Wie viele Haselmäuse überhaupt am Hammelburger Berg leben, konnte Albert nicht sagen. "Eine genaue Abschätzung der Populationsgröße ist durch die Untersuchung nicht möglich. Vielmehr handelt es sich um den Nachweis, dass überhaupt Haselmäuse im Baufeld vorhanden sind."
Was auch noch wichtig ist: Die Untersuchungen belegen laut dem Baurat, dass "ohne begleitende Maßnahmen des Naturschutzes eine Schädigung der Haselmäuse während der Baumaßnahme zu erwarten" wäre. Derzeit stimme das Bauamt sich mit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Bad Kissingen ab, welche Maßnahmen ergriffen - und wie sie umgesetzt werden.
Auch wenn noch keine Details feststehen, wird es wohl so laufen: Der Haselmaus wird ihrer jetziger Lebensraum madig gemacht beziehungsweise entzogen. Dafür wird in der Nähe ein anderer geeigneter gesucht beziehungsweise geschaffen, in den sie hoffentlich "freiwillig" umzieht.
Bei Konstantin Arnold klingt das so: "Von einem durch uns beauftragten Ingenieurbüro wurde zunächst der Eingriff in die Lebensräume durch die Baumaßnahme ermittelt. Darauf aufbauend wurden Maßnahmenvorschläge für den Ausgleich des verloren gegangenen Lebensraums und zur Minimierung der Störung der Haselmäuse erarbeitet."
Derzeit wird als Maßnahme "die Entwicklung eines circa 350 Meter langen Waldbereiches entlang der Staatsstraße 2790" im stadtnäheren Abschnitt /Bereich 1) diskutiert. "Hierzu müssen die dort befindlichen Fichtenaufforstungen teilweise entfernt und durch die Pflanzung von Sträuchern, welche sich besonders gut als Lebensraum der Haselmaus eignen, ersetzt werden", so der Abteilungsleiter.
Weiterhin will das Staatliche Bauamt im oberen Bereich 2 mehrere Haselmauskästen aufhängen sowie weitere Beerensträucher als Lebensräume für das geschützte Tier und Verbindungskorridor zu vorhandenen Gehölzen pflanzen lassen. Noch in diesem Monat sollen die Vorschläge mit der Unteren Naturschutzbehörde fertig abgestimmt sein.
Hoffnung auf einen schnelleren Baubeginn am Hammelburger Berg macht Arnold aber nicht, denn: "Die Maßnahmen sollen bis zum Frühjahr 2022 beendet sein, sodass die Umsiedelung der Haselmäuse danach beginnen kann."
Dieser Umzug könnte laut dem Mann vom Staatlichen Bauamt (mit Bezug auf das beauftragte Ingenieurbüro) so vonstatten gehen: "Die Haselmäuse sollen in den betroffenen Bereichen im Sommer mit Hilfe von Tubes oder Kästen eingefangen und in die optimierten Bereiche umgesiedelt werden. Im Winter vor Baubeginn sollten Gehölze entfernt werden. Ein Entfernen der Wurzelstöcke darf erst nach Beenden des Winterschlafes im Frühjahr erfolgen."
Deswegen bleibt es auch bei der Aussage, die Arnold schon im Februar dieses Jahres gegenüber dieser Redaktion tätigte: "Bei einer realistischen Betrachtung der Zeitabläufe ist nach dem derzeitigen Sachstand mit einem Baubeginn frühestens 2023 zu rechnen." Keine gute Nachricht also für diejenigen, die lieber früher als später am Hammelburger Berg gebaut hätten.
Hintergrund:
Verbote Die Haselmaus unterliegt laut dem staatlichen Bauamt als streng geschützte Art unter anderem den Verboten nach § 44 des Bundesnaturschutzgesetzes. Demnach ist es verboten, die Tiere zu stören, zu schädigen oder gar zu töten. Ein Verstoß gegen diese Verbote stellt bei Vorsatz eine Straftat dar. Das Schädigungsverbot gilt auch für den Lebensraum der Haselmaus.
Erfassung Nach Vorkommen der Haselmaus geforscht wird mit Hilfe sogenannter "Haselmaus-Tubes". Dabei handelt es sich um circa 30 Zentimeter lange und im Durchmesser etwa sieben Zentimeter weite im Querschnitt quadratische Röhren aus Kunststoff, die mit Hilfe eines Brettes verschlossen werden. Durch Hineinleuchten mit einer Taschenlampe in die offene Seite oder Herausziehen des Brettes kann der Tube kontrolliert werden. Haselmäuse nutzen die Tubes zum Bau ihrer aus Blättern und Gras gefertigten Kugelnester, die als Tagschlafplatz dienen. Solche Nester oder die Tiere selbst können in den Röhren nachgewiesen werden.