Mit einer vielversprechenden Initiative möchte die Stadt Bad Brückenau den Wert ihrer Heilquellen stärker in den Fokus rücken. Dabei besteht zumindest am Georgi-Sprudel dringender Handlungsbedarf - was auch bekannt war.
Uwe Meißner greift zum Hebel. "Zisch...", hallt es lautstark von den Wänden im Innern der Erdkammer im Georgi-Kurpark, in der das Heilwasser aus 554 Metern an die Oberfläche tritt. Alle drei Wochen etwa entlüftet Meißner die unterirdische Leitung, die von hier bis zum Quellpavillon in der Sommerhalle führt. "Das Wasser ist sehr gefragt", erzählt Meißner engagiert, "das soll ja sehr gesund sein."
In der Tat, erst im Herbst
stellte Prof. Christoph Gutenbrunner von der Medizinischen Hochschule Hannover der Heilquelle ein sehr gutes Zeugnis aus: Wertvolle Mineralstoffe, die dem Wasser seinen ganz eigenen, wenn auch gewöhnungsbedürftigen Geschmack geben, sowie ein hoher Gehalt an Kohlenstoffdioxyd mit erstaunlichen Auswirkungen auf Wundheilungsprozesse zeichnen die Quelle aus. 1906 wurden sowohl der Georgi-Sprudel als auch der Siebener gebohrt. Doch während die Siebener-Quelle im Jahr 1978 circa 15 Meter neben dem alten Brunnen erneut abgeteuft wurde, hat die Georgi-Quelle mehr als hundert Jahre vor sich hin gesprudelt.
Fremdwasser dringt ein
"Natürlich ist uns bekannt, dass eine Untersuchung des baulichen Zustands ansteht", gibt Leo Romeis, Kämmerer der Stadtverwaltung, Auskunft. Seit ein paar Jahren sei Fremdwasser, das aus anderen Erdschichten stammen muss, im Heilwasser des Georgi-Sprudels nachgewiesen worden - und zwar schon vor Baubeginn für das neue Haus Waldenfels und dem prekären Hangrutsch. Eine mikrobiologische Verunreinigung könne durch die vierteljährliche Überprüfung durch das Institut Dr. Nuss in Bad Kissingen ausgeschlossen werden, stellt der Kämmerer klar. "Die Quelle ist voll nutzbar", betont Romeis.
"Der Eintrag von Fremdwasser ist keine Verunreinigung, sondern eine Vermischung", erklärt Hartmut Holzheimer vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen. Die Vermischung könne aber Konsequenzen für die Einstufung des Quelltyps haben - was sich wiederum auf die Ausweisung eines Heilquellenschutzgebiets auswirken könnte. Im Staatsbad sei bereits in den Jahren 2013 und 2014 eine Zustandserfassung für alle fünf Heilquellen gemacht worden. "Das gehört zu einer ordentlichen Bewirtschaftung einfach dazu, auch wenn es Geld kostet", begründet Holzheimer.
Und vermutlich ist genau das der springende Punkt. Etwa 50.000 Euro kalkuliert Romeis für die Zustandsfeststellung, mehrere hunderttausend Euro müsse die Stadt wohl für etwaige Maßnahmen in die Hand nehmen. Die Neubohrung des Siebener jedenfalls habe damals, vor mehr als 30 Jahren, zwischen 500.000 und 600.000 Mark gekostet. Und noch eine Gefahr sieht der Kämmerer: "Durch die Untersuchung kann sich der Fremdwassereintritt eventuell verstärken." Es könne also sein, dass die Stadt unter Umständen sehr schnell würde handeln müssen. Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, warum bisher noch niemand das Thema angepackt hat.
Entnahmerecht für Siebener
Nun ist es aber auch nicht so, dass die Stadtverwaltung nichts getan hätte. Im Jahr 2013 legte Dr. Bernd Hanauer vom Büro für Hydrogeologie und Umwelt in Gießen ein Gutachten über die beiden städtischen Heilquellen vor. Anlass war damals das Auslaufen des Entnahmerechts für den Siebener Ende 2012. Diese Frage zumindest ist in inzwischen geklärt: Seit dem 1. Januar 2016 liege das neu erteilte Entnahmerecht für den Siebener zur Einsicht aus, im Februar werde wohl die offizielle Genehmigung erteilt, berichtet Roland Lenhart, Sachgebietsleiter Umwelt am Landratsamt Bad Kissingen. Was den Georgi-Sprudel angeht, so beansprucht die Stadt ein traditionelles Entnahmerecht.
Warum bis auf den heutigen Tag aber
für keine der beiden städtischen Heilquellen ein Schutzgebiet ausgewiesen wurde, da redet der Kämmerer nicht drum herum. "Es ist immer wieder geschoben worden", sagt er im Rückblick auf die vergangenen Jahrzehnte. Von einer Ungleichbehandlung der Heilquellen in der Stadt und im Staatsbad möchte er aber nichts wissen. In den 1970er Jahren habe das Wasserwirtschaftsamt in Bezug auf den Siebener festgestellt, dass auf die Ausweisung eines Schutzgebiets verzichtet werden kann. Erst 1982 sei erstmals die Empfehlung ausgesprochen worden, eine quantitative Schutzzone einzurichten. "Das Ganze ist damals nicht weiter verfolgt worden", sagt Romeis.
Die Kosten sind sicherlich nicht der ausschlaggebende Punkt gewesen. Denn für die Ausweisung eines Heilquellenschutzgebietes werde zwar der Betreiber - also die Stadt - zur Kasse gebeten, der Kämmerer rechnet aber mit einer Summe um die 10.000 Euro - die übrigens im Haushaltsplan für 2016 bereits veranschlagt sind. Nun aber werden noch weitere Jahre ins Land gehen, denn das Verfahren um die Ausweisung des Schutzgebietes ruht ja bekanntlich - wegen der Unklarheiten um den Georgi-Sprudel.
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