Die "1000-jährige Eiche" ist bereits arg in Mitleidenschaft gezogen. Damit der Baum sich künftig wieder selbst helfen kann, erfolgte unlängst eine Vitalisierung des Wurzelwerkes.
Der mächtige Baum im Staatsbad Bad Brückenau, unterhalb des Tierparks, ist schon über Generationen als "1000-jährige Eiche" bekannt, auch wenn ihr offizieller Name "König-Ludwig-Eiche" ist.
Seit 1987 ist die Stieleiche als Naturdenkmal anerkannt, ist eine der acht größten Eichen Süddeutschlands und gehört auch zu den ältesten Bäumen Deutschlands. In der "TaspoBaum Zeitung" vom März 2014 gibt es dazu eine Veröffentlichung von Rainer Gerber und Christine Hildebrandt, die ein Alter von zirka 550 Jahren nennen.
Nun braucht dieser schöne alte Baum "Hilfe zur Selbsthilfe", wie es der "Blattwerker" Wendelin Lenzner (Kassel) ausdrückte. Zusammen mit Sebastian Roßbacher aus Neuhaus an der Pegnitz besteht eine Arbeitsgemeinschaft und nun waren beide in der vergangenen Woche in Bad Brückenau, um eine "Vitalisierung des Wurzelwerkes" für die alte Eiche anzuregen. Seit den 90er Jahren hat die Vitalität nachgelassen und bereitete der Unteren Naturschutzbehörde und den Gärtnern der Kurgärtnerei Sorge. Im Trockenjahr 2003 wurde noch einmal eine deutliche Verschlechterung festgestellt.
Auftraggeber für die Maßnahme der Vitalisierung ist die Untere Naturschutzbehörde Bad Kissingen. Aufgrund verschiedener Untersuchungen in den vergangenen Jahren, die Rainer Gerber als selbstständiger Sachverständiger und Gutachter für Bäume durchgeführt hatte, zeigte sich die Notwendigkeit, dass das Naturdenkmal erhalten bleibt. Doris Hupfer von der Behörde und Rainer Gerber waren vor Ort, um sich zu informieren und dazu Auskunft zu geben.
Druckluft-Injektionsverfahren Mit einem Druckluft-Injektionsverfahren, auch Geo-Injektionstechnik genannt, soll eine konsequente Bodenaufwertung erreicht werden. Unter Verwendung gereinigter Druckluft wird der Boden rund um die Eiche bis in eine Tiefe von 60 Zentimeter gelockert, und im selben Arbeitsgang wird Granulat eingeschossen, mit einem individuellen Mix aus Düngern und Bodenhilfsstoffen. Deutlich zu erkennen war die Anhebung des Bodens bei diesen Druckluft-Injektionen, mit denen auch eine Belüftung des Bodens und Sauerstoffzufuhr für das Wurzelwerk erreicht wird. Nach den Kosten gefragt, sagte Doris Hupfer: "Natürlich ist diese au ßergewöhnliche Maßnahme kostenintensiv. Doch es ist hier wie bei einem historischen Gebäude auch ein Naturdenkmal und eine Verpflichtung zur Er haltung."
"Der Baum hat es momentan sehr schwer", erklärte Rainer Gerber, "denn frühere Baumpflege-Maßnahmen waren nicht immer förderlich". Durch die einmal sehr populäre Maßnahmen der Baumchirurgie und massiven Rückschnitten kam es zur Totholzbildung von Starkästen. Es fehlte plötzlich die Feinaststruktur, die Rinde bekam keine Nahrung mehr, sie fiel ab, und es bildeten sich keine neuen Knospen. In den Starkästen zersetzen pilzliche Schädlinge das Kernholz, weshalb diese stark aushöhlten.
Sieben Stützen Es wurden sieben so genannte A-Stützen eingebaut, um das Ausbrechen von Starkästen zu vermeiden. In den Herbst- und Wintermonaten fehlte das Laub zur Regeneration. Denn dieses wurde immer fein säuberlich abgerecht und weggebracht. Doch für die Nahrungsaufnahme und den Schutz des Wurzelwerkes ist es für den Baum notwendig. Künftig soll wieder mit natürlichen Laubauflagen die biologische Aktivität des Bodens verbessert werden. "Ein solcher Baum braucht etwa 300 Jahre, bis er erwachsen ist, 300 Jahre steht er dann groß, mächtig und prächtig an seinem Platz, und wieder 300 Jahre dauert dann der Zerfallsprozess", erklärt der Baumsachverständige. Es besteht nun die Hoffnung, dass dieser Prozess des Abschiednehmens mit der durchgeführten Maßnahme etwas langsamer wird.
Dazu sagt Wendelin Lenzner: "Eine erwartbare positive Reaktion ist eine stärkere Belaubung schon 2016 und die Bildung einer Sekundarkrone in etwa zwei Jahren." Momentan ist der Baum als Wohnung beliebt für Fledermäuse und verschiedenen Vogelarten, und auch in den angebrachten Nistkästen im Astwerk ist Leben, denn überall ist ein reger Flugverkehr zu beobachten.