Bad Brückenau: Familienbündnis sucht Gehör

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Das gemeinsame Frühstück vom Familientreff La Mama findet jeden zweiten Dienstag im Monat im evangelischen Gemeindehaus statt. Foto: Ulrike Müller
Das gemeinsame Frühstück vom Familientreff La Mama findet jeden zweiten Dienstag im Monat im evangelischen Gemeindehaus statt. Foto: Ulrike Müller

Ein Bündnis rund um den Familientreff La Mama, den Kindergarten Regenbogenland und die evangelische Kirche möchte junge Familien stärken. Eines ist allen Beteiligten klar: Allein durch Ehrenamtliche ist das nicht zu stemmen.

Der Duft von frischen Brötchen liegt in der Luft. Ein Duzend gekochte Eier liegen in einer Schale, mit einem Handtuch halb bedeckt. Noch sitzen die Kleinen am Tisch oder auf dem Schoß ihrer Eltern. Doch bald werden sie sich über das Spielzeug hermachen und auf dem Boden herumtollen.

Irgendwo am Rand sitzt Doris Geifrig. Die Hebamme hält ihre Sprechstunden auch hier, im evangelischen Gemeindehaus. Einen Großteil der Familienarbeit hat sie aufgebaut. Vorträge, die Krabbelgruppe jeden Dienstag, Beratungsangebote. Sie koordinierte die Ehrenamtlichen, organisierte Referenten, war Ansprechpartnerin für viel zu viele Einzelfragen. Irgendwann ging es nicht mehr. Nach einem gesundheitlichen Crash zog sich Geifrig aus ihrer Schlüsselrolle zurück.


Bündnis im Hintergrund

"Wir haben überlegt, wie die Familienarbeit trotzdem weitergehen kann", sagt Pfarrer Gerd Kirchner. Ein erster Versuch, die ehrenamtliche Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen, scheiterte. Über die Initiative "Anschwung" der Bundesregierung kam ein Prozessbegleiter nach Bad Brückenau. Mit dabei: Ehrenamtliche von La Mama, Vertreter der evangelischen Kirche und des Kindergartens Regenbogenland sowie Florian Wildenauer, Kindergartenreferent des Stadtrats (SPD).

Das Fazit der Beratung: Die Hauptlast der Verantwortung muss aus den Händen der Ehrenamtlichen raus. Das heißt nicht, dass die Familienarbeit nicht von Ehrenamtlichen geleistet werden kann - ganz im Gegenteil. Das Familienbündnis würde gerne eine Stelle schaffen, die eben dieses ehrenamtliche Engagement koordiniert. Der Fokus liegt auf Bad Brückenau und dem gesamten Altlandkreis bis nach Wildflecken.


Die Suche nach der Finanzierung

Die Gründung eines Trägervereins kommt für das Bündnis nicht in Frage. "Wir können das nicht leisten", sagt Elisabeth Kinalele vom Kindergarten Regenbogenland. Umgehört hat sich die Initiative bereits beim Landratsamt, der Rhönallianz und der Stadt. Doch den passenden Fördertopf zu finden, ist gar nicht so einfach. "Wenn es um die lokale Vernetzung vor Ort geht, ist das primär Aufgabe der Kommunen", sagt Siegbert Goll, Leiter des Jugendamts.

Nun ist es nicht so, dass der Landkreis nichts für Familien tun würde. Es gibt KoKi, ein Netzwerk für frühe Kindheit, für den präventiven Bereich, den sozialen Dienst des Jugendamts für weitergehende Familienhilfe. Ebenso die Erziehungsberatungsstelle der Caritas, die vom Landkreis finanziert wird, und das Mehrgenerationenhaus sind Ansprechpartner für Familien - auch für die ländlichen Regionen des Landkreises, betont Goll.

Vielleicht wäre eine solche Stelle auch über die Rhönallianz förderbar. Cordula Kuhlmann vom Regionalmanagement des Landkreises hat sich das angeschaut. Jedoch: "Laut Auskunft der zuständigen Förderungsstellen wären nur kurzfristige Maßnahmen mit einem begrenzten Budget förderfähig." Da das Bündnis aber ausdrücklich eine langfristige Lösung wolle, sei die Idee, die Familienarbeit über die Rhönallianz laufen zu lassen, nicht weiter verfolgt worden.


Die Gesellschaft hat sich verändert

Bleibt die Stadt. "Wir unterstützen das Anliegen von La Mama und stellen jederzeit ein offenes Ohr zur Verfügung", sagt Michael Worschech von der Stadtverwaltung Bad Brückenau. Im nächsten Jahr soll der Familieninitiative die Möglichkeit gegeben werden, sich im Stadtrat der Öffentlichkeit vorzustellen.

"Es geht doch um ein Stück Lebensqualität, die eine Stadt ausmacht", wirbt Kinalele für die Idee. "Die gesellschaftliche Struktur hat sich total gewandelt", erklärt Doris Geifrig, dass es auch auf dem Land längst üblich sei, dass Mütter schnell wieder arbeiten gehen und Großeltern nicht immer zur Verfügung stehen.


Einen Kommentar zum Thema finden Sie hier.

Einen Bericht über den Familientreff La Mama und einen Überblick über Familienangebote in Bad Brückenau gibt's hier.