"Bestimmt mal auf dem Golfplatz": Thomas Müller spricht über Bayern-Aus von Kahn und Salihamidzic

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Das emotionale Aus von Oliver Kahn sorgt weiter für Schlagzeilen und trübt den Titelgewinn des FC Bayern. Nun hat sich auch Thomas Müller zu den Personalien Kahn und Hasan Salihamidzic zu Wort gemeldet. Der Nationalspieler spricht von einem "chaotischen Jahr beim FC Bayern".

Update vom 02.06.2023, 15.30 Uhr: Müller über "chaotisches Jahr" beim FC Bayern

Nationalspieler Thomas Müller hat die vergangenen Monate als "das unruhigste Jahr meiner Karriere" bezeichnet. "Auch für mich war diese spezielle Saison mit der WM im Winter sehr intensiv. Obendrauf noch das chaotische Jahr beim FC Bayern", schrieb der 33-Jährige in seinem am Donnerstag verschickten Newsletter. Er freue sich auf den Urlaub. "Einfach mal andere Sachen zu machen steht ganz oben auf der Agenda", schrieb Müller. 

Auf die Freistellung von Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic unmittelbar nach dem Gewinn der Meisterschaft am vergangenen Samstag ging Müller in drei knappen Absätzen ein. Er bedankte sich für die gemeinsame Zeit mit dem Champions-League-Sieg 2020 als Höhepunkt. 

"Auch habe ich sie neben dem Platz als Menschen kennen gelernt. Und so habe und hatte ich immer einen guten Draht zu ihnen", schrieb Müller. "Dass ihre Freistellung im schnelllebigen Fußball-Geschäft so laufen könnte, ist völlig klar. Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Die beiden werde ich bestimmt mal auf dem Golfplatz treffen."

Trotz der Meisterschaft hatten die Bayern eine extrem unruhige Saison. Neben dem Personalbeben zum Abschluss gab es das Aus im DFB-Pokal und in der Champions League, den geräuschvollen Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel und zahlreiche weitere Nebenschauplätze.

Update vom 31.05.2023, 08.48 Uhr: Axel Kahn und Sepp Maier finden klare Worte

Auch Axel Kahn hat sich jetzt öffentlich zur Situation um die Entlassung seines Bruders beim FC Bayern zu Wort gemeldet. "Die Maßnahmen, die ergriffen worden sind, wie sie entschieden wurden, finde ich sehr respektlos", so Kahn. Der 57-Jährige ist sich außerdem sicher, dass die Entscheidung schon länger feststand und hätte sich gewünscht, "dass man Oliver früher infortmiert."

Als einen der Gründe für das abrupte Ende von Oliver Kahns Amtszeit gab Axel Kahn auch mögliche Differenzen mit Uli Hoeneß an: "Da prallen Alphatiere aufeinander, die sich dann vielleicht auch falsch verhalten". Auch für die Medien und insbesondere die Sky-Experten um Lothat Matthäus fand er klare Worte: "Oliver wurde monatelang durch den Dreck gezogen. Das ist zu viel." stellte der Ex-Fußballer und heutige Radiomoderator fest. "Wir müssen insgesamt ein bisschen mehr Respekt haben und schauen, dass wir das anders verarbeiten", sagte er abschließend.

Ebenfalls auf die Seite von Oliver Kahn stellt sich Bayern-Legende Sepp Maier. Der 79-Jährige, der Kahn lange Zeit als Torwarttrainer betreute, fand klare Worte für seinen Ex-Verein: "Das ist nicht mehr mein FC Bayern." Die Entlassung von Kahn und Hasan Salihamidzic, zwei Bayern-"Legenden", bezeichnete der Ex-Nationaltorwart in dieser Form als "unmenschlich".

Maier wandte sich aber auch an seinen ehemaligen Schützling und unterstellte ihm eine "Einzelkämpfermentalität", die zwar als Torwart funktionieren könne, aber nicht in einer Führungsposition beim FC Bayern. Bei all dem Wirbel um Kahns Person will Maier aber auch eine mögliche Rückkehr zum FC Bayern nicht ausschließen: "Ich kann mir Oli nicht bei einem anderen Klub vorstellen, das macht er auch nicht." 

