Für die deutsche Wirtschaft ist keine echte Erholung in Sicht. Nach dem Wachstum zu Jahresbeginn rechnet die Bundesbank mit Flaute im zweiten Quartal. Hohe US-Zölle könnten die Konjunktur ausbremsen.
Die Bundesbank warnt vor erheblichen Belastungen für die deutsche Wirtschaft wegen der angedrohten hohen Zölle von US-Präsident Donald Trump. Sollte der angekündigte Satz von 30 Prozent auf Importe aus der EU ab 1. August in Kraft treten, wäre dies ein «beachtliches konjunkturelles Abwärtsrisiko» für die Konjunktur, schreibt die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht. Den deutschen Exporteuren drohe kurzfristig zusätzlicher Gegenwind durch die US-Zollpolitik.
Aus Sicht der Bundesbank findet die deutsche Wirtschaft keinen Weg aus ihrer Krise. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im zweiten Quartal stagniert haben, heißt es im Monatsbericht.
Noch in den ersten drei Monaten war die deutsche Wirtschaft überraschend um 0,4 Prozent gewachsen, weil Unternehmen in Erwartung von US-Zöllen Lieferungen vorzogen und die Industrieproduktion ansprang. Nun liefen die Vorzieheffekte aus, so die Bundesbank.
Brüssel ringt um Lösung
Im Zollstreit mit den USA will die EU-Kommission eine Eskalation abwenden. Vorbereitete milliardenschwere Gegenzölle auf US-Produkte hält sie in der Hoffnung auf eine Lösung am Verhandlungstisch noch zurück. Trump sprach zuletzt immerhin von Fortschritten. Im Ringen um eine Lösung reist EU-Chefverhandler Maros Sefcovic nun zu persönlichen Gesprächen mit dem Team des US-Präsidenten nach Washington.
Derzeit gilt ein US-Basiszoll von 10 Prozent auf EU-Importe, daneben gibt es branchenspezifische Zölle wie 25 Prozent auf Autos und Autoteile und 50 Prozent auf Stahl und Aluminium. Für Deutschland sind die USA der wichtigste Exportmarkt, rund 10 Prozent der deutschen Ausfuhren gehen dorthin.
Im Juni hat die Bundesbank für die deutsche Wirtschaft 2025 eine Stagnation vorhergesagt, dabei aber einen US-Zollsatz von 10 Prozent zugrunde gelegt. Der deutschen Wirtschaft droht 2025 das dritte Jahr ohne Wachstum in Folge - das gab es noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik.
Nagel will schnelle Einigung - aber nicht um jeden Preis
Die Zollunsicherheit schade der wirtschaftlichen Entwicklung, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel dem «Handelsblatt». Eine zügige Einigung mit den USA müsse Ziel der EU sein, wenngleich nicht um jeden Preis. Ähnlich äußerte sich Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD). «Unsere Hand bleibt ausgestreckt, aber wir werden nicht alles mitmachen», sagte er.