Buch über Badgestaltung von Georg Reuss
Sie wünschen sich ein neues Bad? Dann ist der Rat, vorab im Buch "Schöne Bäder - es lebe das Detail" zu blättern, sicher nicht der schlechteste. Denn auch hier gilt, wie so oft: Die Fallstricke sind zahlreich und allemal besser ist es, sich vor der Ausführung zu informieren und einen Kopf zu machen, als hinterher Stückwerk zu ertragen.
Autor Georg Reuss aus Schönbrunn im Landkreis Bamberg schöpft aus 30-jähriger Berufserfahrung als Gas- und Wasserinstallateur. Unterstellt werden dürfen ihm Akribie und der Hang zur Dokumentation. Er hat Notizen aus der Praxis der Badgestaltung und unterhaltsame Anekdoten rund um den Kundendienst festgehalten, mit der Veröffentlichung ist der Schatz nun gehoben. Sein stärkster Trumpf ist, und damit wirbt Reuss, als Mann der Praxis zu wissen, wovon er schreibt, und so kommt das Buch auch an.
Wohltuend vor allem, dass dem Leser nicht, wie in Prospekten und Fachmagazinen, seitenweise auf Fotostrecken vorgeführt wird, was er sein Leben lang nicht haben wird: ein überdimensional großes Bad mit Badewanne in der Mitte. Die deutsche Wirklichkeit ist vielmehr das acht Quadratmeter große Bad, und davon geht Reuss in seinem Buch auch aus.
Platzmangel bedeutet aber nicht, dass hier nichts zu tun wäre. Der Autor zeigt auf, wie in punkto Ausstattung und Farbgebung ein heimeliges Bad entsteht und wie Kunstgriffe selbst dem undankbaren Schlauchbad eine neue Optik verleihen. So empfiehlt Reuss etwa, mehrere Lichtquellen auf verschiedenen Höhen zu verteilen, was das schmale Zimmer optisch größer erscheinen lasse. Darüber hinaus lenkten diagonal verlegte Bodenfliesen von der Länge des Raumes ab.
Ob klein, ob groß, sicher ratsam ist es, die wertvollen Tipps fürs neue Bad zu beherzigen: Festlegung des Budgets vor der Renovierung, Reduzierung aufs Wesentliche, Prüfung des Verbrauchs, Liebe zum Detail, Berücksichtigung von Pflege, Sicherung und Wartung sowie der Aspekt, das Bad mit wenigen Handgriffen in ein paar Jahren modernisieren zu können. Vorsicht vor Trendfarben - man denke an das kackbraune Bad, das heute wirklich keiner mehr haben will: Reuss empfiehlt, hier Fingerspitzengefühl walten zu lassen und daran zu denken, dass Fliesen nur mit viel Aufwand ausgetauscht werden können.
Für den Autor besteht die Kunst darin, mit einem straffen Budget ein Wohlfühl-Bad zu realisieren.
Zugleich liegt ihm das i-Tüpfelchen am Herzen: eine verspielte Beleuchtung, ein handgemaltes Bild, eine kuschelige Sitzgelegenheit - eben etwas, das das Bad einzigartig macht.
Steht viel Platz zur Verfügung, bedeutet das nicht unbedingt, dass die Planung des Bades einfacher ist. Mehr Raum, mehr Möglichkeiten, "genau deshalb ist es schwierig, eine optimale Aufteilung zu erzielen", schreibt Reuss. Trend sei "weg von der Wand", das Spiel mit dem Raum inklusive frei stehender Badewanne als Form von Luxus.
Das 114 Seiten starke Buch, reich bebildert und mit etlichen Zeichnungen versehen, spart nicht mit weiteren Tipps. Allein der vielen Anregungen wegen entpuppt es sich als nützlicher Ratgeber für alle, die sich in ihrem jetzigen Bad nicht mehr wohlfühlen.
Bei einigen Informationen stellt sich allerdings die Frage, ob der versierte Heimwerker noch folgen kann oder ob es nicht besser ist, die Angelegenheit gleich in fachlich qualifizierte Hände zu legen. Bei der Aufgabe, ob der Warmwasserspeicher das Vollbad ermöglicht und der angebotenen Lösung mit Hilfe des Mischungskreuzes würde ich mich für letzteres entscheiden.
Gerhard Beck