Seine Samstagabendshow «Stefan und Bully gegen irgendson Schnulli» erinnert an alte «Schlag den Raab»-Zeiten, der chronische ehrgeizige Raab steckte aber direkt in der ersten Ausgabe eine Niederlage ein und musste sich von Kommentator Frank Buschmann die Frage anhören, ob er alt geworden sei. All die Formate bei seinem neuen Haussender RTL erinnerten dabei an seine Show-Ideen aus alten TV-Tagen bei ProSieben.
Bei RTL gibt man sich optimistisch und von Raab überzeugt. «Viele haben versucht, Stefan Raab zurück vor die Kamera zu holen – uns ist es gelungen, darüber sind wir nach wie vor sehr glücklich», so ein Sprecher zur Deutschen Presse-Agentur. Raab habe starke Reichweiten erzielt. «Der ESC-Vorentscheid war der erfolgreichste seit zwei Jahrzehnten. Und "Du gewinnst hier nicht die Million" war das erfolgreichste Streaming-only-Show-Format des Jahres und hat nicht nur viele Abos generiert, sondern auch neue Zielgruppen für uns erschlossen.» Nun freue man sich auf seine runderneuerte wöchentliche Show.
Selbstüberschätzung oder Erwartungsdruck?
Kritiker gehen mit dem «Raabinator» derweil härter ins Gericht. Etwa der Popkultur-Experte Marcus S. Kleiner, Professor für Medienwissenschaft an der SRH University of Applied Sciences Berlin.
Raab sei in vielen Dingen ein Vorbild gewesen, meint er - er habe wirklich das Fernsehen geprägt. «Nun ist er allerdings ein Vorbild dafür geworden, wie man mit seiner Karriere keinesfalls umgehen sollte», sagt Professor Kleiner. Auf ihn wirke Raab so, als zitiere er sich in seinen neuen Shows laufend selbst. Er halte ihn für «kreativ ausgeschöpft», sagt Kleiner. «Was er im vergangenen Jahr gemacht hat, war oft prätentiös.»
Interessant sei dabei, dass Raab ja ein Show-Profi sei. «Daher hätte er eigentlich wissen müssen, dass man irgendwann einen bestimmten Punkt an Ruhm und Anerkennung überschritten hat – und dann nicht mehr höher hinauskommt», sagt Kleiner. «Taylor Swift ist der größte Popstar auf der Erde – aber sie kann niemals der größte Popstar auf dem Mond werden.» Früher habe sich Raab ja auch selbst über Leute lustig gemacht habe, die versuchten, noch mal einen obendrauf zu setzen. «Die nicht loslassen konnten», sagt Kleiner.
Wann kommt der nächste Akt?
Die Frage ist, ob man immer noch einen «draufsetzen» muss - oder ob Raab einfach mit Erwartungen überfrachtet wird, die er durch seine pompöse Wiederkehr selbst ins Unermessliche getrieben hat.
Raab arbeite mit Showelementen, die für sein Image maßgeblich gewesen seien, erklärt Joan Kristin Bleicher vom Institut für Medien und Kommunikation an der Universität Hamburg. Sie prägten auch die Erwartungshaltung der Zuschauerinnen und Zuschauern. «Somit ist der Transfer in neue Senderumgebungen und Formatkonstellationen problematisch», sagt sie. Der Medien-Journalist Alexander Krei verwies in einem Beitrag für das Portal Übermedien darauf, dass es aus Sicht von Senderverantwortlichen gute Gründe gebe, eine «Nostalgiefarbe in ihren Programmen zu bedienen». Es gebe dafür erfolgreiche Beispiele.
Raab jedenfalls wird sicherlich noch ein paar Stufen versuchen zu gehen. Kurz nachdem er vor einem Jahr die Himmelstreppe hinabgestiegen war, erklärte RTL, dass man einen Exklusivvertrag geschlossen habe - für fünf Jahre.