"Gold": Ein wirklich anständiger deutscher Western

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Nina Hoss auf dem Tripp in "Gold". Foto: Verleih
Nina Hoss auf dem Tripp in "Gold".  Foto: Verleih

Das war es schon. Mit "Gold" von Thomas Arslan ist der einzige rein deutsche Beitrag im Wettbewerb der 63. Internationalen Filmfestspiele gelaufen. Immerhin: Der "Germano"-Western über deutsche Abenteuer im Kanada des späten 19. Jahrhunderts bekam vom Publikum mehr als nur Anstandsapplaus.

"Gold" zählt nicht zu den schlechteren Filmen eines etwas zähen Festivalauftakts. Das ist gut. Dass nun nach "Gold" vom Gastgeberland nichts mehr kommt, ist weniger gut. In der Hauptrolle ist - inzwischen fast schon zu oft bei der Berlinale - Nina Hoss zu sehen. Sie spielt die Auswandererin Emily, die sich mit sechs anderen deutschstämmigen Mitstreitern auf den Weg zu den sagenumwobenen Goldfeldern von Dawson macht. Allerdings geht die Gruppe dabei ihrem gleichermaßen ahnungs- wie charakterlosen Anführer Wilhelm Laser (Peter Kurth) auf den Leim.

"Gold" ist definitiv besser, als man befürchten musste. Thomas Arslan, der es zum ersten Mal mit einem Film in den Berlinale-Wettbewerb geschafft hat, schuf einen wirklich brauchbaren, rein deutschen Western. Vom Mini-Budget merkt man nur wenig. Es gibt viele beeindruckende Landschaftsaufnahmen und eine stimmige Ausstattung.
Das hohe technische Niveau kaschiert allerdings, dass in der fast zweistündigen Geschichte manches zu vorhersehbar kommt und insgesamt ein bisschen wenig passiert.

"Les Misérables" wie gehabt
Außerhalb des Wettbewerbes, in der publikumsorientierten Sparte "Berlinale special", war "Les Misérables" zu sehen. Tom Hooper ("The King's Speech") inszenierte das Erfolgsmusical nach der Romanvorlage von Victor Hugo als üppig ausgestatteten Studiofilm. Shooting-Star Anne Hathaway spielt darin die zerbrechliche Fantine - eine Rolle, in der sie zu Recht als Favoritin für den Oscar der besten Nebendarstellerin gilt. Diese Nominierung ist nur eine von insgesamt acht für den Film.

Allerdings ist Hoopers Zweieinhalb-Stunden-Epos stilistisch ein bisschen einfallslos. Man kommt sich zu oft vor, als wohne man einer herkömmlichen Musical-Aufführung bei. Das ist nett, schauspielerisch engagiert, aber letztlich keine neue Sicht auf den alten Stoff.

Und dennoch: "Les Misérables" war einer der Glanzpunkte des ersten Berlinale-Wochenendes, der im brechend vollen altehrwürdigen Friedrichstadt-Palast auch stürmisch gefeiert wurde. Den größten Applaus bekamen - natürlich auch, weil sie vor Ort waren - Anne Hathaway und Hugh Jackman (der in der Hauptrolle ebenfalls für den Oscar nominiert ist).

Russell Crow, der vor zehn Jahren für "A Beautiful Mind" in Berlin umjubelt wurde, fehlte dagegen. Er spielt in "Les Misérables" eine der zentralen Figuren: den Polizisten Javert, der es sich im Gerechtigkeitswahn zur Lebensaufgabe gemacht hat, den ehemaligen Sträfling Valjean bis an dessen Lebensende zu verfolgen. "Les Misérables" kommt am Donnerstag, 21. Februar, in die deutschen Kinos, hoffentlich in einer nicht synchronisierten Version - sonst wäre das gesangliche Engagement der Hollywoodstars ja umsonst gewesen.