Bad Brückenau: Kampagne gegen Enkeltrickser

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Aufruf zur Wachsamkeit: Daniel Seeburg, seit Mitte Januar stellvertretender Leiter der Dienststelle Bad Brückenau, präsentiert ein Plakat, das vor Betrugsmaschen warnt. Foto: Ulrike Müller
Aufruf zur Wachsamkeit: Daniel Seeburg, seit Mitte Januar stellvertretender Leiter der Dienststelle Bad Brückenau, präsentiert ein Plakat, das vor Betrugsmaschen warnt. Foto: Ulrike Müller
Entwicklung "Enkeltrick" in Unterfranken; Quelle: Polizeipräsidium Unterfranken; Grafik: Franziska Schäfer
Entwicklung "Enkeltrick" in Unterfranken; Quelle: Polizeipräsidium Unterfranken; Grafik: Franziska Schäfer
 

Seit Jahresbeginn wurden schon mehr Betrugsversuche im Altlandkreis Bad Brückenau aufgenommen als im gesamten Jahr 2015. Die Polizei schlägt Alarm.

Donnerstag ist ein guter Tag für Enkeltrickser. Aber eigentlich ist das Wort viel zu harmlos. Kriminelle, die Menschen um ihr hart erspartes Vermögen bringen, trifft es eher. Daniel Seeburg hat mit vielen Opfern gesprochen. Deshalb weiß er auch, dass die Anrufer häufig donnerstags zuschlagen. Bevor er Mitte Januar als stellvertretender Dienststellenleiter nach Bad Brückenau wechselte, war Seeburg bei der Kripo Würzburg eingesetzt. Sein Fachbereich: Enkeltricks und Gewinnversprechen.


Geschickte Fragestrategie

"Die Täter arbeiten wahnsinnig professionell", sagt Seeburg und berichtet von Call-Centern im Ausland, deren einziger Sinn darin bestehe, deutsche Telefonbücher abzuarbeiten, um potenzielle Opfer ausfindig zu machen. "Es wird gezielt nach altdeutschen Vornamen gesucht", berichtet Seeburg. Die Zielgruppe: Personen ab 60 Jahre, insbesondere aber zwischen 70 und 90 Jahre alt. Die Anrufer: geschickt in ihrer Fragestrategie, perfektes Hochdeutsch. Vor allem Frauen werden angerufen - Seeburg spricht von ungefähr 80 Prozent. Vielleicht, weil sie leichter zu beeinflussen sind. Vielleicht, weil sie sich so sehr schämen, dass sie einen Betrug nicht der Polizei melden.

Sechs Versuche, von denen einer leider Erfolg hatte, nahm die Polizeiinspektion in diesem Jahr bereits im Altlandkreis Bad Brückenau auf. Zum Vergleich: 2015 waren es fünf Versuche, von denen zwei vollendet wurden. Ende Januar meldet sich "Hugo" in Schondra und gibt vor, in Schweinfurt bei einem Notar zu sitzen und dringend Geld zu benötigen. Die Angerufene fällt nicht drauf rein. Sie kennt den echten Hugo, die beiden telefonieren oft miteinander. Zwei Tage später klingelt in Kothen das Telefon. Ein Gewinn von fast 50.000 Euro winke dem Angerufenen. Als Vorauszahlung sei lediglich eine Gebühr von 900 Euro fällig - gern auch in Gutscheinen eines bekannten Online-Versandhändlers. Der Mann lehnt ab.

Besonders hinterhältig gehen die Täter vor, wenn sie bewusst auf Institutionen setzen, denen Menschen in Deutschland vertrauen. Große, etablierte Verlage zum Beispiel, oder die örtliche Dienststelle der Polizei. So geschehen in Motten, erst Anfang Februar: Auch hier geht es um ein Gewinnversprechen, auch hier wird die Auszahlung an Bedingungen geknüpft. Eine Frau wird von einer Kontaktperson angerufen, später melden sich ein angeblicher Vertreter eines großen Medienhauses und ein fingierter Beamter der Polizeiinspektion Bad Brückenau bei ihr. Auf dem Display erscheint sogar die richtige Nummer. Die Angerufene aber lässt sich nicht täuschen.


Die Enkel sensibilisieren

"Das ist technisch ganz einfach machbar", erklärt Seeburg das Vorgehen und warnt eindringlich: "Seriöse Anbieter von Gewinnspielen knüpfen eine Ausschüttung nie an Bedingungen!" Weil sich solche Vorfälle häufen, hat das Polizeipräsidium Unterfranken eine Kampagne gestartet. Mit dem Slogan "Sichern Sie Ihr Erbe" spricht die Polizei gezielt Enkel, Nichten und Neffen oder auch die Kinder möglicher Opfer an. In Würzburg hängen die Plakate in der Straßenbahn. In Bad Brückenau arbeitet die Polizei mit Banken zusammen. In den kommenden Tagen wird Seeburg auch Kontakt mit den Kommunen der Rhönallianz aufnehmen.

"Niemals Geld an Fremde übergeben!", nennt Seeburg nur eine Regel, die Angehörige vereinbaren können. "Das Bargeld-Konto unter dem Kopfkissen ist auch keine gute Idee." Es gebe auch die Möglichkeit, den Eintrag im Telefonbuch so ändern zu lassen, dass nur noch der Familienname und die Straße erscheinen. Eines ist gewiss: "Wenn das Geld erst einmal in den Händen der Täter ist, ist die Chance sehr gering, es wiederzubekommen", weiß Seeburg. Bei den zehn Fällen, in denen der Enkeltrick im vergangenen Jahr für die Täter aufgegangen ist (Bereich Unterfranken), war der Schaden enorm. Seeburg spricht von rund 400.000 Euro. Im Bereich Bad Brückenau waren es 1775 Euro.


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