen, eine Wildfleckener Abiturientin für ihre guten Ergebnisse geehrt. Als schon fast alles vorbei war, brachte Nicole Müller (PWW) noch ein Thema zur Sprache. Die Kinder aus Oberbach, die in Riedenberg die Grundschule besuchen, müssen für die Hortbetreuung in die neu sanierte Sinntalschule nach Wildflecken fahren. Doch das sei für die Eltern zu teuer.
Auf Nachfrage der Redaktion schildert die Oberbacher Gemeinderätin den Sachverhalt erneut. Es gehe um vier, eventuell fünf Kinder, die im kommenden Schuljahr gern den Hort in Wildflecken nutzen würden. Denn dort werde eine Betreuung bis 16 Uhr angeboten. In Riedenberg gebe es nur eine Stunde Hausaufgabenbetreuung. Anschließend würden die Kinder bis 15 Uhr im Kindergarten untergebracht. [Dazu erfolgte folgende Richtigstellung von Schulleiterin Christiane Helfrich: Unter der Leitung des Johannisvereins Riedenberg wird in der Schule eine offiziell als Hort genehmigte Betreuung bis 16.15 Uhr angeboten; Änderung am 20. August 2019, 11.50 Uhr.]
An Tagen, an denen denen die Kinder nur vier Stunden Unterricht haben, gebe es aber keine Busverbindung nach Wildflecken. Auf Vermittlung der Gemeinde hin habe der Verkehrsbetrieb eine zusätzliche Fahrt angeboten. Das Problem: Die Kosten für die Beförderung müssen sich die Eltern teilen. Eine Fahrt kostet 40 Euro.
Im Anschluss diskutierten die Gemeinderäte das Thema. Dabei wurden auch Überlegungen laut, warum die Oberbacher Kinder nicht in Wildflecken zur Schule gehen könnten. So wären Unterricht und Hortbetreuung in einem Gebäude. Die kostenintensive Fahrt entfiele. Unter anderem äußerte sich 2. Bürgermeister Wolfgang Illek (PWG): "Wir haben in Wildflecken für 7,5 Millionen Euro eine neue Schule hingestellt. Uns ist das Hemd näher als die Hose. Was spricht denn dagegen, dass die Oberbacher Kinder künftig eben nach Wildflecken zur Grundschule gehen?" (Dieses Zitat wurde in der Langfassung des Gemeinderatsbericht im Internet veröffentlicht, in der Zeitung erschien es gekürzt.)
Krisentreffen der Bürgermeister
Im besten Falle ließe sich nun annehmen, dass den Gemeinderäten während des Gesprächs nicht klar war, was für ein Signal sie damit in Richtung Riedenberg senden. Die Riedenberger brauchen nämlich die Oberbacher Grundschulkinder, um den Erhalt ihrer Schule zu sichern. Eine entsprechende jahrzehntealte Vereinbarung sieht vor, dass im Gegenzug die Riedenberger Mittelschüler nach Wildflecken gehen. Doch es sind nur noch wenige Mittelschüler, die die Mittelschule in Wildflecken besuchen. Ab der 7. Klasse werden die Mittelschüler ohnehin zentral am Schulzentrum Römershag in Bad Brückenau unterrichtet.
Und so kam es zu Irritationen, ob der Markt Wildflecken den Schulverbund mit Riedenberg etwa aufkündigen wolle. Ein klärendes Gespräch zwischen Illek, der den Urlaub habenden Bürgermeister vertrat, und dem Riedenberger Bürgermeister Roland Römmelt (CSU) führte zu einer gemeinsamen Stellungnahme. Darin heißt es: "Vom Vertreter des Marktes Wildflecken [...] wurde unterstrichen, dass von Seiten des Marktes Wildflecken ausdrücklich der Fortbestand des Schulverbandes und die Beibehaltung der Beschulung der Oberbacher und Riedenberger Grundschulkinder am Schulstandort Riedenberg gewünscht wird. Eine Änderung der bisherigen Praxis sei nie die Intention des Marktes Wildflecken gewesen."
Auch Schulleiterin Christiane Helfrich war bei dem Treffen dabei. So geht die Stellungnahme weiter: "Die von Schulleiterin Helfrich vorgestellten aktuellen Schülerprognosen belegen, dass auf Grund der prognostizierten konstanten Schülerzahlen sowohl die Grundschule in Riedenberg und in Wildflecken als auch die Mittelschule in Wildflecken gesichert sind. Im Vorfeld wurde auch das Schulamt in Bad Kissingen hierzu kontaktiert." Dieses habe bestätigt, dass die bestehende Regelung als stabil gelte und eine Veränderung nicht geplant sei.