Hilfe für die Menschen in der Ukraine wird nach wie vor dringend gebraucht. Ehrenamtliche Helfer berichten von dramatischen Zuständen und emotionalen Momenten an der Grenze.
"BRKhilft" hat mittlerweile die achte Fahrt von Bad Brückenau zur ukrainischen Grenze unternommen. Mit einer Vorbereitungszeit von nur drei Wochen habe der Verein mit Hilfe von Christian Wirth einen gebrauchten Lagercontainer gekauft und mit Hilfe des Teammitglieds Bernd Bundschuh aus Miltenberg in Richtung Przemysl transportiert, berichtet Dirk Stumpe, der bei der Hilfsmission dabei war. Start war bei Siegbert Henz in Oberleichtersbach. Das restliche Team machte sich mit zwei weiteren Fahrzeugen voller Hilfsgüter und vier ukrainischen Passagieren an Bord auf den Weg ins über 1000 Kilometer entfernte Machowa, wo die Crew in einem Hotel ein paar Stunden schlafen konnte. Am Samstag früh ging es weiter nach Przemysl zum dortigen Ankunftszentrum.
In einer kräftezehrenden, mehrstündigen Aktion entluden die Helfer und Helferinnen den Container, richteten Regale darin ein und überreichten Roller, Bobby Cars, Fahrräder, Hüpftiere und viele weitere Spenden aus Bad Brückenau und Umgebung an Carmen, die das Kinderhilfsprojekt "Piece of Peace Playground" ins Leben gerufen hat. "Carmen hat sich riesig über die Unterstützung gefreut und nochmal ganz deutlich zu verstehen gegeben, dass diese Hilfsbereitschaft alles andere als normal ist", so Stumpe.
Die Helfer verteilten Lebensmittel und medizinische Hilfsgüter und bauten einen Verpflegungsstand mit Getränken, Brötchen und Kuchen auf. Stumpe berichtet von einem enormen Andrang. Der Strom der Kriegsflüchtlinge reiße nicht ab. Auf der anderen Seite sei es auffällig, wie viele Menschen zurück in ihre Heimat gehen, obwohl der Krieg in vielen Teilen des Landes immer schlimmer werde.
Tania, eine freiwillige ukrainische Helferin, sei aus Lwiw zur polnischen Grenze gekommen, um die "BRKhilft"-Spenden abzuholen. "Tania ist gerade mit dieser Ladung unterwegs in die Donbass-Region im Osten der Ukraine, wo derzeit die heftigsten Kämpfe stattfinden. Sie berichtet täglich per WhatsApp über ihren Standort und die Lage vor Ort."
Die Ukrainerin Lidiia, die seit ein paar Wochen in Oberbach lebt, fuhr mit den Freiwilligen zur Grenze, um dort ihre drei Kinder abzuholen und in Sicherheit zu bringen.
Mutter schließt Familie in die Arme
"Ihr war es wichtig, zuerst eine Wohnung und einen Job in Deutschland zu finden, bevor sie die Kinder holt. Ihr Mann brachte die Sieben-, Neun- und 17-jährigen Kids zur Grenze und die Familie konnte sich glücklich in die Arme nehmen."
Für das Team von "BRKhilft" sei jede Fahrt eine emotionale Belastung. Täglich kämen tausende Menschen in Przemysl an, die Behörden seien völlig überlastet und das Ankunftszentrum überfüllt. "Völlig erschöpfte Menschen liegen in den Gängen des Bahnhofs auf den blanken Böden, um sich etwas zu erholen. Die Volunteers vor Ort arbeiten rund um die Uhr, um die Menschen mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln zu versorgen. Am liebsten würde das Team aus Bad Brückenau sofort wieder in die Busse einsteigen und losfahren."