3,5 Meter lang, 183 Millionen Jahre alt: Forscher entdecken neues Meeresreptil

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Sensationeller Fossilfund in Süddeutschland: Neues Meeresreptil aus der Dino-Zeit entdeckt
Diese Illustration zeigt das Reptil Plesionectes longicollum («Langhals-Nahschwimmer», undatiert). Das Reptil hatte einen sehr langen Hals und schwamm zur Zeit der Dinosaurier durchs Meer.
Forscher präsentieren urtümliches Meeresreptil aus der Dino-Zeit
Peter Nickolaus/dpa/Illustration
Sensationeller Fossilfund in Süddeutschland: Neues Meeresreptil aus der Dino-Zeit entdeckt
Das Fossil des Reptils Plesionectes longicollum («Langhals-Nahschwimmer») stammt aus einem Steinbruch in Baden-Württemberg ...
Forscher präsentieren urtümliches Meeresreptil aus der Dino-Zeit
Sven Sachs/dpa

Forscher haben in Süddeutschland ein spektakuläres Fossil eines Meeresreptils aus der Dino-Zeit analysiert. Mit einem 1,25 Meter langen Hals und vier Paddeln ist es eine Entdeckung, die ein neues Licht auf die Evolution der Plesiosaurier wirft.

In den Tiefen der Urzeitmeere tummelten sich gewaltige Reptilien mit langen Hälsen und paddelartigen Gliedmaßen. Eines dieser faszinierenden Wesen haben Forscher jetzt als völlig neue Gattung identifiziert: den Plesionectes longicollum. Dieses Meeresreptil, das zur Zeit der Dinosaurier lebte, war ein ausgezeichneter Schwimmer und ernährte sich vermutlich vor allem von Fischen. Mit einer Länge von über 3,5 Metern und einem 1,25 Meter langen Hals stellt es einen spektakulären Fossilfund dar – und das mitten in Süddeutschland.

Die Überreste des Reptils wurden bereits 1978 in Holzmaden entdeckt, doch erst jetzt konnten Forscher wie Sven Sachs wichtige neue Details analysieren. Die Entdeckung fügt ein weiteres Puzzlestück zur Evolution der Plesiosaurier hinzu und zeigt, wie spannend die Entwicklungsgeschichte der marinen Ökosysteme war. Was das Fossil so einzigartig macht und welche Geheimnisse es birgt, erfährst du hier.

Paddelechsen der Dino-Zeit: Forscher enthüllen neues Meeresreptil aus Baden-Württemberg

Das urzeitliche Wesen war über drei Meter lang, hatte einen langen Hals und schwamm in der Ära der Dinosaurier durch die Meere. Die gut erhaltenen Überreste des nun vorgestellten Reptils wurden bereits vor Jahrzehnten in Baden-Württemberg entdeckt. Doch Sven Sachs, Gastwissenschaftler am Bielefelder Naturkundemuseum, und ein Co-Autor haben das Fossil jetzt genau untersucht und ihre Ergebnisse im Journal "PeerJ" veröffentlicht. Bei "Peer J" handelt es sich um einen Open-Access-Wissenschaftsverlag, der sich auf die Veröffentlichung von Peer-Reviewed-Artikeln in den Bereichen Biowissenschaften, Umweltwissenschaften, Medizin und Gesundheitswissenschaften spezialisiert hat.

Laut dem Beitrag haben die Forscher in der Posidonia-Schiefer-Formation in Holzmaden ein außergewöhnliches Fossil entdeckt: das nahezu vollständige Skelett eines jungen Plesiosauriers aus der Unteren Jura-Zeit. Die neue Studie beschreibt erstmals detailliert die anatomischen Merkmale des Fossils und ordnet es taxonomisch ein. Dabei wurde festgestellt, dass das Skelett eine ungewöhnliche Kombination von Merkmalen aufweist, die nicht durch das jugendliche Alter des Tieres erklärt werden können.Die Forscher sehen in den einzigartigen Merkmalen des Fossils den Beweis für eine bisher unbekannte Art. Sie gaben ihr den Namen Plesionectes longicollum und stufen sie als neuen Gattungs- und Artnamen ein. 

