Bad Brückenau: Auf den Spuren der Könige

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Anton Kiefer vom Geschichtskreis der Stadt Bad Brückenau hat sich in die Geschichte der Wittelsbacher eingearbeitet. Vor allem das Staatsbad verdankt dem deutschen Adelshaus sehr viel. Die historische Postkarte zeigt das Bellevue. Foto: Ulrike Müller
Anton Kiefer vom Geschichtskreis der Stadt Bad Brückenau hat sich in die Geschichte der Wittelsbacher eingearbeitet. Vor allem das Staatsbad verdankt dem deutschen Adelshaus sehr viel. Die historische Postkarte zeigt das Bellevue. Foto: Ulrike Müller
Noch heute erinnert das Standbild von König Ludwig I. vor dem Kursaalgebäude an den Förderer des Staatsbades. Foto: Ulrike Müller
Noch heute erinnert das Standbild von König Ludwig I. vor dem Kursaalgebäude an den Förderer des Staatsbades. Foto: Ulrike Müller
 
Unfassbar, dass durch die Achse des Schlossparks einst eine Straße führte. Zu Zeiten König Ludwig I. allerdings war an fließenden Feierabendverkehr ja noch gar nicht zu denken. Foto: Ulrike Müller
Unfassbar, dass durch die Achse des Schlossparks einst eine Straße führte. Zu Zeiten König Ludwig I. allerdings war an fließenden Feierabendverkehr ja noch gar nicht zu denken. Foto: Ulrike Müller
 
Anton Kiefer erklärt den Besuchern der Führung Hintergründe des Staatsbades Bad Brückenau. Foto: Ulrike Müller
Anton Kiefer erklärt den Besuchern der Führung Hintergründe des Staatsbades Bad Brückenau. Foto: Ulrike Müller
 
Anton Kiefer erklärt den Besuchern der Führung Hintergründe des Staatsbades Bad Brückenau. Foto: Ulrike Müller
Anton Kiefer erklärt den Besuchern der Führung Hintergründe des Staatsbades Bad Brückenau. Foto: Ulrike Müller
 

Viele Plätze im Kurpark erzählen die Geschichte der Wittelsbacher. Das berühmte Adelsgeschlecht hat Könige hervorgebracht. Einer davon war König Ludwig I.

Ein majestätischer Glanz liegt über dem Staatsbad - zumindest, wenn man die Anlage mit den Augen Anton Kiefers betrachtet. Viele Gebäude und Plätze sind im Volksmund fest verankert, allein ihre Bedeutung rutscht im Laufe der Zeit aus dem Gedächtnis. Da wäre zum Beispiel der Washington-Platz mit der hölzernen Schutzhütte, die ungefähr auf der Hälfte des Fußweges von der Stadt ins Staatsbad liegt. Wer hätte gedacht, dass ein entfernter Verwandter des ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in Bad Brückenau unterwegs war?

Doch in der Tat, der Offizier gehörte zum Gefolge König Ludwig I., der zwischen 1818 und 1862 nicht weniger als 26 Mal in seinem geliebten Staatsbad Urlaub machte. Auch etliche andere Wittelsbacher besuchten Bad Brückenau. Das Adelshaus zählt zu den ältesten in Deutschland. König Ludwigs Vater, König Maximilian I. Joseph, stammte aus einer Pfälzer Seitenlinie der Familie der Wittelsbacher ab. Ludwig selbst wurde in Straßburg geboren.


Faible fürs Rechnungswesen

"König Ludwig I. hat eine Erziehung zum Herrscher genossen. Er war den Künsten und der Kultur sehr zugetan", berichtet Kiefer, und als ehemaliger Geschäftsleiter der Stadtverwaltung ergänzt er sogleich, dass der große König ein Faible fürs Rechnungswesen gehabt und die Staatsfinanzen ordentlich saniert habe. Die Bewunderung für den König, der Bad Brückenau das Staatsbad verschaffte und - vom Bellevue angefangen bis hin zu Kursaalgebäude und Badhotel - viele der imposanten Gebäude hat bauen lassen, schwingt in seinen Worten mit.

Vom Washington-Platz führt ein schmaler Weg zum Eisernen Steg über die Sinn. Von dort sind es etwa 20 Meter den Hang hinauf zum Otto-Platz. Otto Friedrich Ludwig von Wittelsbach war der zweite Sohn König Ludwig I. und das Schicksal teilte ihm zu, König von Griechenland zu werden. Großbritannien, Frankreich und Russland hatten ihn im Jahr 1831 mit der zweifelhaften Aufgabe betraut, für Ordnung im Land zu sorgen. "Die Herausforderungen waren ähnlich wie heute", berichtet Kiefer, und der Schalk blitzt ihm aus den Augen. Die wirtschaftlichen und politischen Probleme seien schon damals nicht in den Griff zu bekommen gewesen. Nach 30 Jahren kehrte König Otto I. von Griechenland nach Bayern zurück.


Plätze kaum noch zu finden

Der Otto-Platz mitten im Wald erinnert an den gescheiterten König. "Es sind nur wenige Plätze heute noch erkennbar", bedauert Kiefer. Hinter der Hartwaldklinik liegt der Ludwig-Platz, auf der Wiese etwas unterhalb des Fahrradmuseums erinnert der Theresien-Platz an die Ehefrau König Ludwigs. Die meisten der königlichen Flecken wurden vergessen. Unscheinbar liegen sie in der Landschaft, sie findet nur noch der Kenner.

Einzig die Ludwig-Eiche ist unübersehbar. Hier soll der Bewunderte mit seiner Geliebten Lola gesessen haben. Mit Anfang 60 ließ sich der König auf eine Affäre mit einer 27-jährigen Irin ein. "Rassig, ihre Mutter hatte südländische Wurzeln", beschreibt Kiefer die junge Frau. Das passte nicht jedem. "Bleib er bei seiner Stola und ich bei meiner Lola!", soll der König gesagt haben, als ein hiesiger Pfarrer ihn für seine moralische Entgleisung kritisierte.


Elisabethenhof nach Sisi benannt

Auch die hochverehrte Kaiserin Sisi stammt aus dem Hause der Wittelsbacher ab. Sie ist die Nichte König Ludwig I. und weilte übrigens ebenfalls im Staatsbad. Ihr ist kein eigener Platz gewidmet, dafür trägt ein Gebäude ihren Namen. Im Elisabethenhof hat die Staatliche Kurverwaltung ihren Sitz. Auch eine Arztpraxis ist dort zu finden. Wie passend, schließlich kam die österreichische Kaiserin in die Rhön, um sich von dem namhaften Dr. Felix Schlagintweit behandeln zu lassen. Dessen Fachgebiet: Urologie und Frauenheilkunde.

Einziges Manko der Führung über die Wittelsbacher war: Lediglich drei Teilnehmer interessierten sich für das königliche Geschlecht, das seine Spuren im Sinntal hinterlassen hat.