Durch das Förderprogramm "Stadtumbau West" konnten schon einige Ecken der Stadt verschönert werden. Nur beim Bahnhof geht es einfach nicht vorwärts.
Wer schon einmal in Ostdeutschland unterwegs war, dem fallen vielerorts schön sanierte Innenstädte ins Auge. "Stadtumbau Ost" heißt das Förderprogramm, das seit 2001 viele dieser Maßnahmen ermöglichte. Leer stehende Häuser wurden abgerissen und das Umfeld aufgewertet. In den vergangenen Jahren rückte die Erneuerung alter Bausubstanz in den Vordergrund. "Die Städte drüben", so dringt es gelegentlich ans aufmerksame Ohr, "seien gemacht worden." Hierzulande aber werde nichts gegen verfallende Innenstädte getan.
980.000 Euro sind schon geflossen
Das ist nicht ganz richtig. Auch in den alten Bundesländern sind Städte durch eine negative demografische Entwicklung und wirtschaftlichen Strukturwandel betroffen. Ein Gang durch die Bad Brückenauer Innenstadt zeigt das ganz deutlich. Deshalb zog der Bund mit dem Förderprogramm "Stadtumbau West" nach.
In Bad Brückenau sind in den vergangenen Jahren fünf Projekte mit insgesamt knapp einer Million Euro gefördert worden.
Noch ist die Liste der städtebaulichen Maßnahmen nicht erschöpft: Im Juli will die Stadtverwaltung den Förderantrag für den Parkplatz gegenüber vom neuen Haus Waldenfels rausschicken. Die Gesamtkosten schätzt Kämmerer Leo Romeis auf rund 250.000 Euro. Da die Stadt im vergangenen Jahr erneut Stabilisierungshilfe des Freistaats Bayern bekommen hat, rechnet Romeis mit einem Fördersatz zwischen 60 und 80 Prozent. Auch ein anderes Projekt soll von "Stadtumbau West" profitieren: In Zusammenarbeit mit der Baugenossenschaft, die für die Häuser zuständig ist, könnte der Berliner Platz in Angriff genommen werden.
Das Areal liegt zwar nicht im Sanierungsgebiet, aber: "In Einzelfällen, die speziell geprüft werden, ist eine Förderung durch Stadtumbau West möglich", gibt Romeis Auskunft.
Sorgenkind Bahnhof
Das größte Kopfzerbrechen aber bereitet der Bahnhof. "Das war ursprünglich das erste Projekt, das wir mit Stadtumbau West anpacken wollten", sagt Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU). Parkplatz, Busbahnhof, Wohnmobil-Stellplatz und natürlich die Zukunft des Bahngebäudes selbst hängen daran. Solange die Bahnstrecke allerdings nicht freigestellt ist, liegt das Projekt auf Eis. "Das ist wieder ein Beispiel dafür, wie die Bahn fruchtbare Stadtentwicklung behindert", sagt Meyerdierks nicht ohne Frust.
Im Haushalt 2016 sind - wie schon in den Vorjahren - Gelder für den Kauf des Geländes und die Umgestaltung des Umfelds mit jeweils rund 380.000 Euro eingestellt. Gleichzeitig sind Zuwendungen in Höhe von 60 Prozent eingeplant.
Interessenten ziehen sich zurück
Nun warten alle darauf,
dass das Eisenbahn-Bundesamt über die Zukunft der Bahnstrecke entscheidet. "Die Stadt möchte das Bahnhofsgebäude übernehmen, wenn es zum Kauf kommt", sagt Meyerdierks. "Betreiben wollen wir es aber nicht selbst." Ihren Worten nach gebe es Interessenten.
Das Rote Kreuz habe beispielsweise überlegt, die Wache dorthin zu verlegen. Nun wird am alten Standort in der Rotkreuzstraße umgebaut. Hätte nicht auch das Verteil-Zentrum der Deutschen Post in den Bahnhof umziehen können, fragen sich manche Brückenauer. "Ideal", antwortet Meyerdierks. Aber auch da sei es am Zeitfenster gescheitert. Der Mietvertrag am jetzigen Standort laufe schon in diesem Jahr aus.
Übrigens, auch private Hauseigentümer können von "Stadtumbau West" profitieren. Bei Fassaden- und Energiesanierungen winkt eine Förderquote von 30 Prozent. Je nach Investition gibt's bis zu 5000 Euro dazu.
Stadtumbau West: Diese Projekte wurden gefördert: Sinnauplatz Noch unter Bürgermeister Thomas Ullmann (PWG) wurde der Sinnauplatz neu gestaltet. Fertigstellung: 2009. Gesamtkosten: rund 462.000 Euro. Fördersatz: 60 Prozent.
Gutachten Im Jahr 2010 wurde der Gesamtverkehrsplan fortschrieben. Gesamtkosten: rund 19.000 Euro. Fördersatz: 60 Prozent. Im Jahr 2011 wurde außerdem ein Energiekonzept erstellt. Gesamtkosten: 27 000 Euro. Fördersatz: 60 Prozent.
Fachmarktzentrum Der Bau des Fachmarktzentrums selbst ist zwar nicht durch "Stadtumbau West" gefördert worden, der Abriss der Molkerei, auf deren Gelände das Gebäude entstand, wurde aber teilweise aus Fördermitteln finanziert. Fertigstellung: 2014. Kosten: 100.000 Euro. Fördersatz: 60 Prozent.
Obermang Die Parkplätze an der Obermang wurden neu angelegt. Fertigstellung: 2015. Gesamtkosten: 770.000 Euro. Fördersatz: 80 Prozent.