Die Entdeckung zeigt auch, dass die Posidonia-Schiefer-Formation ein bedeutender Ort für die Erforschung fossiler Meeresreptilien bleibt. Die Forscher betonen, dass weitere Untersuchungen notwendig sind, um die Evolutionsgeschichte dieser Tiere genauer zu verstehen. Nach Angaben der Forscher lebte das Meereswesen vor rund 183 Millionen Jahren und gehörte zu den Plesiosauriern, die sich mit vier paddelartigen Gliedmaßen durchs Wasser bewegten und daher auch Paddelechsen genannt werden. Diese starben zusammen mit den Dinosauriern vor 66 Millionen Jahren aus. 

"Früher Schwimmer" mit "langem Hals"

Sachs und Daniel Madzia von der Polnischen Akademie der Wissenschaften benannten die von ihnen klassifizierte Art Plesionectes longicollum. Das bedeute etwa "früher Schwimmer" (Plesionectes) mit "langem Hals" (longicollum), sagte Sachs der Deutschen Presse-Agentur (dpa) und fügte hinzu: "Plesionectes war, wie alle Plesiosaurier, ein hervorragender Schwimmer, der sich wahrscheinlich hauptsächlich von Fischen ernährte."

Das Fossil wurde bereits 1978 in der bedeutenden Fossil-Lagerstätte bei Holzmaden gefunden, das etwa 35 Kilometer südöstlich von Stuttgart liegt. Es befindet sich laut Sachs seit Jahrzehnten im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart. Das Fossil liegt nach Museumsangaben in der wissenschaftlichen Sammlung, die nur bei Sonderveranstaltungen wie dem "Tag der offenen Tür" für das Publikum zugänglich ist.

"Ich kannte den Fund schon lange", sagte Sachs. Ihm sei von Anfang an der lange Hals aufgefallen. Das gut erhaltene Skelett misst laut Studie 295 Zentimeter - 125 davon entfallen auf den Hals und 81 auf den Schwanz. "Das Skelett ist aber etwas zusammengeschoben und der Kopf ist nicht ganz vollständig. Das lebende Tier wird also etwa 3,5 Meter lang gewesen sein", so Sachs. "Unsere detaillierte Untersuchung hat eine ungewöhnliche Kombination von Skelettmerkmalen aufgedeckt, die es klar von allen bisher bekannten Plesiosauriern unterscheidet", sagte Sachs.

Klassifizierung als neue Gattung gerechtfertigt

Daher sei eine Klassifizierung nicht nur als neue Art, sondern sogar als neue Gattung gerechtfertigt. Andere Forscher hatten das Tier bereits früher untersucht und es für zu jung gehalten, um seine Art bestimmen zu können. Sachs betonte jedoch: "In den letzten Jahren hat sich unser Wissen über Wachstumsveränderungen im Skelett der Plesiosaurier vergrößert, sodass wir heute besser beurteilen können, welche anatomischen Merkmale sich eher wenig verändern und daher zur Unterscheidung von anderen Plesiosauriern herangezogen werden können."

Im Schiefergebiet bei Holzmaden wurden bereits zahlreiche Fossilien gefunden, darunter solche von fünf anderen Plesiosaurier-Arten. "Diese Entdeckung fügt ein weiteres Puzzlestück zur Entwicklungsgeschichte der marinen Ökosysteme in einer entscheidenden Phase der Erdgeschichte hinzu", erklärte Madzia.

Dino-Fans werden auch in Franken glücklich: In Bayreuth zeigt das Urwelt-Museum Fossilien und Mineralien aus der Region sowie Funde aus Mistelgau. Sonderausstellungen und ein Drachenkeller geben Einblicke in die Geschichten hinter den Saurierfunden. Auch im Euerdorfer Terra Triassica Museum verschmelzen Erdgeschichte und Kultur. Geologische Lehrpfade und realistische Dioramen erwarten euch. Im Steigerwald wurde ein 600 Kilogramm schwerer Sandsteinblock mit Saurierfossilien entdeckt, darunter der riesige Cyclotosaurus. Dieser Alligator-ähnliche Riesenlurch stammt aus der späten Triaszeit vor etwa 200 Millionen Jahren.