Update vom 30.05.2023, 13.57 Uhr: Matthäus äußert sich zu Kahn-Aus beim FC Bayern

Nach dem Aus von Oliver Kahn als Vorstandschef des FC Bayern München sieht Lothar Matthäus den nicht vollständigen Rückhalt für den früheren Nationaltorwart als wesentliche Ursache. Auf die Frage nach Kahns größtem Fehler antwortete Matthäus in der Bild-Zeitung: "Sicherlich, dass er es nicht geschafft hat, den ganzen Club hinter sich zu bringen und somit auch von seinen Plänen zu überzeugen."

Der bisherige Sportvorstand Hasan Salihamidzic habe es nicht fertiggebracht, Hansi Flick als Trainer beim FC Bayern zu halten, sagte Rekordnationalspieler Matthäus, angesprochen auf dessen größten Fehler. Salihamidzic muss den deutschen Fußball-Rekordmeister wie Kahn trotz des elften Meistertitels in Serie verlassen.

Er sage dies nicht, weil der jetzige Bundestrainer Flick sein Freund sei, betonte der 62-Jährige. "Sie konnten sich unter anderem nicht auf Spieler verständigen, die zum FC Bayern passen. Hansi wollte zum Beispiel Florian Wirtz aus Leverkusen, Hasan nicht", erklärte Matthäus. "Flick hat das verkörpert, was dem FC Bayern zuletzt fehlte - und was er jetzt wieder sucht."

Es sei auch ein Fehler gewesen, nach dem Wechsel von Torjäger Robert Lewandowski zum FC Barcelona auf einen Mittelstürmer zu verzichten. Dem Kader fehle die Balance, aber auch "das Mia-san-Mia, der Zusammenhalt, das bedingungslose Miteinander, um Erfolg zu haben", sagte Matthäus.

Mit Blick auf personelle Veränderungen ergänzte der einstige Bayern-Profi: "Ein Neuner muss her, ganz klar. Dazu noch ein, zwei Mentalitätsspieler." Als einen möglichen Kandidaten für die Mittelstürmerposition nannte Matthäus den Serben Dusan Vlahovic von Juventus Turin.

Update vom 28.05.2023, 16.10 Uhr: Uli Hoeneß rechnet mit Kahn ab

 Bayerns Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß hat es rückblickend als Fehler bezeichnet, dass Oliver Kahn Vorstandsboss des Fußball-Rekordmeisters war. "Im Nachhinein muss man das so sagen", sagte Hoeneß dem Kicker am Montag. Kahn sei zwar ein hochintelligenter Mann und der Austausch mit dem früheren Nationaltorwart habe Spaß gemacht. "Die große Enttäuschung liegt darin, dass ich gedacht habe, er könnte das Amt qua seiner Persönlichkeit allein ausfüllen, doch er hat sich stattdessen mit seinen Beratern umgeben", kritisierte Hoeneß. 

Nach dem Gewinn der elften Meisterschaft in Serie hatten sich die Münchner am Samstag von Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic getrennt. Während die Freistellung von Salihamidzic in beiderseitigem Einvernehmen verlief, war die Trennung von Kahn nicht einvernehmlich. Hoeneß bezeichnete das Gespräch mit dem 53-Jährigen als "kein angenehmes" und stützte damit die bereits von Präsident Herbert Hainer dargelegte Version der Ereignisse. 

Kahn habe sich in dem Gespräch verbal auf seinen Nachfolger Jan-Christian Dreesen eingeschossen. Deshalb habe man ihm nahegelegt, nicht mit nach Köln zu reisen, um eine weitere Eskalation zu vermeiden, sagte Hoeneß und übte Kritik an Kahns Beratern. Sie hätten im Hintergrund für "katastrophal schlechte Stimmung" gesorgt. Das Image des FC Bayern habe gelitten, Südkurve und die mächtige Ultra-Vereinigung Schickeria wären an den Verein herangetreten mit der Aufforderung, dass es so nicht weitergehen könne.

Trotz all dem Wirbel will Hoeneß aber im Guten mit Kahn auseinandergehen. "Ich habe großen Respekt vor der Person, als Spieler hat er viel geleistet. Auch wenn er als CEO die Erwartungen nicht erfüllt hat, steht meine Tür für Oliver immer offen." Auch Kahn hatte nach ersten emotionalen Tweets versöhnliche Töne angestimmt und klärende Gespräche mit der Vereinsspitze angekündigt. 

Update vom 28.05.2023, 13.20 Uhr: Kahn soll bei Rauswurf ausgerastet sein

Die Trennung von Vorstandschef Oliver Kahn vom FC Bayern ist laut der Aussagen von Clubpräsident Herbert Hainer "nicht einvernehmlich" über die Bühne gegangen. "Das war sehr emotional, und wir konnten uns am Ende des Tages mit Oliver nicht einigen", sagte Hainer am Sonntag in München über das entscheidende Gespräch mit Kahn am vergangenen Donnerstag. Dann habe am Freitagabend der Aufsichtsrat des Fußball-Rekordmeisters getagt "und die Abberufung von Oliver Kahn beschlossen". 

Kahn widersprach kurz zuvor am Sonntag Medienberichten, laut denen er die Nachricht über seinen erzwungenen Abschied höchst emotional aufgenommen haben soll. "Die Behauptung, dass ich ausgerastet bin, als ich über die Abberufung informiert wurde, stimmt definitiv nicht", schrieb Kahn bei Twitter. Er habe am Telefon mit Hainer "ein ruhiges und sachliches Gespräch" geführt und sich "lediglich über diesen Aktionismus gewundert, warum diese Entscheidung nun vorgezogen wurde".

Die Bayern hatten die Trennung von Vorstandschef Kahn (53) und Sportvorstand Hasan Salihamidzic (46) unmittelbar nach dem Titelgewinn durch das 2:1 beim 1. FC Köln verkündet. Kahn war nicht beim Spiel und auch nicht bei der Meisterfeier. Hainer begründete das mit dem Ablauf am Donnerstag und Freitag. "Wir wollen alles tun, damit er auch in der FC-Bayern-Familie bleiben kann", sagte Hainer. "Es ist überhaupt keine Frage, dass wir respektvoll mit Oliver umgehen, aber da gehören auch beide Seiten dazu." Bei Salihamidzic sei die Trennung einfacher verlaufen.

"Am Samstagmorgen habe ich die Mitteilung erhalten, dass ich nicht mit zum Spiel kann. Auch diese Entscheidung habe ich ruhig entgegengenommen", schrieb Kahn am Sonntag. "Natürlich bin ich enttäuscht, aber ich freue mich wahnsinnig über diese Meisterschaft und freue mich für Mannschaft, Trainer und unsere Fans." Ursprünglich war die Aufsichtsratssitzung des Rekordmeisters mit Personalentscheidungen erst für Dienstag geplant gewesen.

Update vom 28.05.2023, 8 Uhr: Kahn und Salihamidizic äußern sich zu Aus

Oliver Kahn wurde laut eigener Aussage "untersagt", beim letzten Saisonspiel des FC Bayern in Köln dabei zu sein. "Ich bin unheimlich stolz auf euch und diese Leistung! Ich würde gerne mit euch mitfeiern", twitterte der als Vorstandschef der Münchner geschasste 53-Jährige am Samstagabend zur Meisterschaft an das Team. "Aber leider kann ich heute nicht bei euch sein, weil es mir vom Club untersagt wurde. Ich freue mich auf die nächste Saison. Da werden wir nicht nur zum 12. mal deutscher Meister werden! Lasst euch feiern!"

Später kritisierte Kahn den Verein nochmals dafür, ihn von der Meisterfeier ausgeschlossen zu haben. "Das war der schlimmste Tag meines Lebens, es mir zu nehmen, mit den Jungs zu feiern", sagte er "Sky 90".

Auf Kahn folgt Dreesen - aber wer wird Sportvorstand?

Über die Trennung von Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic (46) war praktisch unmittelbar nach dem 2:1 beim 1. FC Köln berichtet worden. Nachfolger von Kahn wird Jan-Christian Dreesen (55), ein neuer Sportvorstand steht noch nicht fest.

Salihamidzic hat mit Enttäuschung und Bedauern auf sein Aus beim FC Bayern reagiert. "Ich hätte natürlich gerne weitergemacht, weil ich mit dieser Mannschaft unbedingt nochmal die Champions League gewinnen wollte. Es ist eine richtig gute Mannschaft. Das ist für mich heute auch emotional keine einfache Situation", sagte der 46-Jährige nach dem 2:1 beim 1. FC Köln, mit dem sich die Münchner den elften Meistertitel in Serie sicherten. Kurz danach hatte der Fußball-Rekordmeister die Trennung von Salihamidzic und Vorstandschef Oliver Kahn öffentlich gemacht.

Salihamidzic zog ein positives Fazit seiner Zeit in München. "Ich habe viel gelernt. Der FC Bayern ist etwas Besonderes, ein Club, der immer Erfolg haben wird. Deswegen bin ich sehr stolz auf die Zeit", sagte er. Die aktuelle Mannschaft sei aus seiner Sicht "die beste in Europa". Auch wenn das Team am Ende der Saison "ein bisschen Probleme" gehabt habe, sei er überzeugt von dem Team: "Diese Arbeit war sehr gut. Ich glaube an die Mannschaft, sie wird in den nächsten Jahren die Champions League gewinnen."

Nach dem Urlaub stürzt sich Ex-Sportvorstand Salihamidzic in neue Projekte

In Zukunft wolle er erst einmal Urlaub machen und sich dann anderen Projekten widmen. "Ich hoffe, dass die Fans mich in guter Erinnerung behalten", sagte Salihamidzic. Zuvor wolle er sich mit der Meisterparty vom FC Bayern verabschieden: "Ich möchte einen schönen Abschied haben, weil das so gehört. Ich werde den FC Bayern im Herzen haben."

Er wünsche sich auch, dass der Technische Direktor Marco Neppe bei den Münchnern bleibe, sagte Salihamidzic. "Er bleibt erstmal da. Es kommt natürlich darauf an, wie es weitergeht. Er ist Teil des FC Bayern und das muss so bleiben."

Ursprungsartikel vom 27.05.2023

Der FC Bayern München zieht trotz des erneuten Gewinns des Meistertitels personelle Konsequenzen nach einer extrem unruhigen und sportlich nicht befriedigenden Saison. Vorstandschef Oliver Kahn (53) und Sportvorstand Hasan Salihamidzic (46) werden beim deutschen Fußball-Rekordmeister von ihren Aufgaben entbunden. Das meldeten am Samstag nach dem 2:1 der Münchner in Köln der Kicker und die Bild. Clubpräsident Herbert Hainer bestätigte dies offiziell.

Ursprünglich waren Zukunfts-Entscheidungen erst auf der auf den kommenden Dienstag verschobenen Aufsichtsratssitzung erwartet worden. Es soll aber nun schon zuvor eine außerordentliche Sitzung des Gremiums um Ehrenpräsident Uli Hoeneß gegeben haben. Nachfolger von Kahn soll Jan-Christian Dreesen (55) werden. Der Finanzvorstand sollte den Verein eigentlich in Kürze verlassen. Kahn fehlte am Samstag bereits im Kölner Stadion, eine Grippe wurde aus Vereinskreisen als Grund genannt. 

Kahn und Salihamidzic müssen gehen - Nachfolger steht schon fest

Der FC Bayern hat eine sehr unruhige Saison hinter sich, in der mit dem teuersten Kader sportliche Erfolge ausblieben. Zeitpunkt, Abwicklung und Kommunikation des vor zwei Monaten vollzogenen Trainerwechsels von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel sorgten intern und extern für Debatten. Kahn und Salihamidzic gaben kein gutes Bild ab. Tuchel hatte erst am Freitag angemahnt, dass das Vereinsgelände an der Säbener Straße in München wieder zu einem "Ruhepol" für die Mannschaft werden müsse. 

Der ehemalige Nationaltorhüter und Bayern-Kapitän Kahn war Anfang 2020 zum FC Bayern zurückgekehrt. Er wurde Vorstandsmitglied mit einem Fünfjahresvertrag. Vor zwei Jahren löste er den langjährigen Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge ab. Salihamidzic war auch ein erfolgreicher Bayern-Profi. 2017 wurde er überraschend Sportdirektor, drei Jahre später wurde er zum Sportvorstand befördert.     

Vorschaubild: © Sven Hoppe/dpa