Ozonschäden schon heute an Bäumen sichtbar: Experten klären auf

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Ozonschäden sind schon heute an Bäumen sichtbar: Experten klären über Trockenheit und Dürre auf
Auch Bäume vertragen es nicht, wenn es im Sommer zu heiß wird. Ozonschäden sind schon heute an Bäumen sichtbar.
Ozonschäden sind schon heute an Bäumen sichtbar: Experten klären über Trockenheit und Dürre auf
Patrick Pleul/dpa/Symbolbild

Teilweise verlieren Bäume ihre Blätter bereits im Sommer. Experten klären auf, was dies alles mit Ozonschäden und der Dürre zu tun hat.

  • Ozonschäden an Bäumen sichtbar
  • Ist es wirklich zu trocken in Deutschland?
  • Wie wirkt sich Dürre auf den Wald aus?

Wenn es im Sommer extrem heiß wird, belastet das nicht nur uns Menschen. In der Natur lassen sich an vielen Stellen Auswirkungen der Dürre beobachten, wie beispielsweise ausgetrocknete Bäche. Bäume verlieren ihre Blätter teilweise schon im Sommer oder wurden braun. Der Grund für dieses Phänomen lässt sich unter anderem mit der Dürre und der Luftverschmutzung durch Ozon in Verbindung bringen. Experten klären auf.

Trockenheit in Deutschland: So wirkt sie sich auf die Bäume aus

Auswertungen des Deutschen Wetterdienst (DWD) zeigten, dass es im Jahr 2018 und 2019 zu wenig Niederschlag gab. Im Jahr 2021 hingegen waren die Niederschlagsverhältnisse wieder ausgeglichen. Die Besserung hielt allerdings nicht lange an: Für das Jahr 2022 wird wiederum von zu niedrigen Niederschlägen berichtet. Somit war 2022 erneut ein Dürrejahr. 2023 startete mit ausreichend Niederschlag im Durchschnitt. Regionale Unterschiede konnten bei der Niederschlagsmenge deutlich festgestellt werden.

In den nächsten Monaten lief es ähnlich ab: Die Niederschläge beschränkten sich auf bestimmte Regionen, während es in anderen zu einer starken Trockenheit kam. Da die Wintermonate insgesamt zu trocken waren, konnte das Defizit der Bodenfeuchte nicht in jeder Region ausgeglichen werden. Die aktuellen Werte der Bodenfeuchte im Verhältnis mit langjährigen statistischen Auswertungen kannst du im "Dürremonitor Deutschland" des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung finden.

Die Dürre macht nicht nur uns Menschen zu schaffen. Sie gilt als einer der wichtigsten Faktoren dafür, dass Bäume krank werden. Im Waldzustandsbericht der Bundesregierung wird bestätigt, dass der Wald in Deutschland sich in keinem guten Zustand befinden. Ganze vier von fünf Bäumen gelten als krank. In einigen Orten sind laut dem Bericht sogar ganze Bestände ausgestorben.

Schäden an Bäumen haben diverse Ursachen

Gegenüber Spektrum.de erklärt der Schweizer Waldökologe Dr. Pierre Vollenweider von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in Birmensdorf, dass bereits im September trotz der Wärme und einem regenreichen Sommer Stresssymptome an Bäumen beobachtet werden können. So kannst du beispielsweise schon jetzt teilweise Entfärbungen, Verfärbungen oder entlaubte Bäume sehen. Und das auch bei Baumarten, bei denen es für diese Jahreszeit keinesfalls normal ist. Buche, Fichte und Co. werden stark belastet. Im Nordalpenraum sei laut Vollenweider insbesondere die Rotbuche ein Sorgenkind. Die intensive Trockenheit im Jahr 2022 habe ihr einen großen Schaden hinzugefügt. Etwas verzögert reagiere sie nun, ähnlich wie viele andere Baumarten.

Der Waldökologe erklärt, dass neben den wiederholten Hitzeperioden auch weitere Faktoren Bäume belasten und zu den Veränderungen führen können. Welche das sind, hängt unter anderem von der Baumart und der Region ab. Eine Borkenkäferart sorgt beispielsweise dafür, dass Fichten mancherorts stark entlaubt werden. Wie die Forstwirtschaft in Deutschland erklärt, hat die Trockenheit zu einer massenhaften Vermehrung der Borkenkäferarten "Buchdrucker" und "Kupferstecher" geführt. In den sowieso bereits von der Dürre geschwächten Bäumen konnten die Borkenkäfer sich ideal vermehren. Befallenen werden vor allem Fichten. Allerdings können andere Borkenkäferarten beispielsweise bei der Weißtanne für Nadelverfärbungen sorgen.

Es kann noch aus anderen Gründen passieren, dass die Blätter der Bäume sich bereits verfrüht entfärben und abfallen. Diese können beispielsweise abiotische Schadfaktoren wie Spätfrost sein. Andererseits können auch sogenannte biotische Schadfaktoren wie ein Milben-, Insekten- oder Pilzbefall Grund für die Schäden eines Baumes sein.

Welche Rolle die Ozonschicht bei den Baumschäden spielt

Ein weiterer Grund, weshalb die Blätter von Bäumen sich verfärben und verfrüht abfallen, ist Ozon. Ozon ist ein aus drei Sauerstoffatomen bestehendes, instabiles Molekül. Der Deutsche Wetterdienst betont, dass Ozon in der Stratosphäre grundsätzlich erwünscht ist. Dort kann es als Ozonschicht das schädliche UV-Licht der Sonne absorbieren. In Bodennähe ist es jedoch als Umweltgift unerwünscht. Von Ort zu Ort ist die Ozonbelastung sehr unterschiedlich. Sie kann allerdings zu Reizungen der Atemwege, einer erhöhten Korrosion und Baumsterben führen. Das sogenannte "Bodenozon", das schädlich ist, entsteht vorwiegend an heißen Sommertagen in der Abluft größerer Städte. Hohe Ozonkonzentrationen gibt es daher oft in dicht besiedelten Regionen.

Ozonschäden an Bäumen können wir beispielsweise an Entfärbungen, Rötungen und braunen beziehungsweise bronzeartigen Verfärbungen des Blattes erkennen. Laut Vollenweider können Ozonschäden jedes Jahr, überall und in verschiedenen Baum- und Straucharten beobachtet werden. Auffällige Ozonschäden kannst du dem Waldökologen zufolge vor allem an der Rotbuche, der Hainbuche, der Salweide, dem Haselnussbusch oder dem Roten Hartriegel erkennen. Obwohl Hitzewellen die Ozonwerte ansteigen lassen, gab es laut dem Waldökologen im Jahr 2022 nur wenige Ozonschäden. Dies lässt sich damit erklären, dass die Bäume das Ozon nicht aufnehmen konnten. Die Hitze und Trockenheit führen dazu, dass die Bäume ihre Spaltöffnungen schließen. Folglich nehmen sie nur wenig Ozon auf. Aus dem Grund sind Ozonschäden im Mittelmeerraum nicht weit verbreitet.

Kehren Niederschläge zurück, können sich die Bäume allerdings wieder von der Hitze erholen. Auch eine kurzfristige Kühlung kann den Stress, der bei den Bäumen entsteht, verringern. Gibt es einen wiederholten Ozonschaden, könne dieser laut Vollenweider nach bisherigen Beobachtungen nicht zu einem Baumsterben führen. Allerdings vermutet der Experte, dass Ozonschäden andere negative Folgen wie beispielsweise ein niedriges Holz- und Wurzelwachstum oder eine verringerte Kohlenstoffspeicherung mit sich führen. Wie genau die langfristigen Effekte auf die Bäume aussehen, kann allerdings nicht mit Gewissheit vorausgesagt werden.

Fazit: Die Dürre setzt Deutschlands Bäumen zu

Bäume zeigen mittlerweile früher Schäden wie zum Beispiel Verfärbungen oder Blattausfälle auf. Als Ursache hierfür kommen verschiedene Faktoren infrage, darunter abiotische und biotische Einflussfaktoren. Hauptfaktoren sind aktuell die Hitzeperioden und damit einhergehende Ozonschäden. Wie genau sich der Lebensraum Wald zukünftig entwickeln wird, bleibt abzuwarten.

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