Rundfunkbeitrag: Muss man ihn auch ohne Kabelanschluss zahlen?

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Nicht jeder nutzt die Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks - manche Haushalte haben nicht einmal einen Kabelanschluss. Wird der Rundfunkbeitrag trotzdem fällig?

Die meisten Haushalte in Deutschland zahlen regelmäßig Rundfunkgebühr. Diese liegt aktuell bei 18,36 Euro pro Monat, wird jedoch alle drei Monate gebündelt abgebucht. Dabei ist es tatsächlich unerheblich, ob ein Kabel-Anschluss vorhanden ist oder nicht. Zwar gibt es Möglichkeiten, sich vom Rundfunkbeitrag befreien zu lassen, diese allerdings greifen nur, wenn Rente und Einkommen besonders knapp sind. 

Selbst, wer keinen Fernseher, kein Radio und keinen Computer besitzt, ist vom Rundfunkbeitrag also nicht automatisch befreit. Neuerdings gibt es für alle, die ihre Gebühren per Einmalüberweisung begleichen, auch keine zweite Erinnerung mehr. Wer die Zahlung versäumt, muss mit einem sofortigen Bußgeld rechnen, daher ist nun besondere Vorsicht gefragt. Übrigens: Für eine Zweitwohnung zahlst du keinen Rundfunkbeitrag. Aber du bist verpflichtet, den Beitragsservice darüber zu informieren.

Wer entscheidet über die Höhe des Rundfunkbeitrags?

Aber warum müssen in Deutschland fast alle den Rundfunkbeitrag zahlen, auch wenn nicht alle die Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nutzen? Die Begründung für den sehr breit gefassten Kreis der Beitragszahlenden lautet beim Gesetzgeber so: Es sei davon auszugehen, dass jeder Bürger über irgendein Gerät verfügt, mit dem er öffentlich-rechtliche Medienangebote in Anspruch nehmen kann – und sei es nur ein Smartphone.

Der Beitragsservice selbst schreibt zu diesem sogenannten Solidarmodell: "Soli­darisch be­deutet dabei, dass alle Bürgerinnen und Bürger, Unter­nehmen, Insti­tuti­onen und Ein­rich­tungen des Ge­mein­wohls in Deutsch­land einen Bei­trag leisten, damit alle profi­tieren können. So­mit tragen Sie da­zu bei, dass auch in Zu­kunft ein un­ab­hängiges, hoch­wertiges und viel­fältiges Programm mög­lich ist."

Wie hoch der Rundfunkbeitrag ist, legt die sogenannte Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) fest, nachdem alle Rundfunkanstalten ihren Finanzbedarf für den Zeitraum ermittelt haben. Die KEF gibt dann in einem Bericht eine Empfehlung ab, auf deren Grundlage die Ministerpräsidenten der Bundesländer die Beitragshöhe beschließen.

Gibt es eine Rechtsgrundlage für die Rundfunkgebühr?

Im Jahr 2013 fand eine Systemumstellung von der geräteabhängigen Rundfunkgebühr auf den geräteunabhängigen Beitrag statt. Damit ist die Unterscheidung zwischen Grundgebühr und Fernsehgebühr entfallen und es ist egal, wie viele Personen in der Wohnung leben oder welche Anschlüsse vorhanden sind. Der Rundfunkbeitrag ist im privaten Bereich für jede Wohnung (Haushalt) und im nicht privaten Bereich für jede Betriebsstätte und jedes Kraftfahrzeug zu entrichten. Die Beitragshöhe liegt aktuell bei 18,36 Euro im Monat.

Seit 2013 ist ebenfalls der Rundfunkgebührenstaatsvertrag (RBStV) in Kraft. Geschlossen ist er zwischen allen 16 deutschen Bundesländern. Er regelt die Erhebung von Rundfunkbeiträgen durch die neun in der ARD zusammengeschlossenen öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalten sowie ZDF und Deutschlandradio.

Der Beitragseinzug erfolgt durch den ARD-ZDF-Deutschlandradio-Beitragsservice, die Vorläuferorganisation nannte sich Gebühreneinzugszentrale (GEZ). Sitz ist weiterhin in Köln, und zwar im Freimersdorfer Weg 6. Laut dem Beitragsservice lagen die Erträge aus dem Rundfunkbeitrag 2024 bei circa 8,74 Milliarden Euro. Das bedeute ein Minus von 3,14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2023: 9,02 Milliarden Euro). Rund 46 Mio. Haushalte zahlten 2024 den Rundfunkbeitrag. 2,4 Mio. waren befreit oder erhielten eine Ermäßigung. 

Wer hat Anspruch auf Befreiung von der Rundfunkgebühr?

Es gibt einige Gruppen, die sich dich allerdings laut RBStV vom Rundfunkbeitrag befreien lassen können oder eine Ermäßigung erhalten. Dabei handelt es sich um Bürgergeldempfänger, Sozialhilfeempfänger (Grundsicherung), Pflegebedürftige, Asylbewerber, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz empfangen oder Studierende und Auszubildende, die BAföG beziehen und nicht bei ihren Eltern wohnen. Um sich befreien zu lassen, musst du einen Antrag einreichen und diesen mit entsprechenden Nachweisen versehen. 

Wie wird Rundfunkbeitrag berechnet und aufgeteilt?

Als der Rundfunkbeitrag 2013 startete, lag er bei 17,83 Euro im Monat. 2021 wurde er auf 18,36 Euro monatlich angehoben, und eine weitere Erhöhung wird seit längerer Zeit heiß diskutiert. Laut ARD-Informationen erhalten aktuell die Landesrundfunkanstalten der ARD – die sogenannten "Dritten Programme" – den größten Anteil des Beitrags.

Vom Rund­funk­beitrag ent­fallen auf (Anteil am Monatsbeitrag): 

  • ARD: 12,78 Euro
  • ZDF: 4,69 Euro
  • Deutsch­land­radio: 0,54 Euro
  • Landes­medien­anstalten: 0,35 Euro

Rundfunk ist in Deutschland laut Grundgesetz Ländersache. Dies gilt auch für die Aufsicht über den Rundfunk. Daher gibt es in fast jedem Bundesland eine Landesmedienanstalt, die sich über den Rundfunkbeitrag finanziert. 

Warum fordert der Beitragsservice einen Hund zur Zahlung auf?

Manchmal erreicht eine Zahlungsaufforderung der Rundfunkanstalten nicht immer die richtigen Empfänger. So sollte ein Hund aus München für Fernsehen und Radio zahlen. Sein Frauchen reagierte mit Humor. "Mein Hund Urax vom Paradies hat mir glaubhaft versichert, keine Firma und/oder Betriebsstätte zu betreiben und weigert sich deshalb auch, einen Rundfunkbeitrag zu zahlen", antwortet sie laut dpa-Bericht per Einschreiben auf die Zahlungsaufforderung.

Aber wie kam der Beitragsservice überhaupt auf den Hund? Nach Meinung der Besitzerin sei wohl die Internetseite entdeckt worden, die sie für den ungarischen Magyar Vizsla eingerichtet hat, als dieser noch ein Deckrüde war. Sie vermutet, dass der Beitragsservice den Hund deshalb für einen Unternehmer hielt und ihm einen Fragebogen schickte. 

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