Fico will mit dem Vorgehen erzwingen, dass sein Land kompensiert wird, wenn ein Plan der EU-Kommission für einen Importstopp russischen Gases zu wirtschaftlichen Schäden in der Slowakei führen sollte. Diesen Plan kann Fico nicht blockieren, weil er im Gegensatz zu dem Sanktionspaket auch per Mehrheitsentscheidung gegen den Willen der Slowakei entschieden werden kann.
Keine Fortschritte für die Ukraine
Wegen Ungarn konnte der EU-Gipfel zum dritten Mal in Folge keine gemeinsamen Beschlüsse zur Unterstützung der Ukraine fassen. Für das von Russland angegriffene Land bedeutet dies vor allem, dass es weiter nicht auf schnelle Fortschritte im EU-Beitrittsprozess hoffen kann. Nur ein schwacher Trost dürfe für die Ukraine sein, dass alle anderen Gipfelteilnehmer ihr Tempo bei beitrittsbezogenen Reformen würdigten und die bereits erzielten als erheblich bezeichneten.
Ungarn lehnt einen EU-Beitritt der Ukraine unter anderem deswegen ab, weil es befürchtet, dass die EU dadurch auch in einen Krieg mit Russland geraten könnte. Immerhin sicherte Ungarn aber zu, der im Juli anstehenden Verlängerung der bereits bestehenden Wirtschaftssanktionen gegen Russland nicht im Wege zu stehen.
Mercosur-Abkommen bald in trockenen Tüchern?
Für Merz dürfte neben einer guten Eingliederung in die gesamte Truppe der EU-Spitzen vor allem der Draht zum französischen Präsidenten Emmanuel Macron wichtig sein. Nachdem sein Vorgänger Olaf Scholz diesen nie fand, will Merz einen «Neustart» in den deutsch-französischen Beziehungen.
Ganz der gleichen Meinung scheinen die beiden aber noch nicht immer zu sein. Während der deutsche Kanzler mit einem schnellen Abschluss des Handelsabkommens zwischen der EU und den südamerikanischen Mercosur-Staaten rechnet, sagte der französische Präsident im Anschluss an das Gipfeltreffen deutlich, Frankreich könne es in seiner jetzigen Form nicht mittragen.
Gibt es bald einen Deal im Zollstreit mit den USA?
Während des EU-Gipfels ging in Brüssel ein neues US-Angebot für eine Einigung im Zollstreit ein. Ist es annehmbar? Die für die Verhandlungen zuständige EU-Kommission wollte sich zum Inhalt und zur Bewertung des Textes öffentlich nicht äußern. Merz machte nach den Beratungen allerdings deutlich, dass er den Sack am liebsten schnell zumachen würde.
«Lieber jetzt schnell und einfach, als langsam und hoch kompliziert», sagte er in einer Pressekonferenz. Die von US-Präsident Donald Trump eingeführten Zölle gefährdeten deutsche Unternehmen. Besonders für die Automobilindustrie, die chemische Industrie, die pharmazeutische Industrie, den Maschinenbau und die Stahl- und Aluminiumbranche brauche es eine Lösung.
Merz äußerte sich vor dem Hintergrund, dass US-Präsident Donald Trump ab dem 9. Juli noch mehr Zölle in Kraft treten lassen will, wenn die EU den USA in Handelsfragen nicht entgegenkommt. Der Republikaner begründet seinen Kurs vor allem damit, dass er angebliche Handelsungleichgewichte korrigieren will.
Euro für Bulgarien
Einig waren sich die Staats- und Regierungschefs immerhin, dass die Menschen in Bulgarien bald mit dem Euro zahlen sollen: Sie stellten sich hinter den Vorschlag der EU-Kommission, der die Einführung der Gemeinschaftswährung in dem Balkanland zum 1. Januar 2026 erlaubt. Zuvor hatten dies bereits die EU-Finanzminister getan, die nun noch einmal formell zustimmen müssen. Bulgarien ist seit 2007 Mitglied der Europäischen Union und wäre das 21. Land mit der Gemeinschaftswährung. Es gehört zu den ärmeren EU-Ländern.