Mann stundenlang mit toter Schwester in Corona-Quarantäne - wieso kam Hilfe so spät?

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Luca Franzese vor dem Bett mit seiner toten Schwester Teresa: Sein Video-Hilferuf aus der Coronavirus-Quarantäne erschüttert zutiefst. "Italien hat uns allein gelassen", sagt er. Bild: Facebook/Screenshot
Luca Franzese vor dem Bett mit seiner toten Schwester Teresa: Sein Video-Hilferuf aus der Coronavirus-Quarantäne erschüttert zutiefst. "Italien hat uns allein gelassen", sagt er. Bild: Facebook/Screenshot

Ein Mann postet auf Facebook einen erschütternden Video-Hilferuf aus einer Corona-Quarantäne-Zone in Italien. Er sei mit seiner toten Schwester im Haus eingesperrt, er selbst sei infiziert, niemand helfe ihnen. Wie es scheint, sind Bestattungsunternehmen auf solch einen Fall nicht ausreichend vorbereitet..

Italien nahe Neapel am 8. März 2020, in der Corona-Quarantäne-Zone: Luca Franzese steht vor dem Bett in dem seine tote Schwester liegt, und weint, als er sein Video aufnimmt. "Gestern Abend ist meine Schwester gestorben. Der Grund dafür ist höchstwahrscheinlich Covid-19. Ich warte seit gestern Abend auf eine Rückmeldung der Behörden. Es hat sich niemand gemeldet ... Meine Schwester ist hier mit mir in diesem Bett. Tot. Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll."

Luca hat noch versucht, seine Schwester mit Mund-zu-Mund-Beatmung zu retten, nachdem sie infolge eines Krampfanfalls bewusstlos geworden war - vergebens. Seine Angst: Spätestens seit diesem Zeitpunkt ist er selbst ebenfalls mit dem Coronavirus infiziert.

"Dem Arzt war es egal"

Lucas Schwester Teresa war 47 Jahre alt, als sie an den Folgen der Coronavirus-Infektion starb. Ihr Testergebnis auf Covid-19 war positiv, wie Luca wenige Stunden nach der Aufnahme des ersten Videos erfahren hat. Seit 24 Stunden liegt sie nun tot in dem Bett, das man im Video hinter Luca sieht. Niemand hilft dem verzweifelten Mann. Er hat als erstes seinen Hausarzt angerufen, doch der kommt nicht: "Ich rief den Arzt an. Aber es war ihm egal. Sie war eine Risikopatientin, aber er kam nicht mal zum Haus, um nach Teresa zu sehen." Dann zählt Luca auf, wen er sonst noch zu erreichen versucht hat. Alles vergebens. "Italien hat uns allein gelassen", sagt er unter Tränen.

Mehr als 24 Stunden habe die Verstorbene in der Wohnung gelegen, bevor ein Bestatter vorbeikam, um den Leichnam endlich abzuholen, berichtet Luca Franzese in einem neuen Video.

Franzeses Fall offiziell bestätigt

Inzwischen, am 10. März 2020, hat auch der Regionalrat der betroffenen Region in Italien, Francesco Emilio Borelli, den Vorfall bestätigt. Laut ihm handelt es sich bei Teresa Franzese um die erste Patientin in Italien, die zuhause an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben ist und nicht in einem Krankenhaus.Die offizielle Todesdiagnose von Teresa Franzese lautet " Schwächeanfalls gestorben. Da die Frau Epileptikerin war, galt ihr Gesundheitszustand ohnehin als nicht besonders gut.

Doch warum lag die Tote so lange in der Wohnung, ehe sie abgeholt wurde? Borelli sagt, dass die Bestattungsunternehmen noch nicht wüssten, wie sie in einem solchen Fall vorgehen sollten. Deshalb habe man gezögert. Man werde den Fall untersuchen, versprach Borelli.

Ob der Hausarzt wirklich jede Hilfe verweigerte, wie von Luca Franzese in seinem ersten Video behauptet, und ob Luca nun ebenfalls mit dem Coronavirus infiziert ist, konnte bislang nicht bestätigt werden.

"Italien hat uns allein gelassen"

Die Lage ist katastrophal. Mehr als 10000 Menschen in Italien wurden offiziell als infiziert registriert, mehr als 630 Menschen sind bereits an der Coronavirus-Infektion gestorben (Stand: 11. März 2020). Ganz Italien ist abgeriegelt, es herrscht Ausnahmezustand, das Reisen wurde eingeschränkt, das öffentliche Leben ist weitestgehend lahmgelegt. Doch das Land bekommt die Coronavirus-Ausbreitung einfach nicht unter Kontrolle. Gesundheitssystem und Behörden sind heillos überlastet. Die Krankenhäuser, beispielsweise in der Lombardei, sind längst am Limit.

Lucas Video wurde auf Facebook bereits mehr als 7,7 Millionen Mal aufgerufen, 119.000-mal geteilt und über 15.000-mal kommentiert.

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