Organspende: Heinz Neuner aus Pretzfeld lebt seit 30 Jahren mit einem fremden Herz

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Ohne neues Organ wäre Heinz Neuner gestorben. Doch die Zahl der Spender geht immer weiter zurück. Kann die aktuell diskutierte Widerspruchslösung wieder mehr Leben retten?

Vor 30 Jahren wäre Heinz Neuner fast gestorben. Dass er heute noch lebt, hat er einem Fremden zu verdanken: Am 27. Juli 1988 wurde ihm das Herz eines 22-jährigen Unfalltoten implantiert. Damit lebt Neuner seit 30 Jahren. "Mir geht es gut", sagt er.

"Du bist 83 und dein Herz ist 52 Jahre alt", fügt Sohn Peter Neuner hinzu. Er gratuliert seinem Vater jedes Jahr am 27. Juli. Heinz Neuner sieht das gelassen, denn mit dem "neuen" Herzen fühlt er sich wohl. Mit seinem eigenem war das anders. "Das war 1976. Da hat das angefangen. Ich bekam aus heiterem Himmel Luftnot", erinnert sich Neuner.

Zwei Stunden reanimiert

In diesem Alter war er beruflich eingespannt und hatte nicht viel Zeit für Arztbesuche. Wegen seines Magens ging er dann doch und bekam eine Überweisung zum Kardiologen. "Die habe ich dann halt rumgetragen", sagt Neuner. Bis zu dem Tag, als der Feinmechaniker in seiner Erlanger Firma den Meister vertreten sollte. Er bekam Schmerzen und Atemnot - und wachte später im Krankenhaus wieder auf.

"Zum Glück hat der Betriebsarzt gleich reagiert. Und ich war ja schon in Erlangen und damit gleich in der Klinik. Die haben mir erzählt, dass sie mich zwei Stunden lang reanimiert haben", erinnert sich Neuner. Im Krankenhaus kam es dann zum Herzstillstand. "Die haben mich neunmal angeschockt." Dann wurde ein Aneurysma festgestellt und es kam zur Operation. Die Nachversorgung erfolgte im Krankenhaus in Ebermannstadt. "Danach ist es mir neun Jahre lang blendend gegangen", berichtet Neuner.

Doch im Dezember 1985 ging es ihm wieder nicht gut. Er wurde in die Klinik nach Erlangen gebracht. Wieder ein Herzinfarkt. Neuner bekam Bypässe, aber es ging ihm immer schlechter: "Mein Herz war einfach kaputt." Mit 53 Jahren wurde er auf die Warteliste für ein Spenderherz gesetzt. Die Prognose: Ohne neues Herz würde er nur noch eine Lebenschance von einem halben Jahr haben.

"Die haben mich in München untersucht und wollten mich gleich dort behalten. Aber ich wollte heim und habe deshalb ein Funkgerät bekommen", erinnert sich Neuner. "Wenn ein Spenderherz zur Verfügung steht, muss der Patient schnell in die Klinik." Vier Wochen später wurde er angerufen und ließ sich nach München fahren. "Ich habe auf ein Herz gewartet. Ich war da richtig heiß darauf. Und ich wusste, dass ich die Operation überstehen würde", berichtet er lebhaft.

Es hat gleich geschlagen

Am 27. Juli 1988 um 10 Uhr war es soweit: "Da habe sie mich aufgeflext. Und als das Herz angeschlossen war, hat es gleich von selbst angefangen zu schlagen." Schon am zweiten Tag nach der Operation verließ Heinz Neuner das Bett. Am 17. August ging er zur Reha und wurde dort am 1. September entlassen. "Ich war total fit", erzählt er und verrät, dass er nicht daran denkt, dass er das Herz eines anderen hat. "Für mich war die Zeit schlimm und ich habe mir schon Gedanken um den jungen Mann gemacht, dessen Herz er bekommen hat", sagt Ehefrau Helga Neuner. Sie hatte viel Angst und machte sich große Sorgen.

Und sie erzählt, dass vor Jahren ein Mann an der Tür klingelte, der sich nicht sicher war, ob er sich ein Herz transplantieren lassen sollte. Er wollte einen Betroffenen kennenlernen. Als er Heinz Neuner auf der Leiter stehen und tapezieren sah, war der Besucher überzeugt. Er lebte zehn Jahre mit einem fremden Herz. "Man weiß nicht, wie lange man mit dem neuen Herzen lebt, oder ob man die Operation überhaupt überlebt. Aber es ist eine Chance", wirft Heinz Neuner ein. "Deshalb sollte jeder einen Organspendeausweis dabei haben", meint auch sein Sohn, der als Ersthelfer zu einem Motorradunfall kam. Dort hatte der junge Mann keinen Spenderausweis dabei - doch die Familie entschied sich dazu, seine Organe zu spenden. "Das hat Leben gerettet", sagt Peter Neuner.