Als "wild gemalt" bezeichnete der Verkäufer sein Kunstwerk. Dem konnte Horst Lichter nur zustimmen: Was sollte das wohl darstellen?
                           
          
           
   
          Ach Heidenei!": "Bares für Rares"-Moderator Horst Lichter wusste beim Anblick eines Gemälde in der Freitagsausgabe der ZDF-Trödelshow erstmals nichts mit dem Motiv anzufangen. "Da muss man mal ganz in Ruhe kucken, was das ist." Michael aus Paderborn, der von seiner guten Freundin Edith begleitet wurde, begründete den Verkauf des Geschenks von seiner Tante: "Es ist mir einfach zu groß, und es ist ein bisschen wild gemalt."
       
Das konnte Lichter gut nachvollziehen, denn die Pinselstriche ergaben für ihn keinen Sinn. Michael erzählte weiter: "Es gab mal, glaube ich, eine Ausstellung in den 90er-Jahren von Udo Nöger." Entweder hatte seine Tante das Bild dort gekauft, zumindest aber lernte sie den Künstler kennen.
"Hat man dir denn gesagt, was man da drauf sieht?", fragte Lichter. "Das hat den Titel 'Gehend-köpfelnd'", antwortete Michael. "Was???", glaubte Lichter, sich verhört zu haben. Der Verkäufer wiederholte: "'Gehend-köpfelnd'. Ja gut, da kann man sich viel vorstellen." Oder auch gar nichts, schien Horst Lichter zu denken. "Obwohl, jetzt wo ich länger kucke, sehe ich unten den Kopf einer Giraffe. Dann sehe ich ein Huhn, Hähnchen oder Vogel", interpretierte er weiter. "Das könnten auch die Bremer Stadtmusikanten, nur anders, sein."
Was sagte die Expertin Dr. Bianca Berding dazu? "Ich finde, wir sind hier so ein bisschen in Wolkenleserei, weil die verändern sich ja auch ständig, und man kann alles Mögliche hineinlesen." Das passte zum Künstler, der Assoziationen auslösen will, ohne sich festzulegen. Was sie dank eines Etiketts auf der Rückseite sicher sagen konnte: Das Bild entstand 1996 in Paderborn und wurde auf Nessel gemalt. Typisch für den Künstler: Er bemalt oft auch die Rückseiten. "Das ist so ein Aha-Effekt", meinte Berding. Der einzige Makel: Das Bild roch nach Rauch. Trotzdem schätzte die Expertin den Wert auf 800 bis 1.500 Euro.
Wird das Gemälde zu einer "guten Wertanlage"?
  Im Händlerraum begann das Rätselraten von vorne. "Das ist ein Leopard", meinte David Suppes. "Das ist eine Leopardenfamilie im Urlaub?", führte Daniel Meyer den Gedanken fort. "Häh?", strengte sich Elke Velten an, irgendetwas zu erkennen. "Wo siehst du denn da einen Leopard?" Suppes überlegte: "Es könnte auch eine Giraffe sein." Was Fabian Kahl sicher sagen konnte: "Es ist auf jeden Fall ein Schattenfugenrahmen."
Suppes gefiel das kuriose Kunstwerk: "Sie haben uns ganz wunderbare Kunst von einem Künstler mitgebracht, den wir glaube ich alle noch nicht kannten." Alle waren angetan, Friedrich Häusser fragte sogar: "Haben Sie noch mehr von dem Künstler?" Zwei habe er noch, antwortete Michael. "Da wir alle das Gemälde kaufen wollen, können sie die anderen drei vielleicht auch noch an uns loswerden", bekundete Meyer Interesse. Entsprechend schnell stieg der Preis in die Höhe.
Für 2.300 Euro ging das abstrakte Gemälde am Ende an David Suppes. "Ganz tolles Bild", freute sich der Händler über die Neuentdeckung. "Und wenn der das irgendwann einmal zu Ende malt, dann hast du eine gute Wertanlage", scherzte Meyer.