Der Kiewer Fotograf Vladyslav Musienko war während der ukrainischen Revolution mitten im Geschehen des Maidans. Die dort entstandenen Bilder präsentiert er noch bis zum 2. Dezember unter dem Titel "Maidan - Ukraine - Europa: Eine Revolution der Würde" im Krakauer-Haus in Nürnberg.
Mit Kamera und Helm bewaffnet steht Vladyslav Musienko auf dem Maidan. Der Fotograf aus Kiew ist auf der Seite der Demonstranten. "Ich war jeden Tag auf dem Maidan. Die Situation hat sich ständig verändert", erzählt der 43-jährige Ukrainer bei der Eröffnung der Ausstellung "Maidan - Ukraine - Europa: Eine Revolution der Würde" im Krakauer-Haus in Nürnberg.
Von Seiten der Demonstranten Zwischen Momenten des stürmischen Protestes gibt es immer wieder Augenblicke der Ruhe und Stille zu sehen. Die meisten Bilder hat Musienko von der Seite der Demonstranten aufgenommen. Tagsüber ein Meer aus Menschen. Über ihnen wehen die blau-gelben Fahnen. In der Nacht ist er dabei, als sich die Aktivisten vor den Altar einer Kirche zum Schlafen auf den Boden legen. "Das Foto ist am 2. Dezember in der Michael-Kathedrale entstanden", erzählt Musienko und zeigt auf das Bild mit den erschöpften Aktivisten. "Später mussten in dieser Kirche die Verletzen operiert werden", erinnert sich der Fotograf. Beim Ausbruch der Proteste war Musienko nicht in seiner Heimatstadt.
"Als die Proteste vor einem Jahr losgingen, war ich in Vilnius." In der lettischen Hauptstadt wollte die Europäische Union mit der Ukraine eigentlich die "Östliche Partnerschaft" besiegeln. Aber der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch verweigerte die Unterschrift unter das Assoziierungsabkommen mit der EU. Die Studentenproteste eskalieren daraufhin und werden niedergeknüppelt. Daraufhin strömen immer mehr Menschen auf den Maidan, um für mehr Freiheit zu kämpfen. Auch Vladyslav Musienko eilt zurück nach Kiew um "diese unwiederbringlichen historischen Momente" festzuhalten. "Jeder Fotoreporter träumt davon, im Dschungel epochaler Ereignisse zu sein", sagt er. Er habe mit seinen Bilder zeigen wollen, "wie es wirklich" war. "Trotz aller Euphorie wollte ich objektiv bleiben."
Wie ein Fisch im Wasser Seine Fotos zeigen die Leidenschaft genauso wie den Wahnsinn. Wie ein Fisch im Wasser bewegt sich Musienko auf der Seite der Protestierenden. Ist dabei, wenn ein Mann im Rollstuhl dabei ist, Steine auf dem Boden zu trümmern, um sie nach dem Zerkleinern besser auf die Polizisten werfen zu können. "Von der anderen Seite, der Seite der Macht, war es kaum möglich zu fotografieren. Obwohl ich es immer wieder versucht habe", sagt er. Im nächsten Bild feiern die Menschen auf dem Platz eine Messe mit einem Priester unter freiem Himmel. Oder spielen Klavier, wie der maskierte Pianist-Extremist, auf dem Dach eines ausgebrannten Polizeibusses. "Überall wollte ich dabei sein. Überall alles schaffen und keinen Augenblick verpassen." Besonders als die Proteste immer blutiger wurden und nicht mehr nur Steine flogen. "Ich erinnere mich noch gut an den 18. Februar. Das war für mich das Schlimmste. Als da plötzlich eine große Überzahl von Sicherheitskräften mit Stöcken auf die Demonstranten zustürmte. Teilweise wurde auch geschossen. Das war vielleicht der dramatischste Moment, weil zu diesem Zeitpunkt alles hätte explodieren können", erzählt der Fotograf und erinnert an die vielen Opfer. "Es schmerzt mich sehr, das viele diesen hohen Preis für die Freiheit bezahlen mussten." Im Laufe der weiteren Demonstrationen hätte sich die Lage zum Glück entspannt, weil viele Polizisten anfingen, mit den Menschen auf dem Maidan zu reden. "Der Maidan hat die Menschen stark verändert. Der Kampf für die Freiheit hat die Ukraine verändert." Den "Helden des Maidan" habe Musienko seine Bilder deshalb gewidmet.
Die Ausstellung "Maidan - Ukraine - Europa: Eine Revolution der Würde" mit Fotografien von Vladyslav Musienko ist noch bis zum 2. Dezember im Krakauer-Haus in Nürnberg zu sehen. Nähere Informationen im Internet unter
krakauer-haus.de.