Ein 25-Jähriger wollte eine Verstopfung in einem Mähdrescher lösen, geriet dabei aber in die Maschine. Ärzte mussten dem Landwirt die Beine entfernen. Nun läuft eine Spendensammlung für ihn. Sein Schwager und er selbst sind überwältigt von den Reaktionen darauf.
Update vom 08.09.2023, 10.30 Uhr: Landwirt verliert beide Beine bei Mähdrescher-Unfall - Familie startet Spendenaufruf
Der Fall eines jungen Landwirts, der während der Feldarbeit einen schweren Unfall mit einem Mähdrescher hatte, löste bundesweit Bestürzung aus, lässt aber noch immer Fragen offen. Der 25-Jährige wollte eine Verstopfung im Gerät lösen, wurde dabei aber in der Maschine eingeklemmt. Den alarmierten Notärzten blieb nichts anderes übrig, als ihm beide Beine zu amputieren, um ihn zu befreien. Der Unfall ereignete sich bereits am Samstagnachmittag (19. August 2023) gegen 16.30 Uhr. Nun läuft aber ein Spendenaufruf für den jungen Mann, um ihm den Start in sein "neues Leben" nach dem Unfall erleichtern, wie sein Schwager erklärt.
"Wir haben lange überlegt, wie wir aus der Ferne unterstützen können. Daher kam uns die Idee der Kampagne", erklärt Toni Knuth, Organisator der Spendensammlung auf der Online-Plattform Go-Fund-Me. Das Geld werde ausschließlich für eine behindertengerechte Ausstattung verwendet. "Für einen Neuanfang mit leider anderen Bedingungen", heißt es in der Beschreibung der Kampagne. Die Familie des 25-Jährigen könne immer noch nicht begreifen, warum der Landwirt Opfer des Unglücks wurde. "Viele Gedanken und Ängste gehen durch unsere Köpfe. Umso mehr ist es wichtig, in dieser schweren Zeit zusammenzuhalten, füreinander da zu sein und nach vorne zu schauen." Das Leben des Opfers habe sich durch den Unfall komplett verändert.
Inzwischen sind rund 191.800 Euro zusammengekommen (Stand vom 8. September 2023, 10.30 Uhr). Diese Unterstützung und Anteilnahme für seinen Schwager überwältige Toni Knuth. "Ich kann das, was hier passiert und passiert ist, nicht in Worte fassen. Ich kann nur jedem in meinem Namen und dem Namen meiner Familie unendlichen Dank aussprechen", wie er in einem Update zur Kampagne schrieb.
Doch auch der 25-Jährige meldetet sich dort mittlerweile selbst zu Wort: "Nach meinem schweren Unfall bin ich inzwischen auf deutlichem Wege der Besserung und möchte euch hier nun von Herzen für die wahnsinnige Unterstützung sowie euren Rückhalt danken! Ich bin immer noch überwältigt von dem Ausmaß eurer Anteilnahme", steht in einem weiteren Update vom 5. September. "Derzeit arbeite ich daran, mir mein altes Leben Stück für Stück zurückzuholen. Eure Spenden sowie euer Rückhalt werden mich dabei sehr bei der Neugestaltung meines Wohn- und Lebensumfeldes unterstützen."
Die Umstände des Unfalls sind unterdessen noch immer unklar: Der Landwirt war mit den Beinen in zwei sich gegenläufig drehende Förderschnecken geraten. Ein weiterer Mitarbeiter des Agrarbetriebs in Hohen Luckow sei während des Vorfalls durch ein Telefonat abgelenkt gewesen, eine ebenfalls anwesende Erntehelferin soll auf dem Sitz des Mähdreschers gesessen haben. Eigentlich würde die Maschine wegen einer Sicherung ausgehen, wenn sich niemand auf dem Fahrersitz befindet, hatte ein Polizeisprecher erläutert. Das zuständige Polizeipräsidium Rostock spricht aber weiterhin von einer unbekannten Ursache, die zum Unfall geführt habe. (th)
Update vom 23.08.2023: Nach Not-Amputation auf Feld - Wer ist schuld am Unfall?
Nach der dramatischen Rettungsaktion für einen in einem Mähdrescher steckenden Mann am Wochenende ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung. Zunächst richteten sich die Ermittlungen gegen keinen bestimmten Beschuldigten, sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur. Es gelte zu ermitteln, inwiefern tatsächlich ein strafbares Verhalten vorgeworfen werden könne oder ob es sich um einen Unglücksfall ohne strafrechtliche Konsequenzen handle.
Am Samstag war der 25 Jahre alte Mitarbeiter eines Agrarbetriebs im Landkreis Rostock mit seinen Beinen in einen Mechanismus im Kornspeicher eines Mähdreschers geraten. Im Rahmen eines mehrstündigen Einsatzes mussten ihm beide Beine noch auf dem Feld amputiert werden. Am Montag habe das Krankenhaus mitgeteilt, der Mann sei außer Lebensgefahr, sagte der Polizeisprecher.