Die Hälfte der 24 Teams bei der Europameisterschaft setzen auf die Mithilfe eines Spielers aus den USA - allerdings mit wenig Erfolg. Im Halbfinale stehen nur Teams ohne auswärtige Unterstützung.
Was im Handball möglich ist, verbieten die Basketballer zum Glück. Sich eine Topmannschaft aus verschiedensten Nationen zusammenzustellen, wie es Katar bei der Weltmeisterschaft 2015 getan hat, erlauben die Regularien des Basketball-Weltverbandes Fiba nicht.
Zur Erinnerung: Im Januar zogen die Kataris mit einer Multi-Kulti-Truppe mit vier Spielern vom Balkan, einem Franzosen und einem Kubaner ins WM-Endspiel ein. Hier behielt dann jedoch Frankreich die Oberhand.
Im Basketball darf nur ein eingebürgerter Akteur pro Team auflaufen. Dies nutzen immerhin die Hälfte der 24 Nationen bei der Europameisterschaft aus. Wenn man die Aufstellungen durchforstet, findet man zwölf Amerikaner, die noch nicht lange die Staatsbürgerschaft ihrer Mannschaft besitzen.
Ein Ami schoss Russland zum Titel
Der bekannteste Fall in der Vergangenheit dürfte der Amerikaner J. R. Holden gewesen sein, der 2005 Russland im EM-Finale Sekunden vor Schluss zum 60:59-Sieg über Spanien geworfen hatte. Bei Geld hört dann eben manchmal auch die Feindschaft auf.
Die eingebürgerten Söldner werden geschätzt mit einem ordentlichen fünfstelligen Dollar-Betrag entlohnt, wenn sie sich im Sommer für eine Vorbereitung und eine Europa- oder Weltmeisterschaft plagen. Finanziell von Vorteil ist der europäische Pass auch in einigen Topligen Europas, in denen nur zwei US-Amerikaner pro Team erlaubt sind. Hier können diese Spieler ihre Verhandlungsposition deutlich verbessern.
Sportlich ohne Erfolg
Sportlich lohnt sich der Einsatz von Amerikanern bei der Europameisterschaft allerdings nicht wirklich. Bosnien-Herzegowina mit dem in Bamberg und Berlin bestens bekannten Alex Renfroe (kommende Saison München) schied in der Vorrunde ebenso aus wie Mazedonien (Richard Hendrix) oder die Ukraine (Jerome Randle).
Im Achtelfinale war für die Türkei (Ali Muhammed), Kroatien (Dontaye Draper), Finnland (Jamar Wilson), Belgien (Matt Lojeski) sowie Israel (mit D"or Fischer) und Polen Schluss. Viele Akteure haben zumindest den Bezug zu ihrer neuen Nation, da sie einmal bei einem Verein im Land gespielt haben. Der Pole A. J. Slaughter hat nie für einen polnischen Klub gespielt und nur einmal polnischen Boden betreten - als er mit Panathinaikos Athen in der Euroleague in Zgorzelec gastierte.
Der Liebe wegen neuer Bürger
Beim Neu-Israeli D'or Fischer, in der Bundesliga in Oldenburg und Bamberg bekannt, oder Blake Schilb, mit Tschechien im Viertelfinale, liegt die Sache etwas anders. Beide haben in ihren Ländern lange gespielt, sich verliebt und eine Einheimische geheiratet. Der Mazedonier Nikola Mirotic lebt seit seinem 15. Lebensjahr in Spanien, wurde mit 19 eingebürgert und gewann im gleichen Jahr bei der U20-EM Bronze und im Jahr darauf den Titel.
Sein Debüt im Männerteam verzögerte sich allerdings bis 2015, da die Iberer bis dahin dem aus dem Kongo stammenden Serge Ibaka den Vorzug gegeben hatten.
Sportlichen Erfolg haben allerdings bei der EM die Teams ohne Hilfe aus den USA. Die Halbfinalisten Spanien, Frankreich, Serbien und Litauen sowie die meisten Viertelfinalisten kommen ohne Manpower aus Übersee aus. Was sagt uns das?
Deutschland ärgert sich
Gute Jugendarbeit macht sich bezahlt. Ein Indiz - keine deutsche Jugendnationalmannschaft ist in diesem Sommer bei den Europameisterschaften aus ihrer Gruppe abgestiegen. Für Deutschland heißt es, den eingeschlagenen Weg weitergehen - und sich jetzt ein bisschen in den Hintern beißen. Gegen zwei der vier Halbfinalisten verlor das Team von Bundestrainer Chris Fleming nur ganz knapp. Ärgerlich, macht aber Hoffnung für die Zukunft.