Bargeld-Tracking im Fokus: Was es mit der "Massenüberwachung" auf sich hat

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Die Anonymität des Bargelds hört da auf, wo Seriennummern mit Zeit und Ort erfasst werden. Mit der Sammlung und Speicherung dieser Daten wird Bargeld getrackt.

  • Warum Bargeld-Tracking in der Kritik steht
  • Wieso in die Privatsphäre eingegriffen wird
  • Wer diese Methode bereits einsetzt

Wer bezahlt was und wo? Diese Daten lassen sich mit Bargeld-Tracking nachvollziehen. Dazu werden die Scheine von Daten mit Seriennummern, Zeit und Ort erfasst. Der Bargeldfluss bleibt nicht weiter anonym: Daraus lassen sich Rückschüsse auf die Menschen ziehen, die das Geld ausgeben und wo sie sich befinden. Zudem wird offenbar, wer wofür sein Geld einsetzt. Datenschützer befürchten, dass durch diese Methode in die Privatsphäre eingegriffen wird. 

Was steckt hinter Bargeld-Tracking?

Die Daten, die die nachvollziehbaren Zahlungen liefern, sind nicht ohne. Denn sie verraten beispielsweise Vorlieben für Essen, legen Suchtkrankheiten offen oder verraten Affären. Persönliche Daten, auf die ohne das Bargeld-Tracking niemand Zugriff hätte. 

Das Bargeld-Tracking bedroht laut Luke Hoß, Bundestagsabgeordneter der Linken, die Privatsphäre, schreibt heise. Er hält nichts davon, immer weiter in die Privatsphäre einzugreifen und dies damit zu begründen, dass die Sicherheit im Vordergrund steht.

Beispielsweise warnt er davor, dass radikale Parteien, wenn sie an die Macht kämen, eine solche Methode für ihre Zwecke ausnutzen könnte. Bei einer AFD-Regierung könnte das Bargeld-Tracking missbraucht werden, unschuldige Menschen könnten verfolgt werden, gibt er gegenüber heise zu bedenken.

Daten erfasst – und wofür?

Das Unternehmen Elephant & Castle IP beschäftigt sich damit, wie die Seriennummern von Banknoten von Geldtransporten dokumentiert werden können. Die Geschäftsidee: Banknoten-Seriennummern werden mit Ort und Zeit erfasst, diese Daten werden ausgewertet und den Sicherheitsbehörden zum Verkauf angeboten

Gerrit Stehle, seines Zeichens Geschäftsführer des Unternehmens, sagt, dass diese Daten als "Sachdaten" vom Datenschutz ausgenommen wären. Denn diese Daten seien nicht personenbezogen. Allerdings räumt er gegenüber heise ein: "Sie besitzen eine gewisse Potenz, solche Informationen sollten nicht in privaten Händen liegen."

Seine Erkenntnisse verkauft er exklusiv Behörden. Auf diese Weise möchte er Ermittlern Zugriff auf entgeltpflichtige Softwarelizenzen gewähren. Eine Maschine, die geklaute Geldscheine auffliegen lässt, hat er sich sogar patentieren lassen. Vorstellbar wäre der Einsatz an Tankstellen. Automaten könnten dann Seriennummern von Geldscheinen mit Videobildern verknüpfen und Informationen wie Puzzleteile zusammen setzen, um beispielsweise Straftaten aufzudecken. 

Wie gefährlich ist Bargeld-Tracking für unsere Privatsphäre?

Auch die Bundesbank hat sich in die Diskussion um das Bargeld-Tracking eingeschaltet. Sie sieht in der Verwendung von Bargeld als anonymes Zahlungsmittel einen wesentlichen Vorteil für Kunden. Die Bank weist auf das Recht auf informationelle Selbstbestimmung hin. 

Manchmal wendet auch die Bundesbank das Bargeld-Tracking an. Im Jahr 2020 hat sich die Institution aber selbst auferlegt, Seriennummern nicht umfassend zu verarbeiten. Die Bundesbank prognostiziert aber, dass das Bargeld-Tracking in Zukunft zur Normalität gehören wird. 

Für das Tracking von Bargeld sind Banknoten-Verarbeitungsmodule notwendig. Wenn du einen Schein besitzt, ist dieser immer möglichem Tracking ausgesetzt. Geldtransportunternehmen scannen die Geldscheine und erfassen die Seriennummern

Welche Positionen vertreten Sicherheitsbehörden?

Die Polizei und der Zoll sehen in der Erfassung von Bargeld Chancen, Daten für ihre Zwecke auszulesen. Die Gewerkschaft der Polizei im Zoll hätte gerne ein Bargeld-Tracking, bei dem Daten von Banken und Geldtransportdiensten für Polizei- und Zollbehörden ausgelesen werden. 

Dabei könne dann zum Beispiel nachgewiesen werden, woher ein bestimmter Geldschein kommt. Beispielsweise könnten Straftaten, die im Zusammenhang mit Geldautomatensprengungen stehen, aufgeklärt werden. Der Vorsitzende der Gewerkschaft möchte ein Gesetz, das Bargeld-Tracking erlaubt sowie eine Seriennummern-Datenbank. 

Laut heise ist für 80 Prozent der Menschen in Deutschland die Anonymität des Bargelds ein wesentlicher Punkt, Bargeld zu nutzen. Mehr als 50 Prozent aller Zahlungen in Deutschland erfolgen mit Bargeld. Es gibt darüber hinaus Organisationen, die sich für den Erhalt von Bargeld einsetzen. 

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