Vierte Impfung schon 2022: Kommt das Omikron-Boostern bald auf uns zu?

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Auch wenn die Omikron-Variante neu ist, einige Erkenntnisse gibt es bereits über das Virus.
Auch wenn Omikron noch neu ist, einige Erkenntnisse gibt es bereits über das Virus.
Symbolbild: Corona-Impfung, Impfung
Mika Baumeister/unsplash.com

Die bisherigen Impfstoffe kommen gegen die neue Mutation des Coronavirus nicht an - das zeigen erste Studien. Ist ein Booster zum jetzigen Zeitpunkt dann überhaupt sinnvoll? Wir klären die wichtigsten Fragen.

Die Omikron-Variante feuert die Pandemie weiter an. Dadurch wird die Booster-Impfung immer wichtiger und auch angepasste Impfstoffe könnten in Zukunft nötig sein. "Es sieht nicht gut aus für zweifach Geimpfte. Dritte Dosis nötig", twitterte der Virologe Christian Drosten. Ebenfalls auf Twitter zeigt seine Kollegin Sandra Ciesik von der Universität Frankfurt, wie schnell der Impfschutz verpufft: Sechs Monate nach einer zweifachen Impfung mit Biontech, Moderna oder Astrazeneca/Biontech sei eine Antikörperreaktion nicht mehr messbar.

Wie gut wirken die derzeitigen Impfstoffe gegen Omikron? Biontech hat bereits erste Laborergebnisse darüber wie gut Antikörper aus dem Blut von Geimpften gegen die neue Virus-Variante wirken. Das Neutralisierungspotenzial eines zweifach Geimpften ist bei Omikron im Vergleich zum Corona-Wildtyp um das 25-fache niedriger. Viele Antikörper können Omikron nicht erkennen oder nicht bekämpfen, weil die Variante gerade an den Spike-Proteinen - die für das stachelige Aussehen und Andocken im Körper sorgen - stark verändert ist, heißt es in einer Mitteilung der Unternehmen Biontech und Pfizer.

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Somit könnte das neue Virus bald dominieren. „Ich erwarte, dass Omikron in den ersten Wochen des neuen Jahres die Regie übernimmt. Wie es aussieht, handelt es sich dabei um eine Fluchtvariante (Immun Escape), gegen die vorhandene Impfstoffe einen geringeren Schutz bieten“, sagt Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, gegenüber der Rheinischen Post (RP).

War das Impfen also umsonst? Nein. Zum einen haben die Impfungen die Menschen viele Monate vor der Delta-Variante geschützt, die auch weiter kursiert. Zum anderen besteht die Immunantwort nicht nur aus Antikörpern, sondern auch aus T-Zellen. Antikörper vernichten die Viren, T-Zellen bekämpfen die bereits befallenen menschlichen Zellen. Und den T-Zellen scheint Omikron nicht zu entwischen. Damit helfen die Impfungen weiterhin, schwere Verläufe zu vermeiden.

Muss der Impfstoff angepasst werden? Laut der Studie von Ciesik ja. Die Forschergruppe entdeckte, dass bereits nach drei Monaten nach einer dritten Impfung mit Biontech die Neutralisation von Omikron-Viren nur noch bei 25 Prozent liegt - bei Delta sind es 95. Biontech und Moderna arbeiten an der Anpassung. Biontech rechnet damit, dass sie bis Ende März einen angepassten Impfstoff liefern können. Dann stehen wir also wieder am Anfang. "Angesichts der Omikron Variante gehen wir von einer vierten Impfkampagne aus", so Preis.

Politik muss sich entscheiden: zentrale Kampagne oder Aufgabe der Ärzte 

Wie wird die neue Kampagne organisiert? "Dann werden erweiterte Impfmöglichkeiten auch in Apotheken unbedingt erforderlich sein. Denn dann muss das Boostern ganz besonders schnell durchgeführt werden", sagt der Apothekerverband-Chef. Dann muss sich die Politik entscheiden, ob sie die neue Kampagne zentral organisiert oder den Ärzten überlässt. "Wünschenswert wäre eine klare Kommunikation seitens der politischen Entscheidungsträger, die das Impfgeschehen in den Praxen erleichtert, statt es durch sich immer wieder ändernde Rahmenbedingungen zu erschweren", erklärte die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein nach RP-Angaben.

Macht es dann überhaupt Sinn, sich jetzt Boostern zu lassen? "Boostern lohnt auf jeden Fall, man sollte nicht auf einen möglichen neuen Impfstoff warten", sagt Preis. Noch herrsche die Delta-Variante vor. Abgesehen davon schütze die zusätzliche Impfung - nach derzeitigem Kenntnisstand - auch vor schweren Verläufen bei einer Infektion mit Omikron. Die Biontech-Studie verdeutlicht das: Demnach erhöht die dritte Dosis den Antikörper-Spiegel wieder um das 25-Fache.

"Eine Impfung mit einem neuen Vakzin ist nach wenigen Monaten möglich, es besteht keine Gefahr der Über-Impfung"

Man vergibt sich auch keine Chance auf die vierte Impfung: "Eine Impfung mit einem neuen Vakzin ist nach wenigen Monaten möglich, es besteht keine Gefahr der Über-Impfung", sagt Preis. Wer jetzt geboostert wird, kann im April also Dosis Nummer vier erhalten. "Menschen über 60 Jahre und mit Vorerkrankungen sollten sich noch vor Weihnachten boostern lassen, wenn die letzte Impfung mindestens fünf Monate zurückliegt. Familienfeiern in geschlossenen Räume tragen nun mal besonders zur Verbreitung des Virus bei", sagt der Apotheker.

Ist Omikron für Kinder gefährlich? "Erste Berichte deuten darauf hin, dass Omikron auch zu vielen Ansteckungen unter Kindern führt. Damit könnten Impfungen der Kinder zum individuellen Schutz wesentlich sinnvoller werden", erklärt Preis. Presseberichten zufolge werden in Südafrika viele Kinder positiv getestet, allerdings gibt es demnach kaum schwere Verläufe. "Ich kann mir vorstellen, dass wir im Laufe des nächsten Jahres auch Boosterimpfungen für Jugendliche sehen werden", vermutet Preis.

Zum Weiterlesen: Ist Omikron eine "Sweetspot-Variante"? Virologe Streeck erklärt das Phänomen